Alles steht Kopf – Von der Notwendigkeit zu trauern

Es gibt da einen Film, den ich gerne ab und zu mal schaue und der mir jedes mal mehr Respekt einflößt. Schlicht, weil er sich ein Thema vornimmt und dazu ein Zielpublikum, die man so eben nicht unbedingt in einen Topf werfen würde.

„Inside Out“ erklärt dem Zuseher durchaus kompetent, wie die menschliche Psyche funktioniert. Das Zielpublikum dabei: generell wohl Alle, aber eben auch ganz gezielt Jugendliche.

Die Story ist schnell erzählt. Eine Familie übersiedelt von einem amerikanischen Bundesstaat in einen anderen, wobei sie dabei durchaus vom Norden in den Süden zu ziehen scheinen. Für die Tochter bedeutet das; Freunde verlassen, neue Schule und zum ersten Mal im Leben Abschied nehmen.

Wir sind dann live dabei und schauen zu, wie Rylie (eben jene Tochter) zunächst versucht guten Mutes zu sein und wie sie sich fieberhaft dafür einsetzt auftauchende Probleme positiv zu meistern, während zeitgleich ihre innere Welt komplett zusammenbricht, was sie solange ignoriert bis sie an einer Depression kratzt und das Einzige aus ihr herausbricht, das ihr tatsächlich helfen kann:
Trauer.

Im Film wird das auf spektakulär kreative Art und Weise dargestellt. In Rylies Kopf regiert „Freude“. Eine Frohnatur durch und durch, eindeutig obsessiv damit beschäftigt, alles ins Gute zu kehren. Freude spiegelt dabei das Bild, das unsere Gesellschaft als Ziel vorgibt, wider. „Du sollst happy sein!“ .. mehr oder weniger, „Koste es was es wolle.“
Ihr Counterpart ist „Traurigkeit“. Eine ausgesprochen wienerische, sehr melancholische Person. Die beiden geraten durch den Umzug in ein Abenteuer, das im Wesentlichen darin besteht, dass Freude wie eine Irre darum kämpft Rylie wieder glücklich zu machen und Trauer ihr dabei wie ein Klotz am Bein hängt. (bitte das wird eigentlich bildlich genauso dargestellt, fallt mir gerade auf). Aber alle ihre Versuche laufen ins Leere. Es geht einfach nicht.
Und dann sieht Freude dabei zu, wie Trauer einen Freund tröstet. Grob gesprochen weint sich der aus und steht danach seufzend auf und macht weiter.
Sie kämpft danach noch ein Weilchen weiter, muss am Ende aber erkennen, dass auch Rylie jetzt wohl eine Runde weinen muss.

Als sie dann Trauer das Steuer zu Rylies Seele übergibt, bricht diese erwartungsgemäß in Tränen aus und sinkt in die Arme ihrer Eltern. Und was dann passiert, das müsst ihr euch schon selber anschauen. Ich verspreche euch nur soviel: Ihr werdet es wiedererkennen!

Und Ja: das Ganze ist so dargestellt, dass auch Jugendliche verstehen, was da abläuft und wie es funktioniert. Wunderbarer Film!

Ich habe für euch den deutschen Trailer rausgesucht. Damit ihr mal reinschnuppern könnt.

Und dann noch eine Delikatesse unter den Film-Rezensions-Videos. Cinema-Therapy ist ein Kanal, auf dem ein Familientherapeut und ein Filmemacher gemeinsam Filme analysieren.
Und: naja „Inside Out“ schneidet ganz gut ab, wie ich meine. Das Video ist allerdings auf englisch. Wer damit kein Problem hat, wird bereichert daraus herausgehen.