Ihr habt vermutlich mitbekommen wie in den Kinos und in den sozialen Netzwerken 2 Filme um die Aufmerksamkeit Aller ringen. „Oppenheimer“ und „Barbie“. Zeitgleich erscheinend lief das Marketing auf eine Art Konkurrenz-Story hinaus. Die, die was auf sich halten, waren Team Oppenheimer. Keine andere Wahl. Schlicht weil rosarot und Barbie keinerlei intellektuellen Anspruch vermitteln.
In Wahrheit war es aber nie ein Kampf. Es war lange klar, dass „Barbie“ Rekorde brechen würde. Und bei aller intellektueller Liebe, aber wer zieht sich schon begeistert die Atombombe rein?
Wir haben uns beide Filme angesehen und ich teile heute mit euch meine mamimade-Meinung dazu.
Oppenheimer
Zunächst einmal möchte ich Folgendes sagen: „Oppenheimer“ ist ein qualitativ hochwertiger Film. Handwerksarbeit durch und durch. Schauspielerisch, Drehbuch, … alles vom Feinsten. Ihr geht mit diesem Film kein Risiko ein.
Etwas Besonderes ist er aber nicht. Das Thema ist ernst, die Story sehr politiklastig. Der Film ist einer, wie sie, sorry to say so, schon reichlich gibt. Er wird garantiert Oscars absahnen. Das tun diese Filme immer. Drama, wie es im Buch steht. Frauen kommen vor, spielen aber eine untergeordnete Rolle – sie könnten auch einfach weggelassen werden. Der Unterschied wäre kaum spürbar.
Ich bin davon überzeugt, dass in zehn Jahren nicht mehr viel über diesen Film geredet wird. Er ist nicht einmal Christopher Nolan’s bestes Stück. Da hat er sich schon mehr aus dem Fenster gelehnt.
Über „Barbie“ hingegen wird man wohl noch länger reden. Schon allein, weil es so einen Film in mehrerlei Hinsicht noch nicht gegeben hat.
Barbie
Auch „Barbie“ ist ein qualitativ hochwertiger Film. Nix CGI, die Hintergründe in Barbieland sind hangemalt, die Kostüme von Margot Robbie sind steif und stylisch, wie eben an der Puppe auch. Die rosa Welt ist grell. Die Heimat von Barbie ist ein Matriarchat, was ja logisch scheint, wenn man nur irgendeine Ahnung hat von Barbie. Die Männer in dieser Welt sind irrelevant, mehr so optischer Aufputz. Das steht aber zunächst mal nicht im Vordergrund.
Worum es geht? Hm, nun Barbie findet sich selber. Es ist eine Becoming-of-Age-Story. Ein Heranwachsen/Erwachsenwerden Film. In Babies Fall heißt das, sie wächst quasi aus Barbieland raus. Augelöst durch die Frau, die mit ihr in der echten Welt spielt, verändert sich Barbie selber. Barbie muss deswegen in die echte Welt und dort … ja genau … Patriarchat.
Der Film überrascht mit Aussage, mit Tiefgang (alles im Rahmen) und er wendet sich an eine Zielgruppe, die sowas noch nicht viel gesehen hat – im Blockbuster-Format bitteschön! Persönlich fand ich den Film durchaus wohltuend. Schrill? Ja sicher. Aber hej, schrille männliche Filme gibt’s auch in Massen.
Das Außergewöhnliche an „Barbie“ ist, dass es ein Film ist der sich durch und durch nur der weiblichen Perspektive widmet.
DAS IST TATSÄCHLICH UNGEWÖHNLICH! .. und wohl auch schon alleine deswegen sehenswert.
Kritikpunkte, dass es ein Mattel-Werbefilm ist, lasse ich nicht gelten. Schlicht weil nicht ein Hahn gekräht hat bei „Super-Mario“ oder auch nur einem der Marvel Filme. Hier werden Maßstäbe angelegt, die woanders nicht gelten. Lassen wir doch die Pumps im Schuhkarton: Dies ist kein Manifest, die Welt zu erobern. Dies ist ein Unterhaltungsfilm für Frauen, mit einer Botschaft für Frauen (und alle, die ihnen wohlgesonnen sind). Ein Blockbuster Movie. In rosa halt.
Persönlich will ich sagen, dass ich den Film so lala fand. Was mir allerdings extrem aufgefallen ist, war eben der weibliche Aspekt. Ich habe mich selten noch so angesprochen gefühlt. In bestimmten Szenen werden Scherze gerissen, die, so meine ich, wohl nur Frauen vollumfänglich verstehen. Das hat mich dann doch ganz fest abgeholt. Wenn es viele solcher Filme gäbe (also nicht pink und schrill, sondern an Frauen gerichtet), dann hätte das mit Sicherheit Wirkung. Frau fühlt sich gesehen und das ist ein überraschend gutes Gefühl.
Und wenn wir schon dabei sind: Wenn ihr dem Film nicht abgeneigt seid, dann schaut ihn euch unbedingt im Kino an und wartet nicht bis er irgendwo läuft. Ich habe noch nie so viele Frauen im Kino gesehen, das Lachen war noch nie so hell und wenn gelacht wurde, dann an Stellen, die für Männer vielleicht entweder nicht komisch oder nicht verständlich komisch sind. Sehr eigene Erfahrung. Sehr berührend. Ehrlich.
Noch was zum Thema „Sich gesehen fühlen“:
DIE FUSSBALL WM DER FRAUEN
In meiner Familie wird gerne Fussball geschaut. Seit 2 Jahren auch Frauen-Fussball. Die Damen spielen nämlich wunderbar. Jede Menge richtig guter Matches kriegt frau da zu sehen. Und da zur Zeit die WM läuft, schauen wir so nebenbei richtig viel Fussball.
Und
und jetzt kommt’s
es muss irgendwas Psychologisches sein, aber ich bin wirklich happy, wenn ich Frauen-Fussball schaue. Es sind die unzähligen Details, die dann im Spiel eben weiblich erscheinen und das spricht mich ganz tief drinnen eben an. So freuen sich die Spielerinnen, wenn sie ein Tor geschossen haben. Das fällt sehr auf. Die lachen! Die Männer triumphieren, sie schreien und gestikulieren wild in einer Art, die den Gegner aggressiv runterdrückt. Das ist mir früher zwar aufgefallen, ich habe mich aber daran gewöhnt. Und jetzt sind da die Frauen und die freuen sich! Was für ein Unterschied! Keine Fäuste, kein Brüllen und Angriffsgesicht .. lächelnde Gesichter! Kein Kampf. Ein Spiel.
Das ist so viel mehr so, wie ich es verstehe und macht daher auch richtig viel Spaß!
Wollte ich mal erwähnt haben!