Zu Deutsch heißt das Buch „Der Astronaut“ nur um gleich mal ein Schmunzeln über eure Gesichter zu bekommen, ob der immer wieder furchtbaren Über- bzw. Umsetzungen von englischen Titeln aller Art ins Deutsche. „Haily Mary“ ist ein Begriff aus dem Sport. Es ist der letzte, verzweifelte Wurf des Quaterbacks in Richtung Endzone (Tor) in der zarten Hoffnung, dass irgendeiner aus der Mannschaft es in der kurzen Zeit, die der Ball in der Luft ist, durch die Reihen der Verteidigung schafft und am Ende noch im Stande ist den Ball zu fangen.
Manchmal klappt das. Nicht oft. Eh klar.
Der Astronaut ist in dieser Geschichte der Ball den die Erde wirft in der Hoffnung ihren eigenen Untergang doch noch zu verhindern. Also eigentlich wirft die Menschheit. Ehschonwissen. Weltuntergang (diesmal sind nicht wir schuld daran!)
Womit klar ist, dass wir uns im Science Fiction Metier befinden. Nicht unbedingt meine Lesebuchheimat. Aber, ich komme halt immer wieder mal drauf, dass wenn der Autor gut schreibt und die Geschichte nicht megadurchsichtig ist, ich doch beinahe alles lesen kann.
Und das, wo ich 50% der Zeit beim Lesen einschlafe. (kurze genervte Anmerkung)
Ich hatte vor Jahren mal „Den Marsianer“ gelesen. Ich hatte eine Buchlücke, also nix Gscheites zum Lesen und die Verfilmung des Buches ist bei uns seit Jahren ein Renner. Mein Mann hatte das Buch gelesen und dabei immer wieder gekichert (verräterisch sowas) und deswegen dachte ich mir: „Schau mal rein. Mehr, als, dass du es nach 30 Seiten wieder hinlegst, kann ja nicht passieren!“
Nun, das ist aber damals nicht passiert. Ich habe das Buch verschlungen und reichlich gekichert dabei.
Andy Weir, der Autor, ist ein Mann aus der IT, der ein hingebungsvoller Welltall-Nerd ist. Er gräbt sich offensichtlich in allerlei Details zum Thema Reisen im All ein. Neil de Grasse Tyson, Fernsehwissenschaftler in den USA, der irgendwie alles weiß, wenn es um Physik geht, hat bestätigt, dass gut 90% der Stories in den Weir Büchern tatsächlich wohl umsetzbar wären bzw. umgesetzt wurden.
Und als gepflegter Nerd hat Weir offensichtlich auch einen grundsoliden Humor. Die Geschichten sind eigentlich nicht komisch, die Situationen, die sich ergeben sind, weil im Weltall, immer lebensbedrohlich, was einen zum Schmunzeln bringt, sind die menschlichen Reaktionen der Helden.
Nicht, dass die Helden die Situation nicht ernst nehmen. Es sind die Gedanken. Dieses von sich selber genervt oder überrascht sein. Die Kommentare, die sie zu sich selber machen. Sehr menschlich. Sehr.
Die wissenschaftliche Seite ist auch in diesem Buch extrem präsent. Bis zuletzt. Relativitätstheorie, jede Menge Mechanik, Evolutionstheorie. Alles kommt vor. Sehr viel Forschung wird erklärt. Manchmal war mir das zu viel und dann bin ich einfach eine halbe Seite weitergesprungen. Den Faden habe ich deswegen nicht verloren. Das sag‘ ich hier nur dazu, falls jemand da Berührungsängste haben sollte. Man kann springen.
Die Geschichte ist eine Science Fiction Geschichte über .. naja .. Freundschaft! Und mehr sage ich dazu nicht. Die Stärke des Buches ist, dass man nie weiß, wie es ausgehen wird. Nie. Und ich weiß oft, wie Geschichten sich entwickeln werden. Das macht ja auch so viele Bücher langweilig für mich. Dieses Ende habe ich nicht kommen sehen. Und es ist ein Wunderbares.
Also, wenn ihr selber Science Fiction nicht total abstoßend findet, dann holt euch dieses Buch. Ihr werdet es nicht bereuen.
Und wenn ihr einen Science Fiction Typ (Typin) in eurer Umgebung habt, dann habt ihr euer nächstes Geschenk! Ein Winner. 100%


Als kleines Schmunzelein gebe ich euch noch folgende Buchanekdote mit: Dieses Buch hier habe ich mitgenommen, weil ich den Titel unwiderstehlich fand. Geschafft habe ich drei Seiten, dann war ich innerlich komplett fertig damit. Nicht meine Ecke! 🙂