Filmempfehlung: Journalismus, der die Welt verändert

Wenn unsereiner sich hinsetzt und Zeitung liest, dann ist das in zu einem großen Teil Berichterstattung oder auch mal Kommentare. Also entweder fassen die Reporter zusammen, was sie zu einem aktuellen Thema zusammengetragen haben oder sie interpretieren es in einem Kommentar. Der Großteil der Dinge, die da berichtet werden spielt sich – und das ist wesentlich – im offenen Tageslicht ab. Soll heißen, jeder, der bei der Pressekonferenz war oder der den Facebook-Post des Ministers gelesen hat, weiß was der gesagt hat. Oftmals haben Reporter auch Kontakte in die Ministerien hinein und erfahren so auch mal, was im Vorraus. Sie erfahren also mehr als Otto Normalverbraucher. Zu beachten ist dabei halt, dass die Informationen mehr oder weniger leicht zugängig sind.

Aber dann gibt es eben all jene Dinge, die man nicht sieht. Noch schlimmer, Dinge die man nicht sehen soll, die verborgen werden. Aktiv. Dinge, die die Öffentlichkeit nicht erfahren soll, weil jemand Job, Geld oder beides verlieren könnte. Die größte Angst aller Korruptos ist doch die, dass es rauskommt. Und dafür ist nun mal die Presse zuständig. Ergo: Angst vor der Presse. MERKE: Nicht umsonst ist das Erste, was man auf dem Weg zum Diktator macht, die Presse auszuschalten.

So ein Investigativ Team hat also eine echte Funktion. Es deckt auf. Und wie genau diese Arbeit so aussieht, das Ganze so abläuft, wird immer wieder mal verfilmt. Heute stelle ich euch vier Filme vor, die allesamt wahre Ereignisse nachzeichnen und so dokumentieren, worum es in manchen Medien eigentlich geht (nicht in allen). Wir haben diese Filme unseren Kids ganz bewußt gezeigt, weil sie nämlich nur am Rand mitbekommen haben, welche Rolle der Spiegel und der Falter hatten, in der ganzen Strache Unterleiberl-Gschicht. Und weil ich es für wichtig halte, dass sie die Aufgabe der Medien in einer Demokratie vollumfänglich verstehen.

Gemma’s chronologisch an:

Die Unbestechlichen (All the President’s Men)

1976; Robert Redford, Dustin Hoffman – 4 Oscars

Das Paradebeispiel an investigativer Arbeit ist und bleibt wohl auf ewig die Geschichte von Bob Woodward und Carl Bernstein und der Watergate Affäre. Eine Detektivgeschichte mit jeder Menge Recherchearbeit noch ganz ohne Computer. Zum Schauen ein bissi anstrengend, weil für heutige Verhältnisse langsam erzählt. Die Dramaturgie ist eine stille. Aber, dass es sich um eine große Welle handelt, die die beiden lostreten, bleibt einem nicht verborgen. Auch die Jungen in meiner Familie sind bis zum Schluß vor dem Bildschirm geblieben. Pflichtfilm eigentlich.

zu sehen bei: Amazon Prime (mit Aufpreis), Apple TV (mit Aufpreis) – Stand Ende Jänner 2023

Spotlight

2015; Michael Keaton, Mark Ruffalo, Rachel McAdams – 2 Oscars

Das Investigativ-Team des Boston Globe (dessen Name „Spotlight“ ist) deckte 2002 Kindesmissbrauch im großen Stil in der katholischen Kirche in den Vereinigten Staaten auf. Sie schrieben damit gegen die Macht der Kirche an, die in Boston offensichtlich groß ist/war. Diese Berichte lösten wiederum eine Welle gigantischen Ausmaßes aus. Rund um die Welt wurden danach zig Tausende Fälle bekannt. Die Konsequenzen für die Täter waren leider überschaubar, aber das macht die Veröffentlichung nicht wertlos. Der Film schildert die Schwierigkeiten Opfer zur öffentlichen Aussage zu bekommen oder wie schwierig es ist auch nur irgendeine Form von Dokumentation aus einer Institution zu bekommen, die in beinaher jeder Form außerhalb des Gesetzes tätig ist, will sagen, für die offensichtlich andere Regeln gelten. Erschütternder, wunderbarer Film!

zu sehen bei: Amazon Prime (mit Aufpreis), Sky Store (mit Aufpreis) – Stand Ende Jänner 2023

Die Verlegerin (The Post)

2017; Meryl Streep, Tom Hanks – Regie: Steven Spielberg

Dieser Film hat mehr als „nur“ die Journalismus Seite einer Story zu bieten. Er erzählt nämlich auch die Geschichte von Katharine Graham. Sie hatte nach dem Selbstmord ihres Mannes die Führung der Washington Post übernommen, Anfang der 70er. Bis heute ist die Medienbranche fest in männlicher Hand und noch heute gilt sie als toxisch gegenüber vielen Frauen. Wie das damals wohl gewesen sein mag, kann man, will man sich aber eigentlich nicht, vorstellen. Der Film zeigt eine zarte Interpretation von Grahams möglichen Erlebnissen. Währenddessen die gesamte amerikanische Medienwelt gegen Präsident Nixon kämpft. Die „Pentagon Papers“ waren eine interne Studie über den Vietnamkrieg, die darstellte ab welchem Zeitpunkt die Regierungen (es waren am Ende 4 verschiedene) der Vereinigten Staaten fix wussten, dass der Krieg nicht mehr gewonnen werden konnte. Und sie trotzdem noch tausende junge Männer in den Tod schickten. Der Film ist spannend und wirklich gut gemacht. Absolute Empfehlung… außerdem spielt Meryl Streep mit … ich Fan!

zu sehen bei: Amazon Prime (mit Aufpreis), Sky Store (mit Aufpreis), Apple TV (mit Aufpreis) – Stand Ende Jänner 2023

She Said

2022; Zoe Kazan; Carey Mulligan

Dieser Film hier ist für jede Frau Pflicht – finde ich. Frauen, die gegen einen der mächtigsten Männer in Hollywood antreten (Harvey Weinstein, für die, die sich nicht sicher sind, um wen es geht). Eine Regisseurin. Frauen in den Hauptrollen. Dazu das Thema sexuelle Gewalt gegenüber Frauen. Der Artikel, den Jodi Kantor und Meghan Twohey, zwei Journalistinnen der New York Times, schrieben, hat die MeToo Bewegung ausgelöst. (Naja, genau gesagt hat der Artikel die Welle erneuert und zu neuer Größe getrieben.) Diese Bewegung hat meinem Mann die Augen geöffnet und sehr viel mehr Menschen erreicht. Dieser Artikel, diese Geschichte ist für die Frauen dieser Welt … ich sag’s mal beruhigt und still … wahnsinnig wichtig! Schaut euch den an. Es ist nämlich nicht leicht durch diesen Mantel aus Schweigen und Macht zu brechen! Und wir sollten alle wissen, was es bedeutet, wenn frau sich aufrafft und sagt: „Okay, dann decken wir das mal auf!“ Und gerade die jungen Frauen sollten das lernen. Und die alten Frauen – und natürlich auch die Männer, denen diese Sache ein Anliegen ist – sollten breitbeinig VOR den Jungen stehen! GRRRRRRRR! Pflichtfilm.

zu sehen: derzeit noch nur im Kino! – Stand Ende Jänner 2023

Am besten ist man schaut alle vier Filme, schön der Reihe nach. Jede Woche einen! Kein Schmäh.