Die mamimade – Debattenzusammenfassung: Harris vs. Trump

Und noch eine Debatte. Hier in Österreich kann man sich diesbezüglich gerade eine Überdosis davon geben. Wozu also noch eine aus einem anderen Land anschauen/durchleiden? Nun, in diesem Fall lautet die Antwort: Weil es an der Zeit war, dass jemand mal vorzeigt, wie man einen Egomanen und Tyrannen vorführen kann.

Soviel schon mal vorab: so hyperdyperlustig und unterhaltsam war die Sache nicht, nur ein bissi. dtr ist immer noch hochgradig populistisch und hocheffizient, wenn man ihn ein Thema durchkauen lässt. Natürlich lügt er dabei wie gedruckt. Wie wir aber alle lernen durften, tut das seiner Effektivität im Leute-überreden keinen Abbruch.

In einer Debatte ist dtr ein wirklich ungutes Gegenüber. Im Wesentlichen, weil er weder moralische noch faktische Grenzen kennt. Er ist bereit alles zu erzählen um recht zu behalten. Um obenauf zu bleiben. Eine Debatte ist die Sorte Fight, wie er sie liebt. Das Ziel ist die Zerstörung des Gegners. Egal mit welchen Argumenten, egal wie untergriffig, wie bedrohlich oder verlogen.
Und alle, die gerne mal sehen würden, wie jemand dtr in seine Schranken verweist, mussten seit 9 Jahren darauf warten, dass das jemand schafft. Weil’s halt gar nicht so leicht ist.

In dieser Debatte gab es für beide Teilnehmerinnen Ziele, die sie zu erfüllen hatten. dtr musste seine Gegnerin mit dem unbeliebten Präsidenten Joe Biden verknüpfen. Seine Master-Themen sind die Migration und die Wirtschaft.
Ihre Aufgabe war sich vorzustellen. Obwohl ihr Name den meisten Amerikanern mittlerweile geläufig sein dürfte, wissen die meisten nicht viel über sie. Es war also notwendig ein paar Themen-Eckpfeiler einzuschlagen und dabei noch kompetent und präsidial zu wirken. Und: sie ist eine Frau. Womit genau das noch mit ein paar extra-Hürden versehen ist. Sie darf nicht zu aggressiv sein, nicht zu viel lachen … ehschonwissen. All der Sch****. Der erste Eindruck zählt. Und das während dich ein frauenfeindlicher Rassist von rechts anknurrt. Viel Spaß!

Der Druck auf Mrs. Harris war beachtlich. Als frühere Staatsanwältin wurde von ihr erwartet, dass sie es gelernt haben müsste, jemanden wie dtr in einer Debatte das Wasser abzugraben.
Auch ihr Wahlkampagnenteam hatte einen anderen Stil gewählt verglichen mit Joe Bidens Kampagne. Mehr angriffig, nicht mehr nur super korrekt. Sie wollen ihn aus der Reserve locken und schalten Werbeanzeigen, die ihm unter die Haut gehen sollen.
Und das schaffen sie auch.
Dieser Strategiewechsel machte viele neugierig, wie weit mrs. Harris gehen würde um dtr zu verwirren.

In der Debatte tat Mrs. Harris was noch niemand davor gemacht hatte: sie manövrierte dtr dorthin, wo sie ihn haben wollte. Nämlich weg von den Themen, bei denen er womöglich punkten könnte.

Und diese Manövriererei war erstaunlich einfach. Denn dtr ist Narzist pur. Es geht für ihn ja immer nur um ihn und darum, dass er super ausschauen will. Das bedeutet, wenn Mrs. Harris im letzten Nebensatz zum Thema Migration irgendetwas sagt wie: „Die Menschen gehen früher aus seinen Wahlkampfauftritten, weil ihnen fad ist!“, dann bitteschön MUSS er darauf eingehen, bevor er irgendetwas anderes sagen kann.

Und weil er dann gerne mal vom Hundertsten ins Tausendste kommt, kann es passieren, dass er seine 2 Minuten Redezeit schnell mit allerlei persönlichen Wehwechens und ein paar ihm gerade in den Kopf kommenden neuesten Verschwörungsgeschichten vollquatscht. Und genau das ist passiert.

Und ihr braucht jetzt nicht glauben, dass das nicht für jeden erkennbar war. Mrs. Harris ist keine Kommunikationsgöttin. Sie war sehr geradlinig mit ihren gut einstudierten Inhalten. Und am Ende hängte sie eben einfach – wirklich einfach so – völig zusammenhangslos irgendetwas drann, das dann dtr unter die Haut ging. Crowdsize, geerbte Millionen, die Tatsache, dass er verurteilt ist ..
Das war glasklar zu durchschauen.

und es hat JEDESMAL funktioniert

hier ein Beispiel: sie redet davon, dass er das Gesetz zum Schutz der Grenzen blockiert hat, weil er das Thema lieber im Wahlkampf hochfahren wollte. Dann spricht sie davon, dass das Land Führung brauche und nicht jemanden, dem es halt um sich selber geht … und dann redet sie von seinen Wahlkampfveranstaltungen.
Bis dahin rührt sich im Gesicht von dtr nix. Das ändert sich dann.
Und als dann der Moderator dtr das Thema für das er das Gesetz blockieren ließ auf einem Tablett serviert, redet er von den vielen Leuten, die er auf seinen Veranstaltungen so zusammenkriegt … PUNKTLANDUNG!

Sarah Longwell hat in ihrem Podcast „The Focus Group“ Wähler befragt, die sich selber als „unentschieden“ bezeichnen. Und die (man kriegt die einzelnen „normalen Amerikaner“ da zu hören) haben sehr wohl durchschaut, was da lief.
Den zu-dtr-tendierenden Wähler hat die Debatte nur mäßig beeindruckt. Eh klar. Allerdings hat sie die „performance“ ihres Mannes nur wenig beindruckt.

Man kann also zusammenfassen, dass Mrs. Harris folgendes zustande gebracht hat. Sie konnte sich mit einigen (nicht allen) Informationen bei Themen positionieren. Was aber auch richtig wichtig war, war, dass sie bewies, dass sie mit jemandem wie dtr umzugehen weiß. Und das ist vielen US-Bürgern wichtig. Sie wollen international groß dastehen. Das hat sie geschafft.
dtr hingegen wirkte verwirrt bzw. verwirrbar. Er wirkte wütend, böse und dabei steuerbar. Für unentschieden Wähler ein Bild, das sie wohl eher nicht wählen wollen.

dtr läuft seither durch die Medien und erzählt die ewig gleiche „traue deinen eigenen Augen und Ohren nicht“-Geschichte. Er hat nämlich die Debatte gewonnen. Das muss er glauben, sonst tut’s ihm zu sehr weh.

Wird die Debatte die Wahl entscheiden?
Unwahrscheinlich.
Wird sie ein paar Wähler maßgeblich beeinflussen?
Ziemlich sicher.

Es war insofern ein wichtiger Schritt für alle, weil Mrs. Harris dtr solide entzaubert hat. Und das war schon richtig cool.

Hier noch das Beste, was ich zu der Debatte zu hören bekommen habe. Die oben erwähnte Sarah Longwell in ihrem letzten Podcast.

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