Das Haus des Meeres: oder wie ich lernte Fische zu lieben

Wie sich herausstellt, mag ich Fische. Oder auch Korallen. Im Aquarium. Zu dieser Erkenntnis gelangte ich, weil ich neulich genötigt wurde mit dem Kind/Teenager ins Haus des Meeres zu gehen. Eine durch und durch un-ME-Angelegenheit. Erstens Fische (so dachte ich), zweitens jede Menge Menschen, noch dazu Familien mit kleinen Kindern. Das Ganze in einem Flackturm, sprich zusammengedrängt in, wie ich weiters dachte, engen zubetonierten Gängen. Virenaustausch intensiv (Kleinkinder .. nicht Pandemie, bitteschön). Keine Fenster, nur Fischi, die im Kreis schwimmen. Vorhersehbare geringe Unterhaltung also, da war ich mir ziemlich sicher. Mama geht trotzdem brav mit, ist halt nur mäßig enthusiastisch bei der Sache, wenn ihr versteht, was ich meine.

Okay, der Flackturm hat jetzt oben ein Restaurant. Man kann also, weil das Ding strategisch an einem der höheren Punkte Wiens gebaut wurde, ziemlich lässig über die Stadt drüberschauen. Sowas ist ja immer interessant. Wobei ich mich in großen Höhen nur so bedingt entspannt fühle. Ich liebe es und ich mag es auch gar nicht. Es ist kompliziert. Auf jeden Fall war aber der Ausblick wohl eines der Argumente, die mir den Gang in den Betonriesen ein wenig schmackhaft machten.

Und dann?
Nun, zunächst einmal ist mein ziemlich lässiges Teenager-Kind mit glücklichsten Glubschaugen von einem Becken zum nächsten meandert. Die Frau Mama war schocküberrascht, wie happy das Kind schlagartig war. Die herumwuselnden Gschroppen ignorierte sie komplett. Sie und die Fische, die Fische und Sie. A Reunion.

Und ich?
Nun die Koi beim Eingang fand ich nett, das Becken, das man gleich im Anschluß per Röhre durchquert hat mich an meinem staunenden Schlawittchen gepackt, sodaß ich beim Tropenbecken mit den kunterbunten Doris und Nemos bereits weichgeklopft war. Alle meine Bedenken waren in den Wind geblasen oder im Wasser dasoffen, wie ihr wollt. Ich war ganz Auge, ganz Staunen, ganz … ruhig.
Denn, so Gefisch ist meditativ. Korallen, die sich im Wasser wiegen, noch viel mehr. Ich hätte im 2. Stock Stunden verbringen können. Und wäre danach solide grundtherapiert wieder in die Welt zurückgekehrt. (meine ich).
Aber das ging nicht. Das HdM hat flotte 11 Stockwerke und das Kind wollte sie alle sehen. Ungelogen 4,5 Stunden später waren wir auch „schon“ oben im Restaurant angekommen. Vollgetankt mit Impressionen aus einer anderen Welt. Das Haus des Meeres hat uns bereichert und beruhigt. Die anderen Menschen (und da waren viele) habe ich tatsächlich nicht wahrgenommen. Ich war mehr IM Becken (also gefühlt) als DAVOR.

Hatte ich nicht kommen sehen. War wunderschön. Wieder was gelernt. Morgen gehe ich ins Museum!