Wieviel Zeit darf ein Kind vor dem Bildschirm verbringen? Freut euch, da gibt es einiges an Literatur dazu. Viel Spaß beim Durchackern 😉
Scherz beiseite. Ich denke die Beantwortung dieser Frage ist Geschmackssache. Insofern berichte ich jetzt von meinen Erfahrungen. Ihr seid eingeladen euch ein paar Gedanken-Anregungen mitzunehmen.
Unsere Kinder hatten ihren ersten Game-Kontakt über ein Nintendo. Ich glaube der kleine Mister war damals fünf. Er spielte Käptn Sharky und derlei Rätsel-Lern-Spiele. Damals hatten wir die Regel aufgestellt, dass man 2x am Tag je 20 Minuten spielen darf – wobei galt: nicht am Morgen (also unter der Woche – damals war morgens „vor dem Kindergarten“) und nicht nach dem Abendessen.
„Nach dem Abendessen“ bezieht sich vor allem darauf, dass sie doch gerne mal abends im Bett spielen hätten wollen. Da die Bildschirme zum einen aber sehr hell sind (hoher Blaulichtanteil macht das Hirn glauben es sei Tag und führt zu Hormonausschüttungen, die einen dann schwerer einschlafen lassen) und zum anderen einige Spiele einfach dem zur-Ruhe-kommen entgegen gearbeitet hätten, war nach dem Abendessen Schluß.
Mittlerweile sind wir deutlich größer geworden und zwischen Abendessen und schlafen gehen liegen schon mal ein paar Stunden. Im Bett spielen ist aber immer noch ein No-Go.
Wieviel Zeit ihr frei gebt, bleibt euch überlassen. 20 Minuten (am Handy gestoppt) war aber lange Zeit ein guter Richtwert.
Bis sich die Spiele änderten und wir immer wieder Konflikte hatten, weil am Ende der 20 Minuten regelmäßig sofort die Frage kam „Kann ich das Level noch fertig spielen?“ mit dem äußerst dringlichen Nachsatz „Büüüüütte!“
Nun, ich ganz Spiel-Laie, habe zu Beginn dann häufig Ja gesagt. Meine Kleine-Kind-Spiel-Erfahrung hatte mich gelehrt, dass nach weiteren 3-5 Minuten die Sache zu einem Ende kam.
Tja
Andere Spiele, andere Levels. Es hat ein paar „Diskussionen“ gebraucht, bis ich erkannte, dass sich unsere Spiele-Welt verändert hatte. Meine Kids sind keine Baby-Gamer mehr.
Die Spiele verlangen jetzt deutlich mehr. Was zum einen ja okay ist, zum anderen die Lage nicht wirklich erleichtert.
Ich musste mir erklären lassen, dass es häufig so ist, dass, wenn man ein Level nicht ordentlich abschließt, alles was man die 20 Minuten zuvor aufgebaut und erreicht hatte, verloren geht. (Diese Erklärung erhielt ich im übrigen von meinem spielenden Ehemann. Der ist hier nämlich Experte 😉
Okay. Das ist fies. Wenn ich das aufs Nähen umlege, verstehe ich das Dilemma gut! 😉
Wir haben daher für unseren Großen – er ist 11 (und ein halb!!) die Regeln geändert.
Er darf so lange Spielen, wie er will. Es müssen allerdings folgende Kriterien eingehalten werden.
-HÜ muss gemacht sein
-Lernen muss erledigt sein
-nach HÜ oder Lernen müssen 30 Minuten vergehen (sonst löscht der flackernde Bildschirm das ganze Gelernte!)
-wenn das Wetter passt, muss auch reichlich Zeit im Freien verbracht werden
-nicht am Morgen
-nicht vor dem Schlafen gehen
Da wir das als ein erworbenes Recht und etwas Freiheit und Eigenverantwortung betrachten, musste er auf der Pflicht-Seite einige Dinge im Haushalt übernehmen (extrem praktisch! ).
Ich kann nur soviel sagen. Die Spielezeit ist gar nicht so sehr angestiegen, wie ich befürchtet hatte. Wenn sie davor etwa bei 50 Minuten lag, sind es jetzt wohl am Wochenende bei Schlechtwetter 90 Minuten. Unter der Woche, mit Schule und draußen sein, weiß ich gar nicht ob er überhaupt auf 50 Minuten kommt.
Weiters hat diese Freiheit zu einer deutlichen Entspannung im Alltag geführt. Nicht zuletzt weil mein Sohn – ganz eindeutig – glücklich ist, sich die Dinge selber einteilen zu können. Und er macht das erstaunlich gut!
Man sollte seine Kinder nicht unterschätzen!
🙂
Grundsätzliche Gedanken zum Thema Spielen am Computer
Die Serie zum Thema Kinder und Internet mit Schwerpunkt
„Was da so läuft, das man so gar nicht richtig weiß!“
Kinder und Internet – Teil 1 / Intro
Kinder und Internet – Teil 2 / Cookies
Kinder und Internet – Teil 3 / Drittanbieter
Kinder und Internet – Teil 4 / Online Marketing
Kinder und Internet – Teil 5 /Algorithmen