Gerade noch schaffe ich die Kurve und schenke Astrid einen kleinen Einblick in meine Binnenseele. Das Thema lautete: das Meer!
1. Meer! Wo?
Ich bin einen BinnenländlerIn! Das Meer gibt es in meinem Leben eigentlich nicht. Das Meer ist eine Attraktion, die ich mir ab und dann mal gönne. Wenn jemand wie ich nach Helsinki fliegt (zum Beispiel), dann ist das, was man sich dort anschaut .. das Meer. Alles abseits des Meeres wird für jemanden wie mich sekundär, wenn nicht sogar tertiär, wenn es eben Meer zu sehen gibt.
2. Früher war’s wohl die Adria
Ich kenne das Meer von Badeurlauben aus meiner Kindheit. Adria, Bibione, diese Ecke. Und vom Drüberfliegen. Meer, oder eigentlich Wasser generell, gibt es bei mir nicht. Und das hat auch nichts mit Wien zu tun. Eh klar. Österreich ist ein Binnenland. Ein Land mittendrin in Europa. Zentral. Mittig. Meer ist gleichbedeutend mit ziemlich weit weg. Meer bedeutet reisen.
3. Eine alte Bekannte .. trotzdem
Und trotzdem ist das Meer mir sehr nahe. Jedesmal, wenn ich dem Meer wiederbegegne ist es, als träfe ich eine alte Bekannte.
Und wie geht’s?
Danke. Und dir?
Long time no see.
Ja eh. Weißt schon: die Kinder!
Ja, ich weiß.
Und dann setze ich mich hin und bin am Meer. Dann sind wir wieder beisammen. Schweigend. Einfach nur so. Es ist eh alles gesagt.
(Anmerkung: Ja, ich kann auch schweigen! Ich schweige, so meine ich, sogar sehr viel! Aber das ist eine andere Geschichte!)
4. Vom Weitergeben
Dieses Jahr habe ich das Meer meinen Kindern vorgestellt. Das war mir wichtig. Sie sollten „the big blue“ von den Eltern vorgestellt bekommen. Ich wollte, dass sie, und das haben sie auch, stundenlang im Wasser spielen. Über die Wellen hüpfen, sich von den Wellen umwerfen lassen, tauchen, auftauchen, sich die Augen abwischen, das Salz schmecken, den Sand zwischen den Zehen (wir sind Sandtypen, nicht Kies). Ich wollte, dass sie das Rauschen hören. Ober und unter Wasser. Sie sollten einmal von einer Welle überrascht werden, erschrecken und der Welle im Schreck schon wieder vergeben. Sie sollten spüren, dass es da eine Verbindung gibt. Zwischen dem Meer und den Menschen. Dem Leben.
5. Aretha
Ich mag das Meer, aber ich gebe ehrlich zu, dass ich einen beachtlichen, sehr großen, lebens- nein überlebensgroßen Respekt vor dem Meer habe. Ich habe es nie erlebt, aber ich weiß, dass das Meer eine Kraft ist, eine Kraft hat, die alles übersteigt, was ich je erlebt habe. R E S P E C T – Aretha pur quasi.
6. No Joke
Ich werde seekrank. Die üble Sorte. Ich hatte es immer schon geahnt und auf einer Whale-Watching-Tour in Boston amtlich bestätigt bekommen.
Ich . gehöre . nicht . auf . ein . Boot , das . weit . hinaus . fahrt . PUNKT
Amtlich!
7. Weib pur
Das Meer ist für mich weiblich. Nix Poseidon und große Kuchengabel. Nein nein. Weiblich. Leben. Leben spendend. Leben nehmend. Urkraft. Und manchmal unberechenbar. DIE See, wenn ihr so wollt. Weib pur!
8. Unvollendet, vermutlich für immer
Ich finde meine Einstellung zum Meer selber ein wenig romantisch oder, besser passend, eigentlich unfertig. Es gibt viel, das ich nicht weiß über das Meer und ich würde gerne mehr wissen, aber es ist gut möglich, dass es bei diesem Zartkontaktverhältnis bleibt. Schließlich bin ich Binnenland pur. Und das Meer eben nicht. Und obwohl es mich doch sehr fasziniert, so steht es nicht ganz oben auf meiner Bucket List. Seekranke Naturelle wie ich … wie denn?
Aber das Meer weiß das und ich weiß, dass das Meer das weiß und beim nächsten mal sind wir dann wieder einfach beisammen. Schweigend.