Bücher auf dem Weg in den Sommer

Wie ich feststellen durfte, kommt man mit so einem Garten vor der Zimmertür in Phasen doch gar nicht so recht zum Lesen. Der Versuch sich mit einem Buch in der beginnenden Sonne oder dem Baumschatten niederzulassen, wird in den allermeisten Momenten von dem Drang irgendetwas an irgendeiner Pflanze herumzudoktern jäh unterbrochen.
Bei mir.

Allmählich allerdings habe ich den Garten durch. Die Startmonate der Gartensaison habe ich abgearbeitet und jetzt ist mein kleines grünes Oaserl am Oaserln und … mein Tatendrang pflanzigerweise hat deutlich nachgelassen.

Trotz all dieser grünen Hindernisse kann ich verhalten stolz mitteilen, dass ich doch einige Bücher von innen gesehen habe. Hat mich selber überrascht. Allerdings halte ich mir da zu Gute, dass ich mich auf kleine, kurze und auch das eine oder andere unterhaltsame Buch eingelassen habe. Das macht es leichter, als Moby Dick oder sowas grauhaftes!

Hier also meine aktuellen Leseberichte.

Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste

Jakob Hein

Für meine deutsche Leserschaft: Wenn ihr ein bestimmtes Alter habt, dann werdet ihr viel Freude mit diesem Buch haben. Habe ich ja schon nostalgische DDR-Spaß-Gefühle gehabt und ICH WEIß NICHTS über die getrennte deutsche Zeit und die Gepflogenheiten dazu.
Sehr unterhaltsam, leicht geschrieben, liest sich schnell und macht dabei tendentiell gute Laune.

Story: ein gelangweilter Beamter in der DDR, der für die freundschaftlichen Beziehungen zum Bruderstaat Afghanistan zuständig ist, kommt auf die Idee mit dem hochwertigen Cannabis, den die dort anbauen, Westgeld-Devisen ins Land zu bringen …
mehr sag ich nicht

Der kleine Prinz

Antoine de Saint-Exupéry

Ich konnte mich nicht erinnern, es tatsächlich gelesen zu haben, also habe ich. Gehört für mich in die Kategorie „Winnie Pooh“. Kinderbücher, die keine Kinderbücher sind, sonder Philosophie Stunden. Das wusste frau ja auch schon vor dem Lesen.
Ich werde wohl auch „Winnie Pooh“ lesen.
Dann bin ich voll dabei!

Die Infantin trägt den Scheitel links

Helena Adler

Okay. Dieses Buch braucht echt eine Intro. Ich habe es begonnen zu lesen, vor drei/fünf/zeitverwirrung Jahren und nach etwa 20 Seiten abgebrochen. Was mich schon damals sofort fasziniert hat, ist die Schreibe, der Schreibstil, die unfassbar kreative Ausdrucksweise. Helena Adler malt mit Worten Bilder und weil diese Bilder in einer konservativen, emotional ausgetrockneten, ländlichen Landschaft leben, sind sie hart, eckig, rau und sehr stark.

Letztes mal, bin ich nicht weit gekommen, weil mir die Bilder zu viel waren. Ich habe eine halbe Seite gelesen und war voll. Es ging nicht weiter. Dieses mal komme ich gut klar und lese es jetzt tatsächlich.

Ein irres Buch. Ich mag es sehr.

Stadt der Ideen: Als Wien die moderne Welt erfand

Richard Cockett

Klingt grossspurig, ist es vermutlich auch, aber ein Stückchen Wahrheit steckt halt doch drin. Als Wienerin bin ich natürlich hellhörig, wannimmer bei einem Thema Wien als Ursprung des Entdeckers, der Erfinderin, des Komponisten genannt wird. Genauso gewöhnt man sich dann auch daran. Dass Viele, die in den 50ern, 60ern und 70ern große Dinge geschaffen haben, die auf die ganze Welt gewirkt haben und immer noch wirken, vor, zwischen oder während der Weltkriege Wien verlassen haben, ist ja auch logisch.

Dass Wien aber kurz vor dem ersten Weltkrieg ein kreatives Ultimum war, der Nabel in ganz vielen Künsten und Wissenschaften, ein völlig durchgeknallter Flecken an Aussergewöhnlichkeit, dass merkt man eigentlich nur, wenn man die Tante Jolesch liest oder Bücher, die Wien zu dieser Zeit schildern.

Wien war anders! Wirklich.
Und ich will wissen, was man darüber so weiß. Deswegen dieses Buch. Kapitelweise im Garten geht das ganz gut.


Ich hoffe euch ein wenig inspiriert zu haben, mit meiner kunterbunten quer durch den Garten (hihi) Leseliste! Liebe Grüße aus dem warm werdenden Wien