Viel wird berichtet über die Midterm Wahlen in den USA. Ich werde euch eine Zusammenfassung mit extra Hintergrund-Info zum Thema geben. Einfach damit ihr das besser einstufen könnt.
In der Regel wird in einer Midtermwahl der amtierende Präsident abgestraft. Persönlich halte ich ja die grundsätzliche Rache-Wahl für absoluten Kindergartenkram, aber das ist eine andere Geschichte. Es ist nun einmal so, dass die Amerikaner seit langer Zeit in den Midterms gegen den Präsidenten wählen.
Um dieser „Rache“ Aktion ein wenig die Schärfe zu nehmen, weise ich daraufhin, dass in den Midterms für gewöhnlich nur die Politik-Nerds und -Fanatiker wählen. Für gewöhnlich.
Schaut man sich die Zahlen so an, dann wechselten im Schnitt seit 1980 in jeder Midtermwahl 23 Abgeordnetensitze im Reprästentantenhaus die Farbe und 3,6 (hüstel) Senatorensitze. Und zwar eben in den allermeisten Fällen weg vom amtierenden Präsidenten. Was dann gerne auch mal bedeutet, dass die Mehrheiten weg sind und das weitere Regieren deutlich schwieriger wird. „Lame Duck“ und so. Habt ihr sicher schon gehört.
Repräsentantenhaus
Nur noch mal kurz zur Orientierung. Das Repräsentantenhaus hat 435 Sitze und alle davon werden alle zwei Jahre gewählt. Das ist schon ein wenig häufig und es gibt da auch Kritik dran, weil die Leute, kaum, dass sie sich eingearbeitet haben, gleich wieder im Wahlkampf sind.
Senat
Im Senat sitzt man, wenn alles glatt geht, für 6 Jahre. Der Stabilität halber wird alle zwei Jahre eben nur ein Drittel der Sitze neu gewählt. Was Senatssitze verschiebetechnisch etwas schwieriger macht.
Denn, stehen zum Beispiel in einem, frei erfundenen Jahr, hauptsächlich Sitze zur Wahl, die zu diesem Zeitpunkt von Republikanern gehalten werden und dem gegenüber nur wenige Sitze, die sich in Demokratenhand befinden, dann ist es ja sehr schwer überhaupt mehrere Sitze dazuzugewinnen, wohingegen es natürlich in der Natur der Statistik liegt, dass, sie selber viel mehr Sitze verlieren können, weil einfach viel mehr auf dem Wahlzettel stehen.
Senatorenwahlen sind somit nicht alle 2 Jahre gleich und eben die Wahlergebnisse nicht immer eins zu eins vergleichbar. Weil immer ein anderes Drittel antritt.
Wollt ich nur mal anfügen, damit ihr es gehört habt.
Aber trotzdem: statistisch wechseln alle 2 Jahre 3,6 Senatoren die Farbe. Hab’ ich ausgerechnet. (gültig für die Zahlen ab 1980)
2020
So.
Nach der Wahl 2020 hatten die Demokraten mit 222 Abgeordneten eine Mehrheit im Repräsentantenhaus. Aber halt eine Dünne. 435 Sitze bedeutet: 218 und du hast die Mehrheit. 222 bedeutet für die Midterms dann; die Anderen müssen dir nur 4 Sitze wegnehmen und du bist raus aus dem Spiel. Wenn man bedenkt, dass im Schnitt aber über 20 Sitze Farbe wechseln, dann ist klar, warum die Republikaner von vornherein siegessicher waren.
Die Inflation, der unbeliebte Präsi und die Migration
Dazu kommt noch etwas: Die Inflation. Mehr noch als die Bevölkerung in Europa schielen die Amerikaner auf die Wirtschaft, auf den Preis von Benzin, auf den Preis .. vom Leben. Ihr System hat nicht so viele Schutzpolster wie bei uns und die Amerikaner spüren es viel härter, wenn die Wirtschaft ins Stocken gerät.
Da zur Zeit das Leben, zwar nicht nur in Amerika, teurer und schwieriger wird, zeigen eben alle mit dem Finger auf den Präsidenten. Der ist ja schuld. Die Republikaner mussten gar nicht viel tun, sie konnten sich hinsetzen und zuschauen. Dazu die Trump-Basis-Fans, die bis heute Joe Biden die Wahl nicht zuerkennen, sprich jede Menge Wahlbetrug-Geschichten rund um die Uhr und dann noch ein wenig Migration zum Drüberstreuen.
Interessant zu beobachten war, wie die Themen von den Republikanern und ihrer Medienblase vorgegeben und eigenartigerweise von den restlichen Medien übernommen wurden. Es ging plötzlich nicht mehr um die Abtreibung oder die bedrohte Demokratie. Alle redeten nur mehr von der Inflation. Dazu die atemberaubend schlechte Beliebtheitswerte des Präsidenten. Die Republikaner haben sich die Hände gerieben. Die „rote Welle“ schien gar nicht mehr verhinderbar. Sie würden auf alle nur erdenklichen Posten ihre Wahlverweigererlügenfreunde setzen und dann .. ja .. nie wieder eine Wahl verlieren. (Und ja, bitte das hat ein Kandidat auch so ausgedrückt!).
Und dann kam keine Welle
Im Senat haben die Republikaner sogar einen Sitz verloren. Und das weil es sich um, verzeiht mir den entmenschlichten Ausdruck, schlechtes Kandidatenmaterial handelte. D.T. hatte eine Fernsehcelebrity erwählt, der nicht einmal in dem Bundesstaat daheim war, in dem er kandidierte, und der auch .. nicht wusste, wo dieser genau liegt. Dr. Oz war schlicht kein guter Kandidat. Aber Senatorensitze schmerzen sehr, wenn man sie so billig hergibt.
Und im House?
Nun, seit ein paar Tagen haben die Republikaner jetzt 218 Stimmen. Und es werden wohl noch ein paar mehr werden.
Und das ist ein Tritt in die Eier. Excuse my french.
Noch mehr: Das Wahlergebnis hochgradig beeinflußt haben, soviel weiß man mittlerweile, eine überdurchschnittliche Zahl an jungen Wählern und Frauen. Das liest man doch immer gerne.
Und hier noch ein paar Extras
Und zu guter letzt noch eine Schluß Gute Nachricht:
Alle, die verloren haben, haben das anerkannt.
Habt ein schönes Wochenende ihr Lieben!