Die ersten 7 Teile meiner Serie habe ich den Dingen gewidmet, die im Hintergrund ablaufen, wenn euer Kind am Computer sitzt. Abläufe, von denen irgendwie alle wissen, die sie aber dann doch nicht so recht verstehen und daher nicht wirklich einschätzen können.
Heute fange ich an mit den Dingen am Computer, die ihr vermutlich bereits kennt und die auch „einfacher“ zu verstehen und zu ändern sind.
Online Games, Apps, ob am Tablet oder am Computer oder auch einfach unterwegs am Smartphone. Kinder spielen.
Grundsätzlich sei zum Spielen am Computer folgendes gesagt. Wir schreiben 2016. Kinder spielen heute am Computer. Das gehört dazu. Sich davor zu verschließen, halte ich für kontraproduktiv. Eure Kinder werden mit Spiele-Apps in Berührung kommen. Früher oder später.
Daher ist es notwendig sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und sich ein wenig Gedanken zu machen.
Persönlich halte ich es für besser, wenn man selber aktiv in dem Thema ist und nicht reaktiv. Soll heißen, es ist besser, ihr gebt das Thema vor und nicht der Nachwuchs. Es ist besser, ihr führt das Thema Computer-Spiele ein und am Besten gleich eine Handvoll grundsätzlicher Regeln dazu, als dass euch euer kleiner persönlicher Haudegen eines Tages mit einem Haufen Fachausdrücke und einer Bitte-installieren-Liste aus dem Spiele-NeinDanke-Tiefschlaf reißt.
Hinterherhinken ist nämlich anstrengender. Davon bin ich überzeugt.
Als Eltern gilt es grundsätzlich folgende Themen/Gesichtspunkte im Auge zu behalten:
1.) WAS spielen die Kinder
Spiel ist nicht gleich Spiel. Nicht jedes Kind, das am Computer spielt, versaut sich gerade die jugendliche Psyche mit einem Ego-Shooter. Und ja, es gibt Spiele, die sollten auf keinen Fall gespielt werden, wenn die Spielerin jünger als das empfohlene Mindestalter ist.
Aber es gibt auch einen Haufen Spiele, die nicht nur Spiele sind, sondern gleichzeitig ausnehmend lehrreich. Das Angebot reicht vom ABC-Spiel am iPad über naturwissenschaftliche inspirierte Tierweltapps bis hin zu Spielen, in denen man unauffällig programmieren lernt – nebenher quasi.
Das Angebot ist reichhaltig, vielfältig um nicht zu sagen absolut unüberschaubar.
Nun gilt:
Ihr kennt euer Kind am Besten. Ihr wisst, wieviel Musik und Action es verträgt (das macht einen beachtlichen Teil möglicher Belastung aus). Ihr wisst wieviel Spielestress eure kleine Prinzessin verkraftet bzw. sogar braucht (denn manchmal geht’s halt rund. Selbst am Ponyhof).
Worauf ich hinaus will? Klar, oder? Ihr solltet testspielen. Warum? Nun ja, es ist langfristig absolut wünschenswert, wenn ihr euch als Vertrauensperson und Könner bei euren Kindern etablieren könnt. Schließlich geht es auch darum, dass, falls mal etwas schiefgeht (vom total zerstörerischen Computerabsturz, bis zum Mobbing im Kinder-Chat), ihr diejenigen seid, an die sich euer Kind wendet.
Um dieses Ziel zu erreichen solltet ihr – unter anderem – eine gewisse Grundkompetenz besitzen.
Ihr müsst dafür nicht html programmieren, es geht im Wesentlichen darum nicht wie die Kuh vor dem Scheunentor zu stehen, wenn Fehlermeldungen oder spielerische Herausforderungen zu meistern sind.
Testspielen hat den Vorteil, dass ihr einerseits seht, was genau euer Kind da vorgesetzt bekommt und andererseits ihr die eine oder andere spielerische Hürde selber mal meistern könnt/müsst oder auch nicht 😉
Erinnert euch an eure Kindheit und wie wichtig es war, das jemand wusste, wie man den Rubik-Würfel hinkriegt. Und Eltern, die das wussten, waren beyond cool.
Die Games und Apps heute sind der neue Rubik Würfel.
Also spielt. Zunächst mal um zu testen. Gebt ihr ein Spiel nach dem Testen frei, dann spielt es auch mal mit den Kids (wenn es ein Multi-Player-Game ist). Aber Vorsicht, ihr könntet daran Gefallen finden.
Ist euer Kind aus der Baby-Anfänger Stufe raus und wünscht sich ein ganz bestimmtes Spiel, dann geht ins Netz. Lest nach, was für ein Spiel das ist. Schaut euch die Community dazu an. Sind das Teenies oder sind das 20-jährige? Wie fühlt sich das an? Passt das schon für euer Kind? Geht auf Youtube und checkt die Videos, die dort zu dem Spielnamen auftauchen. (es gibt zu jedem Spiel eine Horde Youtuber. Es ist verrückt, aber man kann sich so ein Bild machen. Wer das so spielt und um welche Sorte Spiel sich es handelt)
Und natürlich: ladet das Game runter, legt einen Account an und schaut euch an was das ist. Spielt! Vereinbart eine Zeit (Tage, 1 Woche etc.), die ihr Zeit habt das Spiel zu testen.
Kinder sind sehr unterschiedlich. Daher kann man kaum generelle Empfehlungen geben. Achtet auf Altersbeschränkungen! Die sind schon nicht schlecht. Bleibt offen, wenn Neues auf euch zu kommt und beobachtet euer Kind! Und gegebenfalls reagiert. Manchmal muss man ein Spiel auch löschen oder „auf nächstes Jahr“ verschieben.
Eines noch:
meiner Erfahrung nach ist ein beträchtlicher Haufen an Game-Apps grenzenlos stupide und öd. Ich meine: die sind richtig fad!
Will die kleine Prinzessin aber unbedingt digital Hunde frisieren oder dergleichen, dann lasst sie das tun! Es ist für die Kids auch wichtig zu wissen, dass nicht jedes Spiel der totale Hammer ist und Spannung und Action auf 27 Levels bietet. Ihr werdet erleben, dass derlei Öd – Apps nach kurzer Zeit zu digitalen Staubfängern werden (hihi!). Kinder haben auch das Recht scheinbar unnötiges Zeugs zu spielen.
Nächste Wochen geht es um die Zeit, die vor dem Bildschirm verbracht wird.
Bis dann!
Mehr aus dieser Serie:
Kinder und Internet – Teil 7 / Was kann ich tun?
Kinder und Internet – Teil 6 / Die Filterblase
Kinder und Internet – Teil 5 /Algorithmen
Kinder und Internet – Teil 4 / Online Marketing
Kinder und Internet – Teil 3 / Drittanbieter
Kinder und Internet – Teil 2 / Cookies
Kinder und Internet – Teil 1 / Intro