Kinder und Internet – Teil 5

Nachdem ich mir eine österliche Pause gegönnt habe, geht es jetzt weiter mit dem Internet und wie das so läuft – online.

Was hatten wir denn bisher.

Also da waren die Cookies. Jene kleinen Codestückerln, die Seiten, die ihr besucht (und die unsichtbaren Dritten), bei euch am Computer ablegen.  So kann man die Leute im Netz leicht wiederkennen und sie ihrem immer genauer werdenden Profil zuordnen. Man kann viel Geld sparen und zugleich viel Geld machen, wenn man diese gesammelten Daten gut nutzen kann.

All das lässt sich mit einem Ad-Blocker leicht beträchtlich einschränken. Nicht so einfach ist das mit dem geheimnisvollen Wort Algorithmus.

Algorithmus? Hab ich doch schon mal gehört (und gleich verdrängt 😉

Wikipedia schreibt zum Algorithmus folgendes:

Ein Algorithmus ist eine eindeutige Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems oder einer Klasse von Problemen. Algorithmen bestehen aus endlich vielen, wohldefinierten Einzelschritten. Somit können sie zur Ausführung in einem Computerprogramm implementiert, aber auch in menschlicher Sprache formuliert werden. Bei der Problemlösung wird eine bestimmte Eingabe in eine bestimmte Ausgabe überführt.


Jetzt wisst ihr Bescheid 😉

Ein Algorithmus ist ein bißchen wie eine Brotbackmaschine, eine Wunder-Brotbackmaschine.

Oben füllt ihr ein, was ihr so wisst über den Menschen um den es geht und unten kommt dann sein Lieblingsbrot raus. (ohne jemals Info zu Brot einzugeben wohlgemerkt!) Oder das ideale Paar Schuhe, das diese Person höchstwahrscheinlich in diesem Sommer brauchen wird, oder sowasinderArthalt.


Ein Algorithmus ist die mathematische Formel, in die man menschliches Verhalten fassen kann. (Allerdings immer nur für eine einzige Sache – Brot z.B.). Es sind Vorhersagen, ein bißchen wie beim Wetter. Eine mathematische Kristallkugel. Bloß ohne die obligate Zigeunerin. Aber nicht minder mysteriös!

Algorithmen sind im Netz überall. Ihre Aufgabe ist es, aus dem irre großen Angebot im Netz, herauszufiltern, was gerade am Besten zu uns passt.


Beispiel Google Suche:

Ein Banker und ein Umweltaktivist suchen auf Google alles zum Thema Erdöl. Der eine findet BP-Aktienkurse, der andere die Exxon Valdez Öltanker-Katastrophe ganz oben auf seiner Ergebnisliste.

Man findet nicht, was es zu finden gibt (so wie in einem Lexikon – annodazumal) Sondern man findet, was (in dem Fall) Google glaubt, dass man sucht. Man findet was der Algorithmus einen finden lässt.

Das macht einen Unterschied.

(Lest euch die drei Sätze gut durch – der Unterschied ist ein feiner!.. und er hält einen auf lange Sicht dumm!)

Algorithmen an sich sind durchaus hilfreich. (Selbständig im Netz zu suchen wäre enorm aufwendig!) Woran Kritik angebracht scheint, ist, dass wir nicht wissen, welche Daten von uns durch welchen Algorithmus geschoben werden.

Das ist bedenklich. Und ausnehmend bevormundend.

Soweit so Basis-Algorithmus-Info.

Ein Gedanke zum Grübeln jetzt noch in Bezug auf die Kinder.

Ihr entscheidet, was eure Kinder essen, in welche Schule sie gehen, wann sie schlafen, was sie anziehen etc. (alles sehr idealisiert versteht sich .. schmunzeln). Ihr seid die Erziehungsberechtigten. Aber was euren Kindern im Internet gezeigt wird, darauf habt ihr keinen Einfluß.


Wenn ein Kind an einem Computer sitzt, ist das im Verhalten von den Datensammlern sehr schnell zu erkennen. Und es gibt ohne Zweifel einen Haufen Kinder-Algorithmen. Das bedeutet, wenn euer Kind etwas sucht, dann findet es … ja, was denn jetzt eigentlich?

Nach welchen Kriterien werden denn die Suchergebnisse eurer Kindern ausgewählt? Wer entscheidet das? Welches Ziel wird mit der Auswahl verfolgt?


Alles Fragen auf die man keine Antwort erhält.

Die Firmen geben für gewöhnlich die gesammelten Daten nur sehr widerwillig Preis (man kann sie aber einfordern – in Europa zumindest). Die Algorithmen selber werden wie Staatsgeheimnisse behandelt. Niemand weiß, wie Facebook seine Timeline füllt oder wie Google Suchergebnisse sortiert. Es gibt Leute, die kennen sich gut damit aus und sie bemerken meist innerhalb von Stunden wenn ein Algorithmus geändert wurde, aber wirklich wissen tun es nur eine Handvoll Eingeweihter.


Frei ist man im Netz nicht. Und zu Gesicht bekommt man für gewöhnlich nur, was andere für einen ausgewählt haben. Frei nach dem Motto – „Käufer, die das hier gekauft haben, haben sich auch noch hierfür interessiert!“

Denkt mal darüber nach! Besonders darüber, was das für einen jungen Menschen bedeutet! Das ist der Preis, den wir im Internet zahlen.

Ich denke man sollte sich dessen bewußt sein!

Besonders wenn man Kinder hat. 


Nun könnte man einwerfen: „Wenn du mir den Algorithmus zeigst, verstehe ich exakt Null Komma nix davon!“ Klar. Ich bin auch keine Mathematikerin. Aber da draußen im Netz, da gibt es sie, die Menschen, die einen Algorithmus lesen, wie unsereiner ein Schnittmuster.

🙂

Ich mag diesen Vergleich.

Wissen ist der halbe Weg, vermutlich sogar mehr als der halbe! 


Mehr dazu:

Kinder und Internet – Teil 4 / Online Marketing

Kinder und Internet – Teil 3 / Drittanbieter

Kinder und Internet – Teil 2 / Cookies

Kinder und Internet – Teil 1 / Intro

Kinder und Computer