Ihr sollt also Ostern nicht mit der Familie feiern, es sei denn ihr lebt mit ihr unter einem Dach. Wovon wohl für die meisten von uns nicht auszugehen ist.
Deswegen hier und heute ein digitales, fiktionales Osternbeisammensein.
Es beginnt damit, dass ihr reinkommt durch die Tür und euch dann alle mal drängelt in unserem winzigen Vorzimmer. Da man sich fiktional nicht anstecken kann, ist das aber kein Problem. Wir busseln einander. Hierzulande macht man das einmal rechtes Wangerl, einmal linkes. Man fragt sich wie’s so geht, nimmt dabei den Gästen die Jacken ab. Ihr erzählt mir von der Fahrt her, vom Verkehr und ihr fragt wegen der Kurzparkzone. Womöglich drückt ihr mir Blümchen in die Hand. Ich freue mich (ehrlich). Ich gehe in die Küche, die gleich ans Vorzimmer angrenzt und fingere nach einer Vase. Die stehen bei uns ganz oben, also weit oben. Eigentlich zu weit oben. Ich komme nicht hin. Ich warte daher auf meinen Mann, der macht das nämlich locker. Und reicht mir genau die Vase aus der Höhe, die mir vorschwebt.
Während ihr ins Wohnzimmer geht, mache ich die Blumen zurecht und folge euch dann.
Wir plauschen. Erstmal erarbeiten wir die Klassiker. „Wie geht es euch?“, „Wie kommt ihr mit dem Daheimbleiben zurecht?“, „Wie lauft das Home Office?“, „Was machen die Kinder?“, „Wie funktioniert die Schule für euch?“. Der Rattenschwanz der Situation von heute will druchbesprochen werden.
Wir erzählen euch, dass es bei uns erstaunlich gut geht, dass die Kinder TipTop klar kommen mit Schule, dass unsere Katzen wichtiger denn je sind und dass es so still in der Stadt ist.
Ihr wiederum erzählt uns von eurem Sein, von den Dingen, die funktionieren und von den Ecken an denen es noch kratzt.
Wir bestätigen euch, ihr bestätigt uns. Wir fühlen uns alle wohl.
Inzwischen gibt es Kuchen. Mehrere Sorten. Dazu Schlagobers und Tee. Kaffee kriegt man bei uns nur unter Voranmeldung. Ich trinke generell kaum Warmwassergetränke und mein Mann ist Brite … ergo Tee.
Ich habe vergessen, die Musik aufzudrehen. Immer will ich das machen, fast immer vergesse ich es. Die Kids kommen aus ihren Löchern gekrochen. Kuchen kann das. Sie sitzen jetzt mit uns allen am Tisch und ihr unterhaltet euch mit ihnen. Das Pubertier ist erstaunlich gut gelaunt. Es gibt den Lieblingskuchen. Die Unterhaltung ist locker, gemütlich. Alle mampfen.
Kaum ist der Kinderteller leer, wird der Wunsch geäußert, sich wieder zurückziehen zu dürfen. Dazu ein leicht fordernder Blick. Die Androhung eines Unheils, falls die Antwort nicht wie gewünscht ausfällt.
Ich antworte mit einer Forderung und schaffe es noch, dass der Nachwuchs den Tisch abräumt. Augenroll.
Ich bin happy. Also tief drin. Sehen darf man das nicht.
Kurz danach sind wir wieder unter uns. Ich habe Musik aufgelegt. Ella Fitzgerald. Das ist österlich genug.
Wir plaudern jetzt über Gesundheit, Politik und Umweltschutz. Alles durcheinander, alles gemischt. Diskussion, die keine ist. Gemeinsames Jammern. Herrlich.
So vergehen die Stunden. Mal sind wir lauter und heftig, mal lachen wir und ab und zu gelangen wir an eine Grenze, wo das Thema und die Meinungen zu heiß werden. Aber wir kennen einander, wir mögen einander. Kluft gibt es keine. Wir wissen das Leben ist nicht leicht. Wir leben alle schon lang genug. Das haben wir kapiert.
Obwohl so ein Virus hatten wir ja alle noch nicht.
Womit das Gespräch wieder beim Anfang ist.
Ihr bleibt bis zum Abendessen. Es wird nie langweilig. Es gibt Schinkenfleckerln mit Salat.
Wir reden solange, bis es Zeit wird zu gehen. Wir sind alle müde, wir sind alle sozial wieder aufgeladen. Ein bissi Ruhe wird uns jetzt guttun.
Wir gehen ins Vorzimmer. Wir helfen euch in die Jacken, packen euch ein Stück Kuchen zum Mitnehmen ein. Das Busseln beginnt, die Kids kommen gelaufen und schütteln Hände.
Ihr wankt zum Auto, wir fallen aufs Sofa.
Die Küche machen wir morgen.
Frohe Ostern ihr Lieben