Digital Detox oder Der Spaß am Bloggen kehrt zurück

Es ist ein Weilchen her, da war ein wenig die Luft raus aus dem Bloggen – so dachte ich. Aber ich irrte. Bei genauerer Betrachtung wurde für mich offensichtlich, dass ich mein Verhalten im Netz grundsätzlich verändert hatte.

Genauer, meine Zeiteinteilung.

In meinem Tag gibt es ein Zeitfenster, da bin ich im Netz. Und innerhalb dieses Zeitfensters hatte – unbemerkt von mir – eine Verschiebung stattgefunden. Weg vom Blog hin zu Facebook und Instagram. Beides soziale Medien, die auf kurzfristige Belohnung setzen. Likes und Herzchen führen zu Glückhormonausschüttung, aber nur für kurze Zeit.

Es hat nicht lange gedauert und schon gehörte ich zu denen, die voll automatisiert ihr Handy in die Hand nehmen nur um auf Instagram nachzuschauen, wieviele Herzchen ich denn neu dazubekommen hatte. Das war anfangs echt nett. (.. also vor ca. 2 Jahren).

Auf Facebook war es irgendwie ähnlich und das wo ich fb tatsächlich nicht gut finde.

Das Wesentliche an alledem war aber, dass mir die Zeit zum Bloggen am Ende des Tages einfach fehlte.

Ich bin dann mal in mich gegangen und habe mich gefragt, was ich denn will. Womöglich mag ich dieses Foto teilen ja, womöglich erzähle ich gerne eine Geschichte in einem Bild. Das könnte doch ein Ding sein für mich. Dann müsste ich meinen Blog überdenken, also mein Konzept wie ich meinen Blog verstehe.

Und wie ist es denn umgekehrt? Find ich gut, was ich da so lese, von den Leuten denen ich folge. Was würde ich denn gerne lesen wollen?

Liegt mir das? Gibt mir das was? Bereichert das mein Leben?

Tja, und die Antworten auf diese Fragen waren dann doch glasklar und machten mir die Entscheidung leicht.

Denn ich erzähle zwar ganz gerne mal eine Geschichte in einem Bild. Aber sicher nicht 3x am Tag. Eher 3x im Monat. Insofern würde es reichen hie und da mal reinzuschauen und ein Bild zu posten, das mir wirklich etwas bedeutet/mitteilungswürdig erscheint. Und so reduziere ich zum einen, das was ich selber poste, denn – und jetzt bin ich schonungslos ehrlich – das, was ich zu lesen bekomme von den allermeisten anderen, bereichert mein Leben nicht in dem Ausmaß, wie mir die Sache eben die Zeit stiehlt.

Ich habe mir dazu folgende symbolische Frage gestellt:

Meine beste Freundin legt sich eine neue Topfpflanze zu. Sie stellt sie auf ihr Fensterbrett. Würde sie mir ein Bild davon schicken? Würde ich wissen wollen, dass sie besagte neue Pflanze besitzt? Oder wäre das für mich und auch für sie kein Thema.

Nun, ich habe zwei ganz ganz allerliebste Herzensfreundinnen und ich weiß nicht, wann sie sich ein Töpfchen aufs Fensterbrett stellen. Und das ist auch gut so.

Warum aber tue ich mir dann ebensolche Info von Leuten an, die ich nicht einmal persönlich kenne?

Die einzige Antwort, die ich darauf habe ist, dass Instagram oder eben auch Facebook so funktionieren.

Es dauert ein Weilchen, dann beginnt man Dinge zu posten, die man zu Beginn eben für zu persönlich oder für nicht wirklich Erwähnenswert hielt. Einzig aus dem generierten Drang heraus man müsse ja jetzt mal wieder etwas posten. Aber … so aufregend ist unser Leben doch hoffentlich nicht … siehe das Blumentopfbeispiel. Und so kommt es wohl, dass das Gros der Posts für mich eigentlich entspannt „verpassbar“ ist.

Sowohl Instagram als auch Facebook machen einen glauben, man sei auf dem Laufenden. Aber in Wirklichkeit verliert mein seine Zeit, seine Lebenszeit damit Topfpflanzenfotos von Fremden zu herzeln.

Nun gibt es aber das Argument, dass einige nähende Bloggerinnen, die ich auch persönlich kenne und die ich auch mag und schätze ihre Werke auf Instagram zeigen. Und die würde ich wohl sehen wollen und dann eben verpassen.

Darauf kann ich nach einiger Beobachtung folgendes sagen: Leider bekomme ich ja gar nicht alle Fotos in meinem Feed zu sehen. Instagram hat ja mittlerweile einen Algorithmus und zeigt mir, was es glaubt, das ich sehen will. Sehr nervig. Wenn ich also sehen will was XX alles genäht hat, dann muss ich sie direkt aufrufen und all ihre Bilder einzeln durchgehen. Und das für alle, die mir am Herzen liegen.

Scherz oder?

Nun, okay ab und dann mache ich das dann bei einer Handvoll Leuten. Oder …

… oder ich gehe direkt auf ihre Blogs. Da ist dann meist alles zu sehen und die ganze Geschichte doch deutlich entspannter.

Womit ich irgendwie wieder am Anfang bin. Dem Bloggen. Seit nunmehr 2 Monaten reduziere ich Schritt für Schritt mein Social Media Engagement und stecke meine Zeit ganz bewußt in den Blog.

Und der Effekt war sofort spürbar.

Ich habe viel mehr Freude, viel mehr Zeit und fühle mich tatsächlich deutlich besser. Entspannter.

Und

ich habe den Eindruck, dass das was ich abliefere auch besser ist. Also aus meiner Sicht 😉 Es ist wohl doch ein wenig so wie ich es neulich gehört habe:

Wobei ich ja kein Superstar sein will. Aber ich bin lieber inniglich in einer Sache drin, als in vielen herzlos. Das entspricht mir mehr.

Nachdem ich in letzter Zeit wieder vermehrt den Satz „auf meinem Blog ist es zur Zeit etwas ruhiger“ vernommen habe, dachte ich ein paar Denkanregungen können ja nicht schaden, daher dieser Post. Mein Weg muss dabei allerdings wahrlich nicht der Eure sein.

Eine kurzes Überdenken der grundlegenden „Wo will ich meine Zeit reinstecken?“ – Frage lege ich aber jedem mal nahe, auch wenn der eine oder andere Blog dadurch völlig verschwinden sollte. Ein Schrecken ohne Ende und so .. ihr wißt schon 😉

Ich habe meine Spaß am Bloggen wiedergefunden.

Happy!

PS: Ich habe gerade gelesen, dass Nokia ernsthaft dieses Jahr das 3310 neu auflegt. Und ich gebe zu, dass ein Telefon, das ein Telefon ist und sonst nix, durchaus attraktiv auf mich wirkt. Digital Detox 2.0 quasi. Nachzulesen hier oder hier. 🙂