Hier heute mein zweiter Beitrag zu den bevorstehenden Vorwahlen für den demokratischen Kandidaten zur Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr. Im letzten Beitrag habe ich euch erklärt, welche „Hindernisse“ überwunden werden müssen um den nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten zu stellen.
Diesmal wird es um die angebotenen Strategien gehen.
Kurz gesagt: es ist das übliche „Problem“. Gehe ich Richtung politische Mitte, bin weniger gewagt in meinen politischen Zielen, damit weniger angreifbar, aber eben auch weniger „außergewöhnliches Alleinstellungsmerkmal“ und damit wohl etwas weniger motivierend für die eher-Nicht-Wähler oder gehe ich mehr politisch nach links.
Dort hole ich dann viele junge Menschen ab, die sonst womöglich gar nicht wählen (machen sie nämlich tatsächlich nicht), riskiere aber gleichzeitig, dass ich für einen beträchtlichen Teil der eigentlich-Demokraten-Wähler zu radikal bin.
Das ist die Krux ganz kurz zusammengefaßt.
Schon in der letzten Wahl standen die Demokraten vor diesem Dilemma. Mitte oder links? Wo gewinnen wir?
Und sie haben sich für die Mitte entschieden. Für Hillary. Und gegen Bernie Sanders. Hillary hatte Erfahrung, wie nie jemand zuvor, der sich für dieses Amt beworben hatte. Sie hatte finanzstarke Unterstützer. Sie war eine Frau. Die erste, die die Unterstützung einer der großen Parteien erhielt. Das schien eine optimale Mischung.
Bernie hatte eine enorm motivierte Fangemeinde. Diese Menschen schienen Bäume auszureißen. Sie wollten etwas bewegen, verändern. Aber sie wirkten auch wie Träumer. Realitätsfremd vielleicht.
Diese jungen Menschen hatten am Ende Schwierigkeiten Hillary zu wählen. Und viele taten es dann auch nicht. Zu viel Establishment.
Wie ist die Lage heute?
Heute scheint sich die Situation im Vergleich zu damals nur verschärft zu haben. Die linke Seite der Partei hat immer noch deutlich Aufwind. Sie ist sehr präsent mit ihren Kandidaten und den neuen Mitgliedern im Kongress. Vermutlich überproportional präsent.
Diese Politiker sind allesamt Feuer und Flamme für ihre Werte und Ziele. Alle sind sie redegewandt. Die jungen unter ihnen beherrschen die sozialen Netzwerke und geben dort den Takt vor.
Ihre Auftritte sind immer schlagfertig und informiert und das verschafft ihnen Zeit in den Medien. Bei den eigenen Leuten, wie auch bei den Gegnern. Die eine Seite lobt sie in den Himmel, die andere Seite sieht den Teufel auf Erden wandeln.
Es ist kurios zuzusehen. Und erschütternd.
Plus/Minus der Mitte:
Die Gefahr der Mitte liegt darin, viele junge Wähler auf ewig zu vergraulen. Ihnen die Illusion zu rauben, dass man Dinge verändern kann, wenn man nur hart genug dafür kämpft. Die Sanders Anhänger haben zum großen Teil 2016 gar nicht gewählt.
Vorteil der Mitte: mit einem guten Kandidaten. Einem Politiker, der die Mitte überzeugt, die Jungen aber nicht vergißt, der es schafft diese zumindest teilweise für sich zu begeistern, wäre die demokratische Partei eine echte Bedrohung für den amtierenden Präsidenten.
Die breitere Basis der Demokraten in der Bevölkerung ist jener der Hardcore-Trumper in der Größe ziemlich sicher überlegen. Die Demokraten verlieren ihre Wähler allgemeinhin stets mit denselben Haarspaltereien – echten „Gutmenschenprobleme“.
Frei nach dem Motto. „Du achtest auf palmölfrei? Aber Fleisch isst du schon?“ – und dann ein „na, dann wähle ich dich nicht!“
Während die Wähler der Republikaner eben einfach republikanisch wählen. Punkt.
Ein Kandidat aus der Mitte, der beliebt ist (Anmerkung: Hillary war furchtbar unbeliebt) könnte es demnach schaffen. Und ich vermute, dass die Demokraten diesen Weg auch gehen werden.
Es steht wohl am Ende zu viel auf dem Spiel.
Plus/Minus Links:
Gäbe es einen linken Präsidentschaftskandidaten, dann würden zunächst einmal die Medien explodieren. WUMMM!
Okay, Scherz beiseite:
Vorteil: Nun ja, Politik wäre dann zumindest für die jungen Leute und jene, die sich mit den Themen dieser Kandidaten identifizieren können, schlagartig sehr interessant. Das könnte unter optimalen Bedingungen die Motivationswelle des Jahrhunderts auslösen. Könnte wohlgemerkt.
Es macht aber auch angreifbar. Die Republikaner könnte die „Kommunismus“-Schiene fahren. Volle Wucht.
Weiters sind alle Kandidaten der linken Richtung ausnehmend schlagfertig. Sie glühen vor Einsatz. Sowas sieht man hierzulande selten. Der Einsatz dieser Kandidaten ist … beachtlich. Steht einem Politiker gut, wenn er Überzeugungen hat. (Seufz!) Sie würden in einer direkten Konfrontation mit Donald Trump vermutlich nicht so schnell verblassen. Schon alleine nicht, weil sie wirklich kämpfen. Ich kann es nicht anders ausdrücken. Der Eindruck, den diese Kandidaten hinterlassen, ist der eines Menschen, der sich wirklich vehement für etwas einsetzt. Volle Kraft voraus quasi.
Nachteil: Die Maschinerie der Republikaner hätte ihr Lieblingsziel. „Da wollen welche aus den Vereinigten Staaten Venezuela machen!“, „Der Kommunismus kommt!“, Die Amerikaner werden alle Rechte verlieren“ … und natürlich auch die Waffen. Die geballte Wucht dieser Maschinerie könnte verheerend sein. Und auch Donald Trump könnte zu Höchstleistungen in kreativer Interpretation angespornt werden. All dem müsste sich dann der gesamte Apparat der Demokraten dagegenstemmen. Geeint. Um die Chance zu wahren.
Womit wir beim Problem wären. Sie sind nicht geeint. Die Demokraten. Sie standen nicht geeint hinter Hillary und sie werden mit erschreckender Sicherheit nicht geeint hinter ihrem nächsten Kandidaten stehen.
Sie werden es aber versuchen!
Weil sie es wissen.
PS.: Der Kandidat wird innerhalb der Partei gewählt. Die Stimmung ist wohl recht belebt zur Zeit. Nächste Woche die Mitte – Kandidaten.