Momentaufnahme USA: Kamala

Also jetzt Kamala Harris. Das klingt ja gut, wäre der Abgang eines guten Politikers nicht so pietätlos erzwungen worden. Meines Erachtens hätten die Demokraten Joe Biden nie wirklich aufstellen dürfen. Denn, bei aller Liebe, alt war der gute Mann auch schon vor ein paar Monaten. Dass er in Debatten nicht mehr wie ein 30-Jähriger wirken würde, kann doch wohl niemanden überrascht haben. Nun ja. Jetzt haben sie es also getan und er hat eingelenkt und ich muss sagen, höllapropölla das hat unerwartet eine ganz enorme Dynamik. Find ich gut.

Ihr wisst was passiert ist. Die Republikaner hatten von Beginn an die Strategie Joe Biden als alten, gebrechlichen Mann zu denunzieren. Und nachdem die Fernsehdebatte offensichtlich ein Desaster war, sprangen auch Demokraten in diesen Argumentations-Zug auf. Dezenter zwar, aber vom Thema her, war’s derselbe Kuchen.
Erst waren es nur Wenige und dann wurden es mehr .. und dann kamen die wichtigen Demokraten und äußerten Bedenken. Eine Lawine. Erst klein und am Ende richtig bedrohlich. Wie bereits erwähnt, war das ein schlechter Zug. Ein feiger dazu. Die Sache hatte von Anfang an einen äußerst unsympathischen Beigeschmack.

Was wohl das Ergebnis und den Enthusiasmus, der auf den Abschied folgte, umso überraschender macht. Dazu kommt, dass die Medien in den letzten Jahren kein rosarotes Bild auf Kamala Harris geworfen hatten. Wie jeder Vizepräsident dümpelte sie mehr so am Rand der Nachrichten herum. Nie etwas bewirkend, immer händeschüttelnd. Es ist halt ein Scheiß-Job, simmasichehrlich.

Und dann das. VEREINTE Demokraten! Lange her, dass man das zu sehen bekam. Happy Demokraten. Noch länger her. Und dazu – und jetzt wird’s halt schön – eine völlig verwirrte republikanische Partei, die offensichtlich unvorbereitet vor dem von ihnen selber ausgelöstem Werk steht und nicht recht weiß was jetzt tun.

Sie versuchen Kamala zu attackieren – und versteht mich nicht falsch, sie kriegen das schon noch hin .. sie haben noch jede Frau mit Dreck beschmissen, dass es einen graut – aber im Moment kriegen sie es nicht so recht hin. Die aus-der-Hüfte Attacken sind allesamt rassistisch und/oder frauenfeindlich und müssen zurückgepfiffen werden, weil die Republikaner die Stimmen der schwarzen Männer im Visier haben. Das Lachen von Kamala Harris ist zur Zeit Ziel der Angriffe.
Dazu muss man ja gar nicht mal was sagen.

Wie ein Kommentator in einer Diskussionssendung meinte, es überrascht schon sehr, dass diese Partei, die sonst immer super organisiert und strategisch scharfsinnig agiert auf diesen Zug so unvorbereitet reagiert.
Und dann diese Staffelübergabe. Denn ab dem Moment, in dem Joe Biden seine Message ins Netz stellte, tickerte die Kampagne der Kamala Harris wie ein wohlgeöltes Rädchensystem. Schritt für Schritt, geradlinig, sehr zielstrebig. Logo, erste Messages, Richtung, erste Auftritte, Unterstützung durch die wichtigen Demokraten, schön der Reihe nach, sodass sie lange und immer wieder in den Medien aufscheinen kann.

Seit dem Rücktritt ist Kamala Harris ständig in den News. Das Tramperl wird nur erwähnt, wenn er wieder mal über die Stränge geschlagen hat und ein erschütternd verwirrtes Statement von sich gegeben hat.
Im Moment ist es erfrischend angenehm amerikanische News zu lesen. Das wird wohl noch ein bissi so bleiben und dann werden die Republikaner den Boden wiederfinden und dann wird’s vermutlich unschön. Aber bis dahin, darf frau ruhig genießen!