Aus dem Leben einer Mutter – Vorsicht Pubertier 5

Als Frau sind mir ja einige rein männliche Dinge wesensfremd. Als Mutter kommen ebendiese Spezifitäten dann auf mich zu und ich stehe als eine, die eigentlich immer weiß, was sie tut, plötzlich wie die Kuh vor dem Scheunentor.

Das voll erblühte Pubertier in meinem Haushalt ist männlich. Somit ist er mittlerweile größer als ich, was in weiterer Folge dazu geführt hat, dass die Kleidung, die er benötigt Größen angenommen hat, die mir an sich neu sind. Natürlich kaufe ich hie und da mal die Basics für meinen Mann, aber da habe ich den Vorteil, dass ich die Größe ja weiß.
Beim Pubertier ist dem nicht so. Frau geht also mit den Nachwuchs in ein Bekleidungsgeschäft und hat keinen Schimmer wo anfangen. Eine mir völlig fremde Situation. So geschehen letzten Sommeranfang. Gesucht wurden Bermudas.
Muttergefühlstechnisch ist mein Sohn riesig. Irre breit (bitte zu bedenken, dass ich ihn wohl irgendwo zwischen Kleidergröße 110 bis 140 abgespeichert habe), einfach groß halt, sehr ungewohnt alles. Durchaus verwirrend. Wann ist das denn passiert? Ist das normal?
Wiedemauchimmer. Es schien logisch in die Herrenabteilung zu gehen, eine akzeptable – Bände könnte ich an dieser Stelle schreiben – Hose herauszufischen, zu probieren – weitere Dramen spielen sich in meiner Erinnerung ab – nur um dann festzustellen:
Wie um Himmels willen kann die kleinste verfügbare Herrengröße derart schlabberig an meinem Gigantokind runterhängen?
Sind Männer echt so riesig??
Und: Wo bitte kriege ich in 5 Minuten eine pubertiergenehme, lässige Bermuda her in einer Größe zwischen Kinderende und Männeranfang?

Oh, was habe ich meine besten Freundinnen gebraucht. Oh, was hätte ich palavern können, ob dieser irrwitzigen Situation. Aber nix da. Keine Chance. Da stand ein hochgenervtes Hormonbündel in der Garderobe mit einer schlabberigen Bermuda am Leib – ein Bild wohlgemerkt, das ich für harte Momente in meinem Leben abgespeichert habe, zur seelischen Erheiterung – ich musste handeln.

Überraschenderweise – es überrascht mich immer, wenn das Pubertier macht, was ich sage – gab es kein weiter erwähnenswertes Gemurmel, als ich vorschlug in einem Jeansfachgeschäft meiner Wahl kompetente Beratung einzuholen. Das Argument, dass man so Anprobiereinheiten minimieren könnte, zog offenichtlich in vollem Umfang. Denn, wenn das Pubertier etwas nicht mag, dann in einem kleinen Kästchen zu stehen und in Unterhosen zu warten bis die Mutter Hose nach Hose durch den Vorhang reicht.
Totaler Alptraum.

Die Sache ging einigermaßen gut aus. Wir wurden fündig, nahmen diesselbe Bermuda gleich in mehreren Farben mit und ich weiß jetzt immerhin welche Jeanszahlenkomibination das Pubertier im letzten Jahr am RiesenLeib trug. Ein Anfang.

Als ich im Anschluß dem Pubertier nahelegte, dass es womöglich sinnvoller wäre mit dem Vater einkaufen zu gehen, wurde ich mit einer wortlosen Missachtung abserviert, die mich heute noch schwer beeindruckt.
Ich war also noch nicht das Ende der Total-uncool-Fahnenstange. Auch was wert.
Wir kamen jedoch überein, die nächste Bekleidungs-Shopping-Tour mal dem Pubertier solo zu überlassen. Als Test quasi. Mama im Talon, für den Notfall.

Aber das mit den Männergrößen und meinem Riesenkind, das habe ich noch immer nicht verkraftet.
Seufz!