Eigentlich wären ja beide einen eigenen Post wert. Sie sind beide sehr interessante Persönlichkeiten mit eigenen Stärken und wohl auch Schwächen. Elizabeth Warren und Bernie Sanders.
Bernie handle ich zuerst ab.
Bernie Sanders ist jedem ein Begriff, der ein bißchen mehr als die Schlagzeilen über die USA liest. Er war der interne Gegenkandidat zu Hillary Clinton. Damals. Vor gefühlt wohl 100 Jahren. Er war der erste, der lauthals verkündete ein „democratic socialist“ zu sein. Ein Sozialdemokrat quasi. Da vermutlich für den größten Teil der Amerikaner ein Sozialdemokrat ein 3/4 Kommunist ist und weil Kommunisten immer die Bösen waren, ist es überraschend, dass Bernie Sanders beim letzten mal überhaupt so weit gekommen ist.
Es spricht aber auch Bände.
Denn Bernie war der erste, der sich auf die Hinterbeine gestellt hat und mit vollem Halse „Ungerechtigkeit“ in die Staaten rief.
Und gar nicht so wenige hören ihm zu.
Ganz allgemeinhin gilt sein Programm als zu ambitioniert um wählbar zu sein. Linksruck, ja vielleicht, aber gleich soweit? Das glaubt irgendwie keiner, dass das gehen könnte.
Und dann wiederum, naja, man muss ihn selber sehen, man muss seine Anhänger sehen. Die kämpfen mit Begeisterung. Da brennt die Leidenschaft. Weil sie eben einen Traum haben für den es sich zu kämpfen lohnt. Eine Krankenversicherung für alle. Ausbildung ohne Schulden. Ein Ende der Steuererleichterungen für Reiche. Die Erdölindustrie entmachten. Die Waffenlobby.
Bernie hat unter den Großen und Starken nicht viele Freunde. Er will ihnen das Wasser abgraben. Und er hört nicht auf zu schreien. Bernie ist laut. Und das hat Wellen ausgelöst im Land.
Leute wie AOC (Alexandria Ocasio Cortez, ich habe über sie geschrieben) sind wohl nur möglich, weil es ihn gibt. Er hat diese Welle losgetreten. Er brennt für seine Sache, er ist wild, gestikuliert ununterbrochen, er ist spontan und schlagfertig. Er kennt sich aus. Er sitzt seit 12 Jahren für Vermont im Senat.
Eigentlich ist Bernie parteilos. Er tritt jedoch für die Demokraten an.
Bernie Sanders ist ganz geraderaus….
… faszinant.
Ich habe euch ein Video rausgesucht, dass ihn durch und durch charakterisiert. Seine Botschaften und sein nicht enden wollendes Erklären, Aufrufen und Hinweisen. Das ist Bernie.
Eine Diskussion zwischen ihm Trump wäre ein Duell, dass, ich wage es zu behaupten, Bernie gewinnen könnte. Er läßt sich irgendwie nicht hinunterdiskutieren. Ob er die Wahl gewinnen kann, weiß niemand. Er ist aber zur Zeit auch nicht derjenige, der Joe Biden den Rang um die Kandidatur abläuft.
Nein,
das ist Elisabeth Warren.
Vorab gestehe ich sofort, dass Elizabeth Warren zu meinen persönlichen Favoriten gehört. Ihre Ziele sind die von Bernie. Sie ist eine Sozialdemokratin durch und durch in ihren Forderungen. Sie war nicht immer eine Demokratin. Sie war früher Republikanerin. Aber die Arbeit an einem Gericht hat ihr vor Augen geführt, wie die Menschen reihenweise bankrott gehen, wie verzweifelt ihre Lage ist und wie … immergleich. Das hat zu ihrem „politischen Erwachen“ geführt.
Elizabeth Warren hat an der Harvard University gelehrt. Sie ist also eine äußerst gebildete Frau und gehört dahingehend zur Bildungselite. Ansehen kann man ihr das eigentlich nicht. Sie trägt stets sehr schlichte, dezente Outfits und gemütliche Schuhe.
Finanziell kommt Elizabeth Warren ohne Großspender aus. Unfassbar irgendwie. Also ohne große Konzerne. Ihre Anhänger spenden Geld. Kleine Beträge.
Sie war auch die erste, wenn ich mich recht erinnere, die ihre Kandidatur bekanntgab. Und seither tourt sie Vollgas durch die Staaten, ist auf jedem Bezirkstreffen und bleibt danach bis jeder, der will, ein Foto mit ihr hat.
Im Vergleich zu Bernie Sanders ist sie ruhiger. Besonnener vielleicht. Ob sie eine breite Mehrheit in den Staaten hinter sich würde sammeln können? Fragezeichen.
Die Sache ist ja wie bereits erwähnt:
Beide Kandidaten wären für die Republikaner geeint absolut unwählbar. Wechselwähler daher wohl eher wenige. Die Kampagne der Reps wäre wohl auf „die wollen aus den USA Venezuela machen!“ zusammenzufassen. Der Teufel auf Erden.
Für beide Kandidaten liegt die Chance in den Nichtwählern. Diese zu motivieren und möglichst alle von den demokratischen Wählern dazu. Das ist der Weg. Und das in den richtigen Bundesstaaten. Und ganz nebenbei die eigenen Ziele immer und immer wieder zu erklären um gegen die geballte Uniformation anzukommen, die sich im Netz formieren wird.
Gegen den Wind quasi. Sozialdemokraten die Inkarnation des Teufels.
Wobei:
ich erinnere mich an ein Interview einer streng konservativen Journalistin, die auf einer Veranstaltung mit AOC war. Und sie war danach völlig verdreht, weil die Idee, dass Kinder per se krankenversichert sein können, eben auch ihr durchaus interessant erschien.
Hier noch ein kurzes Vergleichsvideo für euch. Dieselbe Debatte wie oben. (Anmerkung: der Kandidat, bei dem sie sich mal so spielerisch die Hände reibt, ist Multimillionär.)
Es läuft also auf die Frage hinaus:
Traut sich die demokratische Partei den Bürgern in ihrem Land die komplette Pille anzubieten, oder nicht?
Joe oder Elizabeth? Das ist zur Zeit die Frage.
Aber es ist noch ein Weilchen hin, bis die Vorwahlen stattfinden.
Es könnte auch noch wer ganz anderer werden.