Seit wir in der Pandemie viel zu Hause hocken, wir alle, und zwar fast den ganzen lieben langen Tag, seit dem das also so ist, schauen wir am Vorabend (so nennt man im Fernsehen die Zeit bevor offiziell die Nacht beginnt) „Wien heute“. Regionale Nachrichten, 20 Minuten plus Wetter. Tatsächlich konfliktet diese Sendung zwar wiederholt mit der Abendessenzubereitung, aber dann dreht man halt lauter …
Auf jeden Fall wurde letzte Woche in „Wien heute“ Mari Lang interviewt. Von ihr hatte ich noch nie gehört um sie dann doch gleich auf Anhieb total gut zu finden. So von Frau zu Frau.
Mari Lang hat einen Podcast, der da heißt „Frauenfragen„. Und Mari stellt dort Männern von Rang und Namen jene Fragen, die für gewöhnlich eben Frauen gestellt werden. Das ist schon mal ganz schräg und hat was Witziges. Was allerdings schockiert ist, dass viele Männer gar nicht erkennen, was diese Fragen im Gepäck haben. Sie erkennen es nicht, weil es sie selber nie betroffen hat. Und das verliert beim Zuhören dann ganz schnell die Komik. Irgendwie. Es wirkt entblößend.
Ich rede hier zum Beispiel von der allgegenwärtigen Reduktion einer Frau auf ihren Körper. Die befragten Herren waren großteils sehr geschmeichelt ob der „Komplimente“, wenn von ihrem Körper gesprochen wurde. Diese Frage offenbart den völlig konträren Zugang, den Frauen und Männer in der Öffentlichkeit zu diesem Thema haben. Mari nutzt diese Diskrepanz um Nachzuhaken, Nachzufragen und bei Bedarf auch zu erklären. Sehr spannend.
Oder die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Karriere. Keine Frage, die meisten dieser Interviewpartner haben beides. Wer den Preis dafür bezahlt hat, weiß auch jeder … nur nicht immer der betroffene Mann. Das wird auch klar.
Mari Lang bohrt bei den Themen auf höchst angenehme Weise nach und hält den Spiegel hin und schaffst es auch, dass diese Männer zumindest für die Dauer des Interviews anfangen nachzudenken. Es tut gut zu hören, wie diese Frau nach einer charmanten Floskel nicht aufhört, die Schwierigkeiten der Frauen offenzulegen.
Ich habe bisher gehört: Manuel Rubey, Armin Assinger, Klaus Eberhartinger und (noch nicht ganz) Christian Kern.
Ich empfehle euch sehr sich das mal zu geben. (Anmerkung: ja, natürlich, die Herren sind alle sehr Österreichlastig. Für meine deutschen Leserinnen: Das hört sich vielleicht nett durch 😉
Persönlich kann ich noch nicht klar sagen was diese Interviews in mir auslösen. Ich bin schon geschockt und doch auch gut unterhalten. Ich möchte fast so weit gehen, ich fühlte mich von dieser Frau vertreten!
Und wann kann man das schon mal behaupten?
Ihr lest hier ganz sicher wieder mal darüber. Ich werde mir ziemlich sicher noch all die anderen Episoden anhören und dann das ganze mal verdauen. Ihr hört hier sicher noch mehr darüber!
Totale Empfehlung!
PS: jedes mal, dass ich jetzt nochmal kurz Korrekturgelesen habe, habe ich noch einen haarstreubenden Rechtschreibfehler gefunden … sorry, ich bin schon sehr müde!