MovieTime: Wenn’s in Star Wars plötzlich ernst zugeht – ANDOR

Als Disney die StarWars Rechte von George Lucas gekauft hat, war vielen klar und haben viele befürchtet, dass es ums Geld-machen gehen wird. Und falsch lagen sie nicht. Fast alles von dem, was seither in dieser Movie-Blase veröffentlicht wurde, kam an die Original Trilogie nicht heran.
Obwohl es um ein an sich sehr ernstes Thema geht, konnte man in den 70ern Charme und Humor in eine Rebellion verpacken. Da war viel Augenzwinkern und liebevolles Verharmlosen. Das haben die neue Filme und Serien versucht zu kopieren und sind gescheitert. Mag auch an der Zeit liegen.

In der Reihe all dieser neuen Werke im Star Wars – Universum fiel ein Film aus der Reihe. „Rouge One“ war von Beginn an anders. In diesem Film zwinkert niemand. Das ist eine knallharte wir-müssen-uns-opfern-um-unser-Ziel-zu-erreichen-Story. Die Witze macht, wenn überhaupt, der obligate Roboter. Die Menschen habens nicht lustig. Und am Ende, ich spoilere hier mal, sterben alle.
Sie erfüllen ihre Mission, aber sie gehen dabei drauf. Alle. Und sie wissen es.
Net wirklich lustig. „Rogue One“ fiel auf.

Persönlich hat mir „Rogue One“ eben nur gefallen, wenn ich dafür in Stimmung war. Der Film ist gut, aber die Story halt nicht lustig. In die Star Wars Story passte der Film nur mit kratzendem Gefühl, weil die Stimmung so komplett anders ist. An die 70er Trilogie Geschichte jedoch knüpft der Film sehr schlüssig an. Besser als so manch andere Verfilmung in dem Disney-StarWars-Paket.

So.
Und jetzt hat Disney eine Serie veröffentlicht, die die Vorgeschichte zu „Rogue One“ erzählt. „Andor“ heißt die auf DisneyPlus erschienene Serie. Und das Internet surrt nur so vor Lobgesinge rund um diese Serie.
Inhaltlich erzählt „Andor“ grob gesagt, wie sich die Rebellion über Jahre hinweg aufbaut, sodaß in der Trilogie dann Luke Skywalker der Held werden kann. Wir erfahren wer aller was leisten und opfern musste, bevor die alte Story, die so viele kennen überhaupt losgeht.

Die Person mit der wir das durchleben ist Kassian Andor. Er ist eine der Hauptfiguren aus „Rouge One“. Mit ihm nehmen wir Kontakt zur entstehenden Rebellion auf. Durch ihn erleben wir die Vorgeschichte. Die Serie ist zudem so gestaltet, dass sie tatsächlich mehr oder weniger 5 Minuten bevor „Rouge One“ beginnt, aufhört.

Kassian ist bei weitem nicht die einzige Figur der Serie. Die Drehbuchautoren haben ganze Arbeit geleistet und weben ein Netz von Personen, die die Rebellion auf die Beine stellen. Über Jahre hinweg. Mit ganz vielen Geheimnissen, Misstrauen und Angst vor dem Entdecktwerden. Ich habe mir nie ernsthaft Gedanken gemacht, wie man „richtig rebelliert“. Auch weil mir das dann schnell unter die Haut geht. Da die Geschichte am Ender der Galaxie spielt (sag ich jetzt mal), fiel es mir leichter, mich diesem komplexen und belastenden Thema anzunähern. Gerade in der heutigen Zeit.

Wir haben also eine harte Geschichte, die uns da erzählt wird. Witzig ist an der nicht viel. Da wird gefoltert, verraten und sogar einmal versucht eine Frau zu vergewaltigen (in Star Wars bitteschön!). Derartiges gibts in der klassischen Filmtrilogie maximal angedeutet. Ihr könnte also mehr Realität erwarten. Weniger fun.

In einem Podcast wurde gesagt, dass sich „Andor“ anfühlt, als hätten die Macher verstanden, dass die Kids, die mit StarWars aufgewachsen sind, jetzt erwachsen sind. Und man ihnen dahingehend jetzt den Kern der Geschichte erzählen kann. Ohne die witzen Nebensätze, ohne das Augenzwinkern. Und das passt ganz gut.

Auch die Erzählweise ist „erwachsen“. An die Hand wir hier keiner genommen. Erklärt wird nie, was gerade passiert. Wenn der/die Protagonisten/in der Folge niemanden zum Sprechen hat, weil sie/er alleine ist, dann musst du erkennen, was sie vorhat, indem du siehst, was sie tut. Man erahnt es dann. Es ist ein sehr reine Erzählweise. Sie zieht einen hinein, weil man mitdenken muss. Es hat gut getan, wieder einmal so einen Film/Serie zu sehen. Auch weil die Qualität der Erzählweise top Quality ist. Das muss man schon auch mal können.
Ganz nebenbei werden im Laufe der Story alles und jeder vorgestellt, der dann im Film „Rogue One“ vorkommt. Und das tatsächlich ohne dabei gekünstelt und aufgezwungen zu wirken.
Lässig, sag‘ ich nur.

Um die Geschichte der Rebellion, von den Leuten im Untergrund bis hin zu den Politikern, die Rückgrat bewahren, vollumfänglich zu erzählen, braucht es Zeit. Andor hat zwei Staffeln. Jeweils 12 Folgen. Jede Folge so zwischen 40-50 Minuten.
Die Story wächst langsam heran, wie die Rebellion. Die ersten Folgen sind ungewöhnlich, weil wir diese Art von ich-nehme-mir-Zeit nicht mehr oft vorgesetzt bekommen. Dadurch liegen in den ersten Folgen die Erzählstränge lose nebeneinander. Nicht immer kann man erkennen, wo die zueinander gehören. Das mag einem unangenehm erscheinen. Das entwickelt sich alles erst.
Ich weiß nicht recht, wie sie es gemacht haben, aber irgendwann, war es dann plötzlich spannend. Ohne Action Szenen ohne explodierende Raumschiffe.

Aber eigentlich ist es das Thema Widerstand und Rebellion und welchen Mut und welcher Entschlossenheit es bedarf, sich einem Imperium entgegenzustellen!

Echt irre aktuell!

Absolute AnschauEmpfehlung! (geht vermutlich auch ohne StarWars Wissen)