Dass wir hier dick im Filmeschauen unterwegs sind, ist euch ja nicht ganz unbekannt. In den letzten Monaten war allerdings kinomäßig nicht allzuviel im Programm, das uns hätte vom Sofa locken können. Das hat sich geändert. Im Moment haben wir geradezu Stress all die Filme noch im Kino schauen zu können, die uns interessant erscheinen.
Heute will ich euch zwei Filme vorstellen, die wir geschaut haben und die womöglich in dasselbe Genre fallen (Musical), die aber sonst wahrlich nicht viel gemeinsam haben.
Oh wait, doch .. die Hauptrollen sind weiblich.
Emilia Perez
Kurzfassung: ein mexikanischer Mafiaboss will zur Frau werden (bzw. fühlt er sich als Frau und will seinen Körper anpassen und damit sein Leben ändern). Er beauftragt dazu eine junge Anwältin, die im heimlich all die OPs und den Ausstieg aus dem Mafialeben organisiert, inkl. Leben mit gesichertem Einkommen danach.
Der Film erzählt dann auch noch die Geschichte, als sich die dann eben schon Frau Emilia Perez und die Anwälting Jahre später wiedertreffen.
Alles in allem eine eher unübliche Geschichte. Es wäre also gar nicht notwendig gewesen noch zu singen um dem Film irgendein Extra zu geben. Aber „Warum eigentlich nicht?“ haben sich die Leute wohl gedacht. Und so wird gesungen und auch in Ansätzen getanzt.
Der Film ist kein Hochglanzmagazin. Dafür hatten sie das Geld nicht. Die Schauspielerinnen sind durch die Bank exzellent. Die Story (bitte, da bin ich immer erbarmungslos.) wackelt, aber .. schlecht ist die Sache trotzdem nicht.
Kann man sich anschauen, wenn man auf schräge Film-Erfahrungen steht. Dann lohnt sich’s gut.
Wicked
Hier sind wir im Hochglanzmagazin angekommen. Bunte Bilder, große Tanzszenen, völlig unnötige Geschichte, die wohl nur deswegen verfilmt wird, weil das Musical „Wicked“ (nicht „Der Zauberer von Oz“) in den USA ein bekanntes Ding ist. Die Leute kennen die Songs und die Geschichte. Hierzulande eher total eben gar nicht. Null. Zero. Warum auch?
Aber:
Wenn ich auch die Geschichte zwischen der Wicked Witch of the West und der zuckerlrosa Guten Fee nie gebraucht habe, so kann ich nicht umhin zu sagen, dass da zwei Schauspielerinnen (und bytheway atemberaubende Sängerinnen) eine für mich völlig verwirrende Vorstellung geben, die dann doch ein bissi .. naja .. unterhält?
Erzählt wird wohl am Ende die Geschichte der Wicked Witch of the West. Ihr wisst schon, die Böse aus „The Wizard of Oz“. Die ist nämlich – Tadaa! – nicht böse. Nur missverstanden und gemobbt. Sicher weiß ich das noch nicht, weil der Film nur Teil 1 ist. Man hat sich offensichtlich entschlossen die gaaaaanze Geschichte zu erzählen und weil das nun mal bei einem Musical Singen und Tanzen beinhalten kommt ihnen die Zeit abhanden und sie teilen das Spektakel. Das finde ich lahm.
In „Malficent“ hat Hollywood schon die erste böse Hexe entzaubert. Und das haben sie auch in 1,5 Stunden geschafft.
Ihr seht schon, dass mir das ein bissi gegen den Strich kämmt. Ich will euch aber nicht verheimlichen, was mich an „Wicked“ komplett fasziniert. Überraschenderweise.
Das ist nämlich Ariana Grande, die die gute Fee Glinda spielt. Sie gibt G(e)linda die zuckerlrosa, standardbildhübsche Prinzessin mit perfekten Grübchen, unfassbarer Stimme und einer geradezu brutalen Oberflächlichkeit indem sie sie komplett aushöhlt und überzeichnet. Und das ist tatsächlich komisch. Und irgendwie … charmant?
Ich gebe zu mit der Performance von Grande bzw. ihrer Figur schlicht überfordert zu sein. An dieser Stelle hatte ich schon richtig viel Text dazu und ich habe alles wieder gelöscht, weil ich einfach zugebe, dass ich das schlicht nicht gepackt habe. Womöglich ist das richtig gut. Ich weiß es nicht.
Noch einmal ins Kino gehe ich dafür nicht, aber ich muss zugeben, dass mich dieses Rätsel um Glindas Darstellung wohl irgendwann nochmal vor den Bildschirm lockt, weil ich das noch genauer analysieren und unter die Lupe nehmen muss. Beim ersten mal war ich einfach zu baff.
Insofern kann ich diesen Film nicht bewerten. Eindeutig sagen kann ich: Knallbunt, 1A Gesinge und WTF-Glinda-Special!