„Rock me Amadeus“ im Ronacher

Wenn man sich ein bissi selber dran erinnert und in Abständen Tickets bucht, dann kann man in Wien gut ins Theater/Kabarett/Musical/Oper gehen. Was auch immer man am Programm hat, findet man hier. Ob man auf schwere Kost steht oder lieber gut verdaulich Banales bevorzugt. Alles da.

Ich gehe gern und, wie ich meine, nicht oft genug. Denn nach so einer Vorstellung geht es mir beinahe immer ziemlich gut. Das liegt, ich habe die Sache für mich analysiert, nur selten direkt am Stück. Mich macht es glücklich, dass es da diese Menschen gibt, die sich vollumfänglich auf der Bühne für mich am offenen Herzen operieren, die singen und tanzen, weinen, schreien, lachen und leiden. Für mich.
So fühle ich mich, wenn ich im Theater bin. Ich mag Geschichten und ich mag’, wenn man sie mir erzählt und wenn man sich ein bissi Gedanken macht, wie man sie erzählt, dann spür ich das. Ich denke wir spüren das alle. Das ist schön.

Heute ware wir im Falco Musical im Ronacher. „Rock me Amadeus“ erzählt das Leben von Hansi Hölzl und verwendet dafür hauptsächlich seine Musik.

Und das ist sehr schräg. Ich bin jetzt keine ausgesprochene Falco-Fanin. Aber ich bin Wienerin und daher mit Falco verwandt. Ich meine ihn zu verstehen, verstanden zu haben. Damals. Falco gehörte zu uns, zu unserer Jugend. Er war der verrückte Typ, den die Welt wahrnahm, während Wien und damit Österreich jetzt nicht so im Mittelpunkt des Interesses standen, war der Gelackte, in aller Munde. Er rappte schon damals auf Deutsch. Damals hat das niemand gemacht. Wir wußten nicht einmal was „rappen“ ist oder dass das, was Falco da sang bzw. ja eigentlich wie er sang, dass das „gerappt“ war.
Falco.
Er war da. Und dann plötzlich nicht mehr.
Autounfall. Drogen. Zentralfriedhof.
Oida!

Und all das ist gleich in den ersten Minuten der Aufführung in mir hochgekommen. Die Jugend, das Damals. Junge Römer, der Kommisar. Huch!
Im Publikum sitzt die Menopause, jede Menge davon. Dazu die passenden Männer. Auf der Bühne sind nur eine Handvoll Leute, die alt genug sind um Falco noch erlebt zu haben. Die Jungen spielen uns unsere Geschichte vor.
Der Hauptdarsteller (Clemens Otto Bauer) spricht und singt den Hansi so gut, dass ich anfangs glaube, dass er nur playbacked. Aber natürlich wundere ich mich, wie das denn gehen soll. Er singt ja nicht nur, er redet ja auch eine ganze Menge.
Nein, Clemens hat die Stimme und das Gerede von Falco voll drauf. Die Bewegungsart immitiert er, aber er kriegts nicht ganz hin. Geht. Kann ich akzeptieren. Den Charme vom Hansi kriegt er nicht hin, der steht aber auch nicht im Mittelpunkt.

Die Musik macht mich fertig. Ich wusste gar nicht, wie viele Falco Songs ich kenne. Die Lebensgeschichte kenn ich eh. Kennt man halt. Muss so.
Im Zuge des Stückes komme ich drauf, dass ich, falls ich sowas wie österreichischen Nationalstolz besitze, Falco ein Teil davon ist. Als er im Stück von Amerika nach Hause will und sagt (im Stück bitteschön) „Das Schönste an der amerikanischen Flagge sind die rot-weiß-roten Streifen!“, da glaub ich daran, dass Falco das gesagt haben könnte und ich weiß auch warum.
Ein neues Gefühl.

Hinter uns sitzt ein deutsches Paar, die sich in der Pause unterhalten und Dinge sagen wie „Na, das ist wohl sowas wie ein österrichischer Nationalheld. Sowas haben wir nicht!“.
Mir rattert’s im Kopf. Ja, ich denke Falco ist ein Held für mich. Für viele wohl. Und er ist durch und durch aus Österreich. Aus Wien. Ich weiß nicht wirklich ob man ihn in Vorarlberg auch so gesehen hat. Aber .. warum eigentlich nicht?

Zusammenfassend fand ich das Musical jetzt schon gut, aber halt nicht 12 von 10 Punkten. Mehr so 7. Aber ich fand’s super, dass die jungen Leute auf der Bühne mir ein Stück meiner Jugend vorgespielt haben. Mir und all den anderen Leute meines Alters im Publikum. Es war schön Falco mal wieder zu begegnen. Es war schön. Ich habe geweint. Mehr als einmal. Aber das kann auch an den Hormonen liegen. Ich glaub’s in dem Fall aber nicht.

Anmerkung: Lizenzfreie Bilder von Falco are hard to come by. Ergo habe ich mich für einen Falken entschieden. Kreativer ging’s nicht so einfach.