Wir haben ja einen Garten. Das mag für die Meisten von euch etwas Selbstverständliches sein, für jemanden, der zentral in einer 2-Millionen-Stadt lebt, ist dem nicht so.
Unser Garten ist klein und schattig. Eh klar. Häuser überall. Also auch rund um unseren Garten. Das gibt Schatten. In so einer Hitzewelle ist Schatten ja gut, gartenbepflanzungstechnisch ist es weniger prickelnd. Die allermeisten Gewächse, die man so in den Gärtnereien bekommt sind ausnehmend lichtaffin und gehen daher bei uns im Garten elendiglich zugrunde.
Gut 15 Jahre hat es gebraucht herauszufinden, was in unserem Garten denn so überlebensfähig ist. Um die Sache noch ein wenig spannend zu gestalten, haben wir natürlich nicht nur Schatten in unsererm Minigrün. Wir haben auch ein wenig Sonne im Angebot und weil da eben sonnenseitig ein Holzzaun steht, der uns zum Hof des Hauses abgrenzt, ist es bei uns in der Sonne stauhitzenheiß. Da sind mir schon Wüstenpflanzen verdörrt.
Aber über die Jahre haben wir eben für jeden Winkel unseres kleinen, grünen Reiches eine Überleberin gefunden, sodaß es jetzt wirklich reichlich lebt bei uns.
Wie dem aber so ist, muss man so einen Garten pflegen. Bitteschön ich bin keine die mit Schürze, Schere und Ayurveda* bei Sonnenaufgang 2cm von jedem Stengel zeremoniell kürzt. Wenn ich von „Pflege“ spreche, dann meine ich gießen, Rasen mähen und, so frau nicht vergisst, ab und zu mal düngen.
Speziell die Gießerei wird dann gerne mal viel, wenn die Hitze gerade wellt. Da ist mit einmal gießen am Tag niemand ausreichend bewässert, das habe ich mittlerweile gelernt. Und so kommt es, dass mich im letzten Jahr so eine Betropfungsanlage überreden konnte, ihr doch mal ‚ne Chance zu geben.
Die Idee an sich fand’ ich ja charmant (also, wenn es denn jetzt funktioniert), was mich verschreckte war die Arbeit dafür. Vorher überlegen wieviel, wovon und wo, damit man das richtige Equipment besorgt. Dann die Verlegearbeit. Hatte ich ja noch nie gemacht. Klang für mich nach Aufwand. Nicht irre viel, aber doch mehr, als mir so nebenbei von der Hand geht. Dazu der Mann, der mitredet. Alles nicht so einfach.
Ich erspare euch die verschwitzten Details, nur soviel: bei uns tröpfelts mittlerweile automatisiert. Die Pflanzen kriegen soviel wie sie brauchen. Die im Schatten weniger als die am Zaun. Alles grünt und blüht zufrieden großstadtgärtnerisch vor sich hin und ich sitze daneben und kann es nicht fassen.
Um positive Dinge zu verarbeiten, brauche ich für gewöhnlich immer länger. Negatives scheint immer logischer. Um das auszubuchstabieren, müssten wir aber zu sehr ins philosophische rücken. Und heute sind wir grün. Deswegen nur kurz die Anmerkung: ich habe ein bissi gebraucht, dieses Abnehmen der Arbeit zu genießen.
Das erste mal, seit ich eine Gärtnerin bin, seit ich einen Garten habe, kann ich mich darauf konzentrieren auf die Pflanzen einzugehen abseits der Bewässerungsarbeit. And let me tell you: GuteGüte das macht schon einen Unterschied. Nicht unbedingt für die Pflanzen, aber FÜR MICH halt schon.
Hm, womöglich geht es ja beim Gärtnern gar nicht so um das Grün sondern vielmehr um die Gärtnerin? (doch wieder Philosophie?)
Hm, und womöglich bin ich jetzt schon lange genug Gärtnerin um das zu erkennen. Womöglich habe ich das nächste Level erreicht, in dem man mit einer (bewässerten) Pflanze quasi in Wechselwirkung tritt. Zeit füreinander hat. Lebewesen zu Lebewesen. Beide geben, beide nehmen. Ein bißchen fühlt es sich so an.
Wow!
Gibt es ein Wort dafür?
*bitteschön, ich hab nix gegen Ayurveda. Ich verwende es hier nur als .. vergleichsStilmittel oder so.