gelesen – Die Wahlen in den USA und die düsteren Aussichten für Trump

Viel ist geschehen in der Welt, seit ich hier euch zuletzt zu den Wahlen in den Staaten berichtet habe. Deswegen heute ein regelrechtes Monster-Update. Wobei man es schon vorsichtig positiv lesen kann/könnte/darf. 🙂

• Die Wähler, die Trump gerade verliert

Quelle: The Voters Trump is loosing – The Daily /New York Times

June 25th – Podcast

Ich reibe es euch unter die Nase, weil die Zeiten zu hart und derartige Nachrichten einfach zu schön sind um sie zu ignorieren.

Es ist ausnehmend wahrscheinlich, dass die Präsidenten-Wahlen im November diesen Jahres in einer Handvoll Staaten entschieden werden. Jene Bundesstaaten, die 2016 der Präsident knapp aber eben doch für sich gewinnen konnte.

Zu diesen „Battelground-States“ gehören Wiscounsin, Arizona, Florida, Pennsylvania, Michigan & North Carolina

Im November noch, als es mehrere mögliche Kandidaten der demokratischen Partei gab, schien es, als wäre Donald Trump ein schwer zu schlagender Gegner. Zwar lagen viele der Kandidaten in Umfragen vorne, nur war der Vorsprung bei den Meisten nicht beruhigend groß. Die strategische Position des amtierenden Präsidenten war eine gute.

Jetzt ist klar, dass Joe Biden der Gegenkandidat ist und es war zu erwarten, dass das Rennen zwischen den Beiden, wenn schon nicht superknapp, so doch zumindest ein Rennen sein würde.

Aber zur Zeit dem ist nicht so.

In einer nationalen Umfrage führt Joe Biden um 14%!

In den Battelgroud States führt er in jedem dieser Bundesstaaten um zumindest 6%punkte. Im Schnitt um 9.

Das sind für einen Amtsinhaber, so die NYT, atemberaubend schlechte Werte.

Was kann man  nun aus diesen Umfragen erkennen? Wer und warum wenden sich die Wähler von Trump ab?

Es sind ganz klar 2 Themen, die Trump zur Zeit das Leben schwer machen.

Die Corona Epidemie und sein fataler Umgang damit und die BlackLivesMatter-Proteste, die im Land auf offene Ohren der Bewohner stoßen.

56% der Wähler in den Battleground States sagen, Trump habe in der größten Krise unserer Zeit versagt. Darunter sind viele seiner „Stammwähler“.

Dabei geht der Bruch tief. Denn die Wähler sind nicht nur unzufrieden mit Trumps Effektfreiheit, wenn es um den Corona-Bekämpfung geht, nein, der Bruch verläuft mehr entlang der Linie von richtungsweisenden Prioritäten:

Die gestellte Frage lautete:

a)Soll die Regierung die Ausbreitung der Krankheit einschränken, selbst wenn das bedeutet, dass die Wirtschaft darunter leidet  oder

b)Soll die Wirtschaft gerettet werden, auch wenn dadurch das Risiko für die Gesundheit der Bevölkerung steigt.

Und die Wähler haben sich mit einer 20%+ Mehrheit für den Kampf gegen den Virus entschieden.

Das war sogar die Meinung von Wählern, die ihren Job verloren haben.

Das ist ein bedeutsamer, grundsätzlicher Unterschied in Prioriäten, der sich hier offenbart. Denn Donald Trump und sein Team priorisieren die Wirtschaft über allem.

Für gewöhnlich ist das auch in Amerika ein gangbarer Weg. Aber die Pandemie hat die Regeln geändert. Und Trump hat es nicht bemerkt.

Das 2. Thema ist die Frage des Rassismus und die Proteste, die das Land ergriffen haben.

Auch hier zeigt sich, dass den Präsidenten sein Gespür trügt, denn auf die Auswahlfrage

a) Solle man hart vorgehen gegen Proteste, wenn diese Grenzen überschreiten

oder

b) solle man sich auf die Ursachen für die Proteste konzentrieren, selbst wenn diese Grenzen überschreiten würden.

wählten mehr als 40%(!!) Antwort b.

Also die Suche nach der Ursache der Proteste selbst wenn diese Grenzen überschreiten würden.

40%+

auch in den Battleground States.

Das „Händchen“, das D. Tr. für seine MAGA-Fans immer hatte, es funktioniert zur Zeit nicht. Er hat falsch entschieden. Er hat falsch gehandelt. Und zwar richtig fest. Und tut dies immer noch.

Würde die Wahl heute stattfinden, hätte Donald Trump keine Chance gegen Joe Biden.

Der Gedanke lässt einen doch zumindest für einen Moment wieder an die USA glauben.

(Die Wahlen sind am 3. November und bis dahin fließt noch viel Wasser den Mississippi hinunter, eh klar.)

• Die Republikaner, die gegen Trump kämpfen

Der Wahlkampf in den Staaten ist durchaus schon am Laufen. Irgendwie war er ja nie zu Ende. Der Trampel ist ja ein paar Wochen nach seinem Amtsantritt wieder auf einer Rallye-Bühne gestanden. Mittlerweile kommen aber auch die Trump Gegner in die Gänge.

Und damit meine ich gar nicht mal das Team rund um Joe Biden.

Es gibt nämlich mehrere Teams, die sich gegen Trump positioniert haben und interessanterweise sind das Republikaner. Also Leute aus den eigenen Reihen. Teilweise waren sie nie auf Trumps Seite, teilweise schon. Aber sie sind es nicht mehr. Und sie haben Geld und keine Scheu in unfassbar dreister Manier das Feuer unter dem Trump’schen Allerwertesten zu schüren. Als verhältnismäßig brave Europäerin zieht es mir die Socken aus, wenn ich mir diese Werbespots anschaue. Populismus, Sarkasmus, Gemeinheit .. alles in TipTop Qualität. Diese Leute buchen sich Werbeslots auf Fox News zu Uhrzeiten, von denen sie wissen, dass Trump vor der Glotze brütet. Sie zahlen viel Geld für eine Werbung, nur um sie ihm unter die Nase zu reiben, ihn zu ärgern. Und in regelmäßigen Abständen twittert der Orange dann ein paar Minuten nach so einer Werbeschaltung auch irgendwas Erbostes ins Universum.

Psychische Kriegsführung nennt man sowas.

Schaut euch das an. Es ist furchtbar und wunderbar zugleich.

Die „dezenteren“ sind die „Republican Voters against Trump„. Sie posten Videos von republikanischen Stammwählern, die lautstark verkünden warum sie NIEMALS in diesem Herbst für D.Tr. stimmen werden. Und dann gibt es noch ein paar Videos wie dieses hier, wo es um die Werte geht, die den Republikanern ja immer so heilig waren, bis sie sich verkauft haben…

Die knallharten, völlig Schambefreiten (also die, die Trump, wenn es ums Kämpfen geht, direkt in die Augen schauen), sind jene Leute, die sich im „Lincoln Project“ zusammengefunden haben.

Hier ein paar Gustostückerln.

So

Jetzt könnt ihr mal ganz entspannt unserer völlig entspannten Art des Wahlkämpfens entgegensehen und gleichzeitig ganz tief irgendwo hoffen, dass die orange Phase dann doch ein Ende nehmen wird.

Eure

PS.: Mir geht’s erstaunlich gut. Garten, Essen, Stricken …. 😉