Neulich hatte ich Geburtstag. Geschenkt wurde mir eine neues Handy. Das war auch hoch an der Zeit. Mein „Altes“ hatte mittlerweile ein paar lästige Eigenheiten entwickelt. Ich mochte es zwar noch sehr, allerdings wurde die Sache allmählich behindernd. Der Umstieg auf ein aktuelleres Gerät war daher emotional einfach. (Manchmal ist der Abschied von elektronischen Geräten ja überraschend … eigen). Und auch das Übertragen der Daten von Alt auf Neu. Ziemlich geschmeidige Angelegenheit.
Alle Bilder, alle Termine, die Apps .. keine ernstzunehmenden Hindernisse erkennbar in den ersten Wochen. (Okay, die Bank App wollte gekuschelt werden. Aber das muss halt.)
Und dann wollte die kleine Miss in die Natur. Lange hatte ich es ihr versprochen. Nun war es soweit. Ein Ausflug in die Föhrenberge stand an. Das E-Auto hatte ich per App Tage vorher reserviert, das Wetter war schön, die beste Freundin der kleinen Miss war auch da. Wir gingen die Gasse hinunter zum Auto, da fiel mir ein, dass am alten Handy das Auto per Fingerabdruck auf dem Handy zu aktivieren war. Dieses Handy hatte keinen Fingerabdruck, dieses Handy hat Gesicht. Für gewöhnlich muss man diese Authentifizierungsgschichten immer vorab genehmigen und … da braucht man gerne den PIN.
Und zwar den für die App. Den, den ich vor Monaten ein einziges mal ins Handy getippt habe und danach nie wieder.
Und auf „PIN vergessen“ klicken, dürfte nich zu einer Lösung der Situation führen, denn in vager Erinnerung hatte ich – mehr so ein Gefühl, als eine klare Erinnerung – dass ich mein mail-Passwort irgendwann aktualisiert habe, diese Aktualisierung allerdings am Fon noch nicht bestätigt habe. Daher beschlich mich so eine Vorahnung, dass mir das Handy sagen könnte, dass das Passwort für das mail nicht stimmt. Und ich habe echt Null Ahnung wie dieses Passwort aussieht. Ich kann mich ja nicht einmal gesichert erinnern, dass ich das Passwort tatsächlich geändert habe.
Ach, diese bescheuerten Hormone. Erinnerungsvermögen stark „verändert“ in dieser Phase des weiblichen Lebens.
Wir stehen also vor dem Auto, ich drücke auf „Miete starten“ und die App bittet mich höflich, meine Face-ID zu genehmigen. Ich genehmige und werde aufgefordert zum Abschluß meinen PIN einzugeben.
TaDAAA!
Die beiden Teenager stehen neben mir und plaudern. Denen ist das gerade ultimativ egal. Ich tippe auf „Passwort vergessen“ und gehe dann auf meine mail-App. Und die schaut schon beim Öffnen total „Nö, nicht mit mir!“ aus.
Ich tippe das Passwort ein. Mein „Altes“. Der Rest ist ja mehr so Gefühlswolke als eine reale Erinnerung. Nix geht. Die App bleibt freundlich, aber sehr verschlossen.
Ich eröffne der Teenagertruppe, dass ich wohl um das mail für den PIN lesen zu können noch einmal nach Hause an meinen kleinen, wunderbaren Computer muss. Zum Glück sind das ja nur 100 Meter oder so. Die Beiden erklären mir, dass sie die Zeit nutzen wollen um sich noch etwas zum Essen zu besorgen. Wir machen uns aus, einander wieder beim Auto zu treffen.
Sie gehen los. Ich gehe los. Nach 15 Metern nehme ich mein Handy nochmal in die Hand. Der Bildschirm zeigt mir die PIN-eingeben-Seite der Auto-App. Vier Zahlen. Und POPP habe ich vier Zahlen im Kopf. „Hm!“, denke ich mir und dann noch „Na ein Fehlversuch macht die Sache jetzt auch nicht mehr schlimmer!“.
Ihr wisst vermutlich schon, was dann passiert ist.
Ja genau. Die vier Zahlen waren richtig. Ich war so baff, dass ich erstmal noch ein paar Meter weiter Richtung nach Hause gegangen bin. Ich musste stehenbleiben, um das grüne Hakerl am Bildschirm vollumfänglich zu verarbeiten, bevor ich verwundert aber zufrieden umkehrte, das Auto öffnete und mich hineinsetze. Die zwei Teenager konnte ich noch im Rückspiegel weggehen sehen. Ich ließ sie sich ihr Obst kaufen gehen.
Wir waren dann noch in den Föhrenbergen. Es war wunderschön, die Mädels supernett, das Licht ein Traum.
So in etwa sehen vieler meiner Tage aus. Irgendwie ruhig, irgendwie verwirrt und manchmal geht auch alles schief. Mein Hirn und ich, wir existieren nebeneinander her. Manchmal kommunizierend, manchmal nicht so.
Perimenopausaler Alltag. Ich nehme es mittlerweile locker.
Und Nein: das war vorher nicht so. Ich hab’ zwar schon mal Sachen vergessen, aber dieses „wolkige“ um gewisse Erinnerungen rum, das ist neu! – und lästig.