Die Eine oder Andere von euch wird ihn gehört haben. Den Namen. Ein paar Americanophile werden ihn kennen. Aber eben die meisten eher nicht so. Und deswegen gebe ich euch heute so eine bissi eine Einführung in die Comedy-Late-Night Szenerie in den Vereinigten Staaten und das Drama des Jimmy Kimmel.
Es dauert nicht lange, da trifft man auf sie. Die Gastgeber der Shows die irgendwo im Namen ein „Late“ oder ein „Night“ haben. Kaum hat man begonnen sich mit den Staaten und ihrem Alltag zu beschäftigen, dann poppen sie auf. Unweigerlich. Die Late Shows.
Die Gastgeber und Comedians heißen Stephen Colbert, Seth Meyers, Jon Stewart, Bill Maher und eben Jimmy Kimmel. Es gibt viele. Und weil es viele sind, sind an der Spitze dieser Witzepyramide halt die, die richtig gut sind. Richtig komisch. Qualität.
Durch die Bank sind das Leute, die sich kein Blatt vor den Mund nehmen. Sie teilen aus. Der eine mehr zart und mit Charme, der Andere mehr so mit der Keule. Sie überzeichnen Absurdes oder offensichtlich Widersprüchliches. Sie kommentieren und ziehen dabei alles was bei drei nicht auf den Bäumen ist durch den Kakao.
So geschieht das seit Jahrzehnten. Sie haben Obama verarscht, die Bush-Männer, Biden und Clinton, aber niemand liefert Material im Maschinengewehr-Tempo wie die Tramperl-Regierung.
Für gewöhnlich besteht so eine Show aus einem Team von Witzeschreiberlingen- und Witzeschreiberlinginnen. Und weil diese Shows gerne täglich senden, sind diese Leute unfassbar im Training und fit in jedem Thema. Und das eben auf einer tagespolitischen Ebene. Setzen sich 10 bis 20 Witzerlinge zusammen, dann entgeht ihnen so gut wie keine politische Peinlichkeit. Und schon gar nicht, wenn es von diesen Witze-Teams gleich mehrere gibt.
Meist beginnt die Show mit einem Monolog. Alle Gastgeber können ihre Hauptdarsteller/Hauptpolitiker absurd gut nachspielen. Allesamt sind sie Menschen mit einem Gespür für Publikum und Pointen. Ach ja, die Shows werden vor einem echten Publikum gegeben. Gerne mal in einem kleinen Theater mit langer Show-Geschichte. Eine Band gibts auch beinahe immer. Und dann natürlich die Gäste. Immer richtig fette Berühmtheiten. Meist 2 Gäste pro Show.

Für Stars in den USA gehört es dazu, mit einem neuen Film durch die Late Night Shows zu tingeln und jede Menge Spaß mit den Berühmtheiten, die hinter dem GastgeberTisch sitzen, zu haben. Oder wenn sie in Buch veröffentlichen oder ein Musik-Album. Alle kommen sie. Die LateNightShowHosts kennen nach ein paar Jahren die gesamte A-Celebrity-Liste.
Jimmy Kimmel ist einer von ihnen. Seine Show wird in Hollywood aufgezeichnet. Und das seit 2003. Jimmy Kimmel kennt wohl in Hollywood alle. Er hat die Oscar-Verleihung 4mal gehostet. Aufgewachsen in New York, Brooklyn hat er aber seine Wurzeln an der anderen Küste und pflegt die Kontakte dorthin regelmäßig (seine Show wandert einmal in der Saison nach Brooklyn – nicht nach Manhattan!)
Sein Bogen spannt sich quasi über das ganze Land. Jimmy Kimmel mögen zwar nicht alle, aber kennen tun sie ihn.
Soweit das rundherum. Jetzt mal zu ihm und wie er sich in seiner Show so präsentiert. Und natürlich zu seinem Verhältnis zum Tramperl.
Jimmy Kimmel hat zum Teil italienische Wurzeln und mir kommt vor, dass er das sehr lebt. Er hat dieses Gefühlsbetonte. Seine Witze kommen von Herzen. Wenn er austeilt, dann teilt ER aus. Und er teilt aus. Scheu kennt er nicht. Er steckt aber auch ein. Dem Kimmel kann man schon was hinwerfen. Der nimmt es.
Seine Witze sind nicht so fein, wie die von Stephen Colbert oder Seth Meyers. Sie sind geradlinig. Witze gerade in die Visage quasi (in die Fresse).
Das liest sich hier womöglich hart, aber Jimmy Kimmel ist lustig. Man kann herzhaft laut aufprusten, weil man selber sich nicht trauen würde, manches so direkt rauszuschmeißen. Und das alles mit dieser Emotionalität. Jimmy Kimmel teilt hart aus, ist es aber nicht. Hat er ein ernstes Thema (ein School-Shooting oder so etwas), dann sieht man Jimmy Kimmels Augen unter Wasser, seine Stimme bricht, er kämpft dann schon mal damit seine Fassung nicht zu verlieren.
Das macht er jetzt seit über 20 Jahren und sein Publikum liebt ihn dafür. Sein Humor mag manchen zu kernig sein, aber menschlich kann man an ihm nicht viel aussetzen.
Nun kann es ja niemanden wundern, dass das Tramperl schon seit Jahren unter dem Kimmel zu leiden scheint. Grundsätzlich scheint das Tramperl solide humorbefreit, denn er zieht regelmäßig über die Late Night Show Hosts her, als hätten sie ihm irgendwie etwas angetan.
Aber das Tramperl ist halt ein dünnhäutiges und dazu nur minder vernunftbegabt. Wegschauen und ignorieren (bzw. ertragen) geht bei derartigem Geltungbedürfnis nicht. Also attackiert er, wie er alle attackiert, die ihm nicht huldigen.
Der erste der seinen Job verlor, war Stephen Colbert. Als „Ausrede“ galt der bevorstehender Merger, zwischen dem Medien-Mutterkonzern, der die Show produziert und einem weiteren großen Medienhaus und die Tatsache, dass es dafür das „okay“ des Präsidenten brauchte.
Also hat man im vorauseilendem Arschkriechen dem Gott ein Opfer gebracht um ihn milde zu stimmen. Die „Late Show with Stephen Colbert“ wird demnach nur mehr bis zum kommenden Mai senden.
Als dieser Meldung wie ein Stein in den See der USA fiel, waren die Wellen beträchtlich. Alle wussten wieso das geschah. Und alle wussten was es bedeutete. Das Halsband um den Hals der Freiheit war durch das Abdrehen der „Late Show with Stephen Colbert“ bedeutsam enger geworden. Und sie spürten es.
Und dann wurde Charlie Kirk erschossen und Jimmy Kimmel kommentierte das Verhalten der republikanischen Partei in der Show, gefolgt von einem unbeschnittenen, unbearbeiteten Video des Präsidenten in dem er auf die Frage wie es ihm denn jetzt grad ginge, wo sein Freund so brutal ermordet worden war, in etwa Folgendes antwortete: „Ich finde sehr gut, und übrigens sehen sie da drüben die ganzen LKWs. Sie haben gerade mit den Bauarbeiten für den neuen Ballsaal für das Weiße Haus begonnen, was übrigens etwas ist, das sie sich schon seit 150 Jahren wünschen.“ (hier zum Video).
Das war am 15. September.
Am 17. September gab Brendan Carr, der Chef der FCC (die vergeben Lizenzen an Fernsehsender. Brendan Carr ist ein Mitverfasser des „Projekt 2025“.) in einem Podcast zu verstehen, dass ihm nicht gefällt wie Jimmy Kimmel die Dinge sieht und dass das nicht im „öffentlichen Interesse“ sein kann, solche Meinungen zu vertreten. Er meint dann an ABC (den Fernsehsender) gewandt: „Wir können das auf die einfache oder die harte Tour klären!“ (hier zum Video: Aussage bei etwa sec. 53)
ABC und Disney erklären kurz darauf, dass die Sendung auf unbestimmte Zeit ausgesetzt wird. Mitten in der Produktion der Show für den Abend wird die Crew informiert und die Zelte abgebrochen das bereits anwesende Publikum für die Aufzeichnung der aktuellen Show nach Hause geschickt. Im Anschluß wird bekannt, dass die Vorstände der beiden genannten Firmen völlig aufgebracht und supernervös waren.
Und dann geschah das Unerwartete.
Vielen Amerikanern reichte es. Stephen Colbert war ein Schock. Jimmy Kimmel einfach zu viel. Also fingen die Menschen an nach Wegen zu suchen ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. „wie kündige ich mein DisneyPlus Abo“ war für Tage die meistgesuchte Googlesuche. Etwa eine Million Kunden scheinen das auch umgesetzt zu haben.
Und diese Watschn hat gesessen.
Am Geld kann man so einen Konzern erwischen. Und so geschah es, dass ein paar Tage nachdem die Show abgesetzt worden war, sie ganz offiziell wieder da war.
Der Triumph war monumental.
Und Jimmy Kimmel in seiner ersten Show war schlicht grandios. Nicht böse, nicht rachsüchtig, nicht bissig, sondern vollumfänglich gerührt von der Tatsache, dass die Amerikaner seine Show gerettet hatteen. Seine Stimme brach bei jedem zweiten Wort. Die Stärke des Jimmy Kimmel sind seine Gefühle. Er kann sie zeigen ohne dabei Männlichkeit zu verlieren. Ich war ehrlich beeindruckt. Starke Leistung.
In den anschließenden Folgen hat er gut ausgeteilt. Und der Trip für eine Woche Brooklyn der Show konnte auch stattfinden. New York überschüttete ihn mit Applaus und Anerkennung. Es tat gut zu sehen, wie sehr ein Teil der Bevölkerung sehr wohl weiß, wie wichtig manche Dinge sind und auch wie sie sich gegen eine Zerstörung wehren können
Aus Washington hat man zu alledem tatsächlich keinen einzigen Mux vernommen. Merke ich nur mal an.

Hier noch die Coming Back Show. (wenn ihr nicht eingeloggt seid in youtube, dann wird die show – zumindest bei mir – von so einer Maschine gesprochen … grausam. Wenn man einloggt ist sie in Englisch zu hören!)

