rechnen wie die Grossen oder Was kostet dieses Outfit?

Heute in der Fashion Revolution Week tue ich etwas, dass mir schon lange unter den Nägeln brennt.

Ich will ausrechnen, was meine Mode kosten würde, würde ich ihren Preis nach den Prinzipien der Modehäuser dieser Welt berechnen.

Gewinn ist alles! Das zeigen die T-Shirt-Prozent-Bilder deutlich (es geht um die Prozentzahlenbilder aus diesem Post, bitte nachschauen). Aber wie absurd dieses Spiel ist, dass zeig ich euch heute.

Wenn sich der Preis eines Kleidungsstückes also so zusammensetzt, wie auf jenen Bildern, dann nehmen meine Kosten (Materialkosten, Bezahlung der Arbeiterin – das wäre dann ich – und die Fixkosten – die Maschinen etc.) zwischen 17 – 21 % des Endpreises ein.

Seit einer Weile setze ich ja unter jeden Näh-Post die Materialkosten und die Arbeitszeit. (z.B. hier oder hier) Mit diesen Angaben habe ich gearbeitet.

Wenn ich also einen imaginären Preis errechne, mit den Prozentzahlen,

wie die großen Firmen das machen:

Was kostet dann dieses Outfit?

Die Wirtschaftskammer empfiehlt in Österreich einen Arbeitsstundenpreis von 10€ für Näharbeiten, was, mit Verlaub, ein Hohn ist. Da ich schließlich nicht nur nähe, sondern auch entwerfe und somit keine reine Nähkraft bin, verrechne ich für mich 25 €.

Also gehen wir es an. Hier kurz die einzelnen Stückpreise. Gerechnet

Das Shirt:

Materialkosten: 22 €

Arbeitszeit: 2 Stunden

Somit kommt das Shirt auf – festhalten – 378,95 Euro. Wahooo! Ich bin heute spendabel und gehe runter (weil’s besser klingt 😉 auf 370 Euro.

(Ich nehme den Mittelwert zwischen den oben erwähnten 17% und 21%, also 19%. Und von dem rechne ich dann auf die 100% rauf!)

Und nur für den Fall, dass euch meine 25 € Luxusgehalt stören. Mit den 10 € kostet das Shirt dann immer noch flotte 220 €

Die Jacke:

Materialkosten (inkl. Anteil Stickdatei): 21 €

Arbeitszeit: 3,5 Stunden

Abgerundet kommt die Jacke nach derselben Berechnung auf 550 €!

Der Rock:

Mein Favorit!

Materialkosten: 34 €

Arbeitszeit: 4,5 Stunden

Wie nicht anders zu erwarten hat diese Prachtstück auch einen Prachtpreis: 770 €

Hehehehe!

Die Legging leg‘ ich als Geschenk drauf. Die hat man sich verdient, wenn man den Gesamtpreis verdaut hat.

Was ich damit sagen will?

Nun, ihr näht ja selber, ihr kauft selber und einige von euch verkaufen auch. Als Marketing Manager bei X&Y, würdet ihr den Preis für eure Werke so berechnen, wie ich es heute getan habe. DAS ist der Gewinn auf den gerechnet wird.

Und natürlich ist das sehr verzerrt dargestellt. Wir nähen ja meist Einzelstücke und nicht in Masse. Und meine Rechnung ist eine simple Grundrechnung (meine Kosten x 100 durch 19). Aber es dient ja auch nur der Veranschaulichung. 

Diese Rechnung soll euch einzig und allein zeigen:

– Wie hoch eigentlich der Gewinn an einem handelsüblichen Kleidungsstück ist.

– Das Ausmaß der Bereicherung auf Kosten der Menschen, die diese Produkt herstellen.

Mir tut dieser Post ganz ungemein in der Seele weh.

Diese Gier, diese eiskalte Berechnung, gepaart mit der angelernten Blindheit, mit der die Konsumenten geschlagen zu sein scheinen, raubt mir die Worte.

Mein mamimade Outfit ist also ein Luxus-Outfit, der Sonderklasse.

Und das ist es auch! Ich habe das immer so gesehen.

Und das ist das einzige, was ich an dem Ganzen richtig und gut finde.

Meine Berechnungen folgen den Mittelwerten,

die ich aus diesem Post entnommen habe