Ich war schon immer eine Zuckermaschine. Andere brauchen Luft zum Leben und Liebe, ich brauche Zucker. Soviel weiß ich mittlerweile.
Früher hätte ich das gar nicht mal so beantwortet. Ich bin eine nicht-so-viel-Esserin, immer schon. Ich gehöre zu dieser, wie mir allmählich scheint, Minderheit, die Essen, wenn sie Hunger haben und aufhören, wenn sie satt sind. Wenn ich satt bin, dann kann ich auch keine Nachspeise mehr essen. Keine Chance. Das hat sogar ab und dann was Frustrierendes.
In meiner Studentenzeit und im Anschluß dann in einem Job im Außendienst habe ich aber der „Überbrückungsernährung“ gefröhnt. Soll heißen, wenn ich schwach oder eben hungrig wurde, dann habe ich mir einen Schokoriegel reingehauen. Und dazu ein Red Bull. Und hopp.
Das hat für mich super funktioniert. Arbeiten und lernen habe ich auf diese Weise abgeliefert. Das „Essen-müssen“ hat mir nicht in die Zeitplanung reingefuchtelt. Zudem kriegt man Kleinigkeiten auch überall, was im Außendienst wichtig ist.
Dazu Zuckergetränke gepaart mit Koffein. Eine geraume Weile war das Red Bull. Ich habe mit Konsequenz und Überzeugung 2 Dosen getrunken jeden Tag. Meist vor 9.00 Uhr. Dann konnte ich ohne Nahrung bis 14.00 Uhr durcharbeiten. No Problem.
.. und dann wurde es ernst ..
.. denn dann habe ich Kinder bekommen. Mit einem Schlag wurde die ganze Durchhalten-Geschichte ja noch viel überlebensnotwendiger. Obwohl ich in der Schwangerschaft und auch in der Stillphase den Koffein-Zucker-Dosen abgeschworen hatte, wäre es mir – ich bin ganz ehrlich – wohl unmöglich gewesen die ersten Jahre durchzuhalten ohne der Stütze durch Zucker. Die kleine Miss hat 3 Jahre nicht durchgeschlafen und dazu war da noch die kleine ich-will-alles-wissen-DauerrumlaufVersion in Form des (damals noch) kleinen Misters … ich wäre wohl mehrmals täglich zusammengeknickt. Als ich dann auch noch wieder in meinen Job eingestiegen bin, schien es geradezu absurd den Zuckerkonsum zu regulieren. Noch dazu, wo ich ja eher zum Untergewicht neige. Schlicht, die Aufmerksamkeit lag woanders.
Zucker war kein Thema.
Begonnen hat es dann damit, dass ich das Red Bull absetzen wollte. An machen Tagen spielte mein Herz ein wenig ein experimentelles Lied, was den Rhythmus anging. Hie und da Herzrasen, wenn ich zu wenig getrunken hatte.
Ich habe die Signale meines Körpers gehört und mehrfach versucht die Dosen abzusetzen. Meist hatte ich dann Kopfweh, schlechte Laune, vor allem aber war ich supersauhundemüde. Mehrmals habe ich es versucht. Gerade die Müdigkeite setzte mir allerdings enorm zu. Und da hörte sich der Spaß dann eben auf. Denn damals waren die Kids noch klein, die Arbeit intensiv, dazu Haushalt, Garten, Ehemann.
Es lag für mich auf der Hand, dass mein Leben diese Krücke eben noch benötigte. Die Zeit war noch nicht reif. Es war kein Platz für einen Entzug. Ich achtete darauf, ausgiebig zu trinken und wenn möglich die Menge zu reduzieren.
Alles hat seine Zeit
Nun muß man wissen, dass ich zu den Leuten gehöre, die die Erfahrung gemacht haben, dass jedes Ding seine Zeit hat. Man kann zwar beinahe alles zu jedem beliebigen Zeitpunkt umsetzen, sich vornehmen und durchdrücken. Nur der Kraftaufwand kann dabei beträchtlich werden.
Hat man die Nerven und die Zuversicht abzuwarten, dann, so meine Erfahrung, kommt irgendwann der Moment an dem sich die Dinge quasi von alleine erledigen.
Ooooohm!
Und genauso bin ich das Red Bull dann auch losgeworden. Eines kalten Winters war sie da die solide Erkältung. Husten, Schnupfen, Fieber. Vielleicht war es auch eine echte Grippe. Ich lag auf jeden Fall 10 Tage im Bett. Habe geschlafen und gelitten. „Mama ist krank“ ist ja schließlich Defcon 1. „Maximale Einsatzbereitschaft aller Reserven“ laut Wikipedia. Die wissen was läuft, wenn die Mama liegt.
Und natürlich habe ich 10 Tage lang kein Red Bull getrunken. Sollte ich Kopfschmerzen bekommen haben oder gar müde gewesen sein, dann hat die Grippe das ganze locker übermalen. Der Entzug war ungeplant aber hocheffektiv.
Als ich wieder fit war, habe ich einfach die letzten Dosen weggeräumt und nie wieder ein Red Bull getrunken.
Entzug gleich Null.
Schritt 1 in meiner Zucker-Geschichte war getan.
Es sollten noch viele, viele folgen. Demnächst mehr.
In meiner Serie „Me and the Zucker, the Zucker and me“ möchte ich euch meine Entdeckungsreise schildern. Entdeckung dahingehend, welche Rolle der Zucker in meinem Leben spielt und wie ich mich zu einem neuen Umgang mit ihm durchraufe.
Neuerdings ist das Netz voll von Berichten à la „Ich habe 4 Wochen keinen Zucker mehr gegessen!“ Sowas mag ja für den einen oder anderen funktionieren. Für mich klingt das zu sehr nach Streß.
Ich bin Wienerin. Ich mache das gemütlich. Schaumamal!