Gelesen, gehört und gesehen KW 16: Bakteriophagen

Heute wird es wissenschaftlich. Es geht um Bakterien, genauer um bakterielle Erkrankungen. Wie ihr sicher wisst, sind die einzige wirklich wirksamen Medikamente gegen Bakterien (so sie der Körper nicht selber abwehren kann!) Antibiotika.

Wir kennen alle die Geschichte, in der Alexander Fleming per Zufall das Penicillin entdeckt hat. Grandios!

Lebensrettend für unglaublich viele Menschen seither.

Das weiße ist das lebende Bakterium. In dem Punkt in der Mitte lebt nichts.
In dem Fall aufgrund der Phagen

Durch den kontinuierlichen, falschen Gebrauch von Antibiotika treten immer häufiger Bakterien in Erscheinung, die Resistenzen entwickelt haben. Soll heißen: die Antibiotika wirken dann nicht mehr. Und das ist insofern bedrohlich, da es nur eine beschränkte Anzahl von Antibiotika gibt. Wenn dann irgendwann wirklich gar kein Antibiotikum mehr hilft, dann, ja dann, sind wir den Bakterien ausgeliefert. Laut Wikipedia sterben in Afrika minütlich (!) 250 Menschen an bakteriellen Infektionen von resistent gewordenen Stämmen.

Gar nicht lustig.

Aber es gibt da noch etwas. Eine Art der Behandlung, die vor den Antibiotika auch in Europa verbreitet war und die jetzt allmählich wieder die Kurve in unser kollektives Gedächtnis kratzt.

Bakteriophagen.

Ein bissi schaut’s ja aus wie ein Roboter.  CC

Bakteriophagen sind die natürlichen Feinde der Bakterien. Quasi der Eisbär zu den Robben. Nie gehört? Und doch: logisch. Denn hätten Bakterien keine Feinde, warum haben sie dann nicht längst die Weltherrschaft an sich gerissen?

Eben.

Phagen, so nennt man sie kurz, sind Viren. Gelten allgemein nicht zu den Lebewesen (aber das ist eine andere Geschichte) und man findet sie in Tümpeln, stehenden braunen, leicht ekligen Gewässern. Phagen sind sehr spezifisch. Soll heißen, sie fressen immer nur eine, eine ganz spezifische Sorte Bakterien. Beinahe jedes Bakterium hat also einen ganz eigenen Eisbären.

Das ist medizinisch betrachtet sehr gut, denn das reduziert unerwünschte Nebenwirkungen.

Das Kleine sind Phagen, das Große ist ein Bakterium.  CC

Trotzdem sind Phagen so gut wie unbekannt bei uns und zudem aufgrund mangelnder Studien, die ihre Wirksamkeit beweisen nicht zur Behandlung am Menschen zugelassen.

Das Zentrum der Welt wenn es um Phagenforschung und Phagenmedizin liegt in Tiflis / Georgien. Es gibt dort ein Institut, das seit 1923 durchgehend an und mit Phagen arbeitet. Und was sie vorweisen können, ist durchaus hochinteressant und womöglich eine Rettung für den Rest der Welt.

Es gibt eine große Scheu der aktuellen Medizin aktive Viren in den menschlichen Körper ein- oder aufzubringen, aber genau das machen die Mediziner in Tiflis. Menschen mit resistenten Bakteriuminfektionen werden dort behandelt und ein beachtlicher Teil davon wird geheilt oder wenn nicht, dann ihr Zustand doch deutlich verbessert.

Spannende G’schicht!

Gelesen:

Focus online

Berliner Zeitung

Gehört:

WDR

Gesehen:

Lebensretter Ostblockviren – ein Weg aus der Antibiotikakrise mit Phagen