Filmempfehlung: 4 Filme, die ich nicht am Radar hatte und die mich überrascht haben

Womöglich kennt ihr das: da stolpert ihr über einen Film, von dem ihr noch nie gehört hattet, schaut euch den an … und dann ist der richtig gut! Überraschung!

Sowas passiert leider nicht allzu häufig, aber .. es passiert. Heute empfehle ich euch vier Filme, die mich absolut überrascht haben und die ich immer noch richtig gut finde.


Up in the Air

2009; George Clooney, Vera Farmiga, Anna Kendrick

Okay, Filme mit George Clooney können nicht total schlecht sein. Sie sind manchmal ein wenig zu skurril, zu ambitioniert Klamauk mit Hintergrund oder so, aber naja, da ist dann immer noch der gute George, dessen Charme dann halt – zumindest bei mir – eine gebuchte Bank ist.

Von „Up in the Air“ hatte ich nichts gehört und als ich mich dann überrascht vors Gerät platzierte, war ich nicht schlecht erstaunt, was mir da alles geboten wurde. Vorsicht: bissi Spoiler! George Clooney spielt Ryan Bingham einen selbstverliebten „Feurer“ .. sorry, einen Menschen, der beruflich für andere die eigenen Mitarbeiter feuert. Ryan sieht die Sache professionell und weil die zu Feuernden überall in den Staaten verteilt sind, muss Ryan durchs Land fliegen, dass sich die Balken biegen. Das findet er cool. Es ist sein Statussymbol.
Und dann taucht Natalie auf (Anna Kendrick), eine junge, übermotivierte Frau, die das Geschäftsmodell von Ryans Firma kostenvergünstigt und Ryan um seine geliebte Vielfliegerei zu bringen droht.

Tja. Und dann geht’s los. Als „Beiwagerl“ soll Natalie mit Ryan mal so den Job „live“ erkunden. Dadurch ergeben sich zunächst mal ein wunderbarer Generationen- und Interessenkonflikt, aber eben auch die Möglichkeit Ryan zu knacken, seine menschliche Seite hervorzulocken. Diesbezüglich kommt noch die unfassbar coole (kein Scherz!) Alex (Vera Farmiga) ins Spiel und die Hochzeit von Ryans kleiner Schwester.

Mehr verrate ich nicht, nur noch soviel: Die Dialoge und auch die Bilder sind eine Sarkasmus-Orgie!

The King

2019; Timothée Chalamet

Dieser Film war mein erster Chalamet – Kontakt. Ich hatte davor von ihm nie gehört und in „The King“ hat er mich gleich mal solide beeindruckt. Der Film selber ist düster und grob, spielt er ja auch in so einer Zeit – im Anfang 15. Jh. Er erzählt den Beginn der Herrschaft von Henry V., wobei, wenn man da nachliest der Mann eh nur 9 Jahre am Thron saß.

Es wird die Geschichte eines jungen Mannes, der nicht so recht König sein will, erzählt, der dann aber doch ran muss und der dann weiters in einen Krieg gestoßen wird, den er wirklich nicht will. Aber eigentlich erzählt der Film vom politischen Erwachsenwerden, vom deine-Feinde-sind-überall, vom sei-wachsam. Es ist nicht schön, es ist hart, aber irgendwas funktioniert richtig gut in diesem Film und ich glaube es ist Timotée Chalamet. Ich bin sonst nicht so der Fan dieser Sorte Film, aber der junge Henry kommt kühl, berechnend und auch mutig rüber. Das Herz am Ende am richtigen Fleck .(das ist historisch nicht so korrekt, wie ich gelesen habe).

Wiedemauchimmer: einen guten, packenden Abend liefert der Film mit Sicherheit.

The Fighter

2010; Mark Wahlberg, Christian Bale

Okay, festhalten: „The Fighter“ ist wohl einer jener Filme, die ich zuerst mal gar nicht recht gepackt habe, weil Boxfilm, weil brutal, weil menschlich … grauslich .. und überhaupt. Alles zieht sich ‚zamm, wenn ich an diese Art Film denke. Dieser hier hat allerdings was.

Dieser Film ist ein Langzeitprojekt von Mark Wahlberg. Er wollte diese Geschichte erzählen. Die, von dem jungen Boxer, der aus dem Schatten seines erfolgreichen auch-Boxer-Bruders heraustritt. Nichts in dieser Geschichte ist glamorös, nichts. Alles ist hart, brutal und widerlich. Die Familie ist lower class, der Umgangston reichlich kantig, der große Bruder ist mittlerweile schwer drogenabhängig und Micky ist die Hoffnung der Familie auf .. ja genau, Geld zum Überleben! Und dafür läßt sich dieser dann öffentlich verprügeln – mehr oder weniger .. eher mehr.

Die Bilder sind brutal, der Umgangston einfach widerlich. Womöglich funktioniert der Film aber, weil das, was eben tatsächlich passiert ein Heldenlied ist. Da ist zum Einen Micky, der boxt und blutet, einsteckt und nicht aufgibt und dann ist da sein Bruder (unglaublich gut gespielt von Christian Bale!!). Dicky ist drogenabhängig und eigentlich offensichtlich am Ende. Er selber glaubt allerdings der Mittelpunkt des Universums zu sein, was insofern nicht überrascht, weil die ganze Familie das ja auch so lebt. Dickys Heldentat ist, dass er an einem Punkt des Filmes erkennt, dass es jetzt nicht mehr um ihn geht, sondern um seinen kleinen Bruder und dass ebendieser ihn, Dicky, braucht um erfolgreich zu sein. Dicky steckt das ein und reiht sich nach hinten. Dieser zugedröhnte, aufgeblähte Typ .. Heldentat!

Alles zusammen hat mich dieser Film umgehauen. TipTop Movie!

Free Guy

2021; Ryan Reynolds

Ich weiß nicht recht ob mir dieser Film womöglich peinlich ist. Obwohl. Nein! Ist er nicht. „Free Guy“ hab ich mir an einem verschlafenen ich-will-irgendwas-fröhliches-für-mein-Seelchen – Abend angeschaut. Und dann: dann habe ich gelacht und gelacht und geschmunzelt und war überrascht.

In dieser Rezension werde ich den Inhalt nicht erzählen, weil … den kreativen Kram will ich euch ehrlich frisch erleben lassen. Nur soviel, der Film ist bunt und naiv albern. Und das mit inbrünstiger Überzeugung. Keine Kompromisse. Es ist .. naja eben dann doch kein Klamauk. Schwer zu sagen. Hm.

Nur eines: ich mochte Ryan Reynolds nie. Der Typ ist mir irgendwie zu aalglatt. Aber „Free Guy“ ist sein Film. Niemand sonst kann diese Rolle spielen. Es ist einfach wunderbar! Wenn ihr euch traut: es ist lustig, schrill, kreativ und hat dann doch irgendwie was mit Philosophie (also ganz hinten in der letzten Reihe bitteschön, nicht vordergründig) zu tun.

Der Film ist tatsächlich richtig gut.