Gehe nie mit einem Teenager shoppen!
Auch oder besonders nicht in „Not“situationen. Die Eltern-Teenager-Combo ist grundsätzlich nicht zum Shoppingerlebnis geeignet. Unterschiede im Geschmack werden dabei schmerzhaft offenbar. Dazu kommt, dass die größere Zahl der Teenager noch keine Ahnung hat, was ihnen steht und was eben nicht. Gepaart mit der Ironie des Lebens, dass es Teenagern nicht gegeben ist, einem Elternteil jedwede Kompetenz zuzuschreiben, läßt erkennen, dass lösungsorientierte Zusammenarbeit grundsätzlich auszuschließen ist.
Daher gilt: Gehe nie mit einem Teenager shoppen!
Sollte es aus irgendwelchen unglücklichen Gründen trotzdem zu einem gemeinschaftlichem Shopping „Event“ kommen, gilt es bestimmte Regeln einzuhalten.
- Man weise grundsätzlich auf keine Kleidungsstücke hin oder hebe eines in irgendeiner Form hervor. Jedes vorgeschlagene Stück ist damit nämlich ziemlich sicher sofort aus dem Rennen.
- Man halte sich bevorzugt nicht in der Nähe des Nachwuchses auf. Auch empfiehlt es sich, wenn notwendig, diesen nicht zu beobachten. Das kann zu überraschend heftigen Reaktionen führen. Will man den Teeanger trotzdem im Auge behalten, empfiehlt die Autorin den Beschattungs-Kurs für Anfänger vom FBI.
- Kommt es tatsächlich zu einer Anprobe, hat man sich in Rufdistanz aber möglichst weit weg aufzuhalten. Einen Blick auf das beprobte Kleidungsstück wird man nur in Ausnahmefällen werfen dürfen. Für gewöhnlich ist schon die Frage danach an Aufdringlichkeit nicht zu überbieten. Am besten Muttern schwirrt irgendwo in der Gegend herum, nahe genug um das entnervte Kind dann wieder „abzuholen“.
- Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ein Blick in die Garderobe geworfen werden darf, gilt es zu bedenken, dass man – um Himmels willen – nur so etwas sagt wie: „Passt!“ oder „Zu groß/klein!“. Mehr wird im Normalfall nicht gewünscht und läßt meist nur das Seufzerlevel stark ansteigen. Vor Begeisterung oder Ähnlichem möchten wir hier unbedingt warnen! So etwas kann zum sofortigen Abbruch der gesamten Unternehmung führen. Kein Scherz!
- Zusätzliche Information darf man getrost für sich behalten und ist im Regelfall unerwünscht. Unbedingt notwendige Hinweise gilt es in kurze Sätze zu packen. Den Einschlag muß man dann abwarten und ertragen.
- Die meisten Teenager haben so etwas wie NoGo-Geschäfte, Läden, die nicht cool genug für ihre Aufmerksamkeit sind. Und auch, wenn das NoGo das einzige Geschäft mit den richtigen Schuhen im Angebot ist, wird man den Nachwuchs nicht dazu überreden können, da hineinzugehen. Es spart enorm Zeit und Energie, wenn der Elternteil das gleich .. abschreibt.
- Durchaus hilfreich, aber meist schwer umzusetzen, sind Shopping-Touren mit eingebautem Ablenkungsmanöver. So wurde das Unterleiberl-Anprobieren deutlich erträglicher, als vor dem Geschäft eine Verschwörungstheoretiker-Demo lief, was der betroffene Teenager schon immer mal sehen wollte. Auch ein zufälliger Wasserrohrbruch in der Herren-Anzugs-Abteilung einer Kaufhauskette hatte überraschend positive Effekte auf die Laune des Nachwuchses.
- Es sei noch erwähnt, dass Teenager zu spontan absurden Dingen neigen. So kann es schon mal passieren, dass das Anprobieren eines Gürtels nicht nur eine streng geheime und langwierige Angelegenheit wird, sondern auch eine Aggressionspotential steigernde. Und warum man auf Blusen derart systemkritisch reagieren muss, hat sich der Autorin auch nicht erschlossen.
- Womit wir beim Thema Hemden, Hemdengrößen oder auch Anzugsgrößen wären. Alles Dinge mit denen die meisten Mütter zwar entfernt in Berührung gekommen sind, die sie aber nicht im FF haben. Der Nachwuchs ist allerdings an einer kompetenten, sprich männlichen Begleitung, nicht interessiert, wodurch ein Anzugkauf in der Regel zu einem Drahtseilakt mit Krawattenbegleitung tendiert. Beruhigen soll einen dabei nur, dass der Teenager es auf keinen Fall besser wissen kann. Im Idealfall nutzt man die eigene Shoppingkompetenz um den Jungmann an das beratende Verkaufspersonal weiterzureichen.
- Danach gilt es den Mund zu halten und unauffällig in einer Ecke zu sitzen – freundlich ohne ein Lächeln und dabei zu verkraften wie locker, entspannt und höflich der gerade noch brummende Nachwuchs mit wildfremden Personen umzugehen imstande ist. In diesem tendentiell frustriertem Zustand nicke man unauffällig der Mutter zu, die eine Garderobe weiter Ähnliches zu durchleben hat.
Kurzum. Gehe nie mit einem Teenager shoppen!
Dieser Text wurde vom hauseigenen Teenager mit einem „Genau so!“ zur Veröffentlichung freigegeben.