Im Jahr 1934 schrieb Stefan Zweig über Erasmus von Rotterdam, der zur Zeit der Reformation also so um 1520 herum lebte und der seinerseits Zeuge einer der größten Veränderungen in Europa wurde folgende Zeilen:
…. Wir müssen leider klar erkennen und bekennen, dass niemals ein Ideal breiten Volksmassen vollkommen Genüge tut, das einzig die allgemeine Wohlfahrt ins Auge faßt; bei den durchschnittlichen Naturen fordert auch der Haß sein düsteres Recht neben der bloßen Liebesgewalt, und der Eigennutz des einzelnen will von jeder Idee auch rasche persönliche Nutznießung. Immer wird der Masse das Konkrete, das Greifbare eingängiger sein, als das Abstrakte, immer darum im Politischen jede Parole am leichtesten Anhang finden, die statt eines Ideals eine Gegnerschaft proklamiert, einen bequemen, faßbaren, handlichen Gegensatz, der gegen eine andere Klasse, eine andere Rasse, eine andere Religion sich wendet, dann am leichtesten kann der Fanatismus seine frevlerische Flamme am Haß entzünden. …
Stefan Zweig – Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam; S.15
.. Zugleich Idealisten und doch Kenner der menschlichen Natur, dürfen darum die Anhänger einer zukünftigen Menschheitsverständigung niemals im unklaren sein, daß ihr Werk ständig von dem ewig Irrationalen der Leidenschaft bedroht ist, sie müssen aufopfernd bewußt blieben, daß immer wieder in den Zeiten eine Sturzflut des Fanatismus, geballt aus den Urtiefen der menschlichen Triebwelt, alle Dämme überfluten und zerreißen wird: fast jede neue Generation erlebt solch einen Rückschlag, und es ist dann ihre moralsiche Aufgabe, ihn ohne innere Verwirrung zu überdauern.
Und wenn frau das heute so liest, dann kann sie schon leicht zu der Schlußfolgerung gelangen, dass die Menschheit nichts dazulernt. Und genau darin liegt der Fehler … es ist der leichte Weg zu dieser Schlußfolgerung zu kommen.
einer der größten Unterschiede zwischen den Menschen zu Erasmus’schen Zeiten und uns heute, ist der, das noch nie zuvor so viele Menschen überhaupt wissen, dass wir an entscheidenden Punkten, die den heutigen sehr ähneln schon mal waren.
Die Frage lautet eigentlich mehr so in etwa wie: Haben es ausreichend Menschen erkannt um die Sperrminorität zu erreichen um uns allesamt davor zu bewahren denselben Sch* nochmal durchzumachen.
Und: niemand weiß wie groß diese Sperrminorität sein muss.
Wir stecken mittendrin. Furchtbar. Und spannend. Haltet stand!
..und vermutlich gibt’s schon einen Griechen oder Ägypter oder Etrusker, der das so oder ähnlich niedergeschrieben hat. Tätatmichnichtüberraschen.