ANDY WARHOL vs. The Supreme Court {gelesen}

Zunächst einmal sage ich „Danke“ für eure lässigen Kommentare zu meinem Montag-Post Meine Sprache hört an dieser Klippe einfach auf. Es hat gut getan zu sehen, dass ich nicht alleine bin in dieser sehr eigenen Gedankenblase.

Heute habe ich etwas aus der NewYork Times für euch, das, Museumgeherin, die ich ja mittlerweile bin, durchaus eine interessante Diskussion ist.

Es geht ganz konkret um die Prince Bilder von Andy Warhol und unkonkret um Copyright und Business, aber eben auch was Kunst alles darf bzw. wo die Grenzen sind.


Vorgeschichte:
Lynn Goldsmith’s Portrait von Prince – 1981

In 1981 machte die Fotografin Lynn Goldsmith eine Portraitaufnahme des jungen Prince, der damals noch ganz am Anfang seiner Karriere stand. Auf dem Goldsmith Bild sieht man einen jungen, vielleicht ein wenig zerbrechlichen Künstler. Sie arbeitete damals auf Auftrag.
1984 ist Prince ein Superstar und Vanity Fair will einen Artikel über ihn schreiben und beauftragt dafür Andy Warhol eine Illustration von ihm anzufertigen. Sie erstehen dafür eine Kopie jenes Goldsmith Portraits mit dem Plan eine Warhol-Variation davon zu gestalten. Für das Magazin.

Warhol nimmt das Bild, wählt einen Ausschnitt und färbt es lila und orange. Weiters verändert er den Charakter des Bildes indem er Prince „verändert“. Die Augenringe werden dunkel betont. Der Prince in den Warhol-Bildern ist nicht mehr so jung und zart.

Das erste Warhol Bild / Andy Warhol Foundation

Vanity Fair veröffentlicht dieses Bild mit dem Artikel. Warhol wiederum macht 15 weitere Variationen des Bildes. 1987 stirbe Warhol und alle seine Bilder und die Copyrights gehen an die Andy Warhol Foundation for visuell Arts über.
2016 dann stirbt Prince und Vanity Fairs Mutterkonzern will eine Spezial-Ausgabe auflegen über ihn und für das Titelbild wählen sie ein anderes dieser Bilder von Warhol. Sie bezahlen der Foundation dafür 10.000$. Lynn Goldsmith kriegt weder Geld noch wird sie erwähnt.

Daraus entsteht dann ein Gerichtsfall, der sich bis zum Supreme Court der Vereinigten Staaten hinaufarbeitet.


Ich zähle euch jetzt wild durcheinander die Argumente für und wider auf. Es ist eine interessante Diskussion, wie ich meine.

Das Cover des Spezialheftes
  • Da ist zum einen das Argument, dass Warhol tatsächlich ein komplett neues Werk erschaffen hat. Und es somit kein Copyright mehr für Lynn Goldsmith gäbe.
  • Niemand hat diskutiert, dass Goldsmith bei einer Ausstellung der Bilder in einem Museum zu erwähnen oder zu bezahlen wäre. Es ging sehr schnell eindeutig um „verkaufen“.
  • Soll heißen: Als es um das Cover der Spezialausgabe ging, da „konkurrierten“ das Original-Portrait und das Warhol-Werk um den bezahlten Job „Vanity Fair Cover“. Im Museum ist das nicht der Fall. Wenn aber die Bilder direkt gegeneinander antreten, Warhol dann den Zuschlag bekommt, dann wäre Goldsmith zu erwähnen bzw. auch zu bezahlen.
  • Die Diskussion geht dann eben auch soweit, dass man sich fragte: Das Bild im Museum ist Warhol und wird als ein Kunstwerk bezeichnet. Aber wie steht es denn dann um die Ansichtskarten im Shop. Da wird ja kommerziell Geld damit gemacht. Das ist ja nicht mehr Kunst, das ist Business.
  • Und natürlich geht es da in weiterer Folge auch um Musik.
  • Allerdings: würde jeder Künstler jedem anderen Künstler bei dem doch sehr üblichen Überarbeiten stets mitbezahlen müssen, dann könnte das natürlich dazu führen, dass (noch) unbekannte Künstler .. gewisse Werke dann nicht mehr erschaffen. Es wäre wohl aktive Einschränkung von Kunst.

Eine äußerst interessante Argumentation, die natürlich speziell bei jemandem wie Warhol hochkommen musste. Aber derartiges „Übermalen“ ist ja sehr beliebt. Das Supreme Court hat jetzt entschieden, dass im Sinne des Copyright (-Gesetzes) die Warhol Foundation keine „faire Nutzung“ an den Tag gelegt hat. Sie hätten sie also bezahlen müssen.

Dieses Urteil ist gut für all jene Künstler, die ihren Lebensunterhalt mit den Lizenzen auf ihre Werke verdienen, ein gutes Wenn das „Original“ und das veränderte Werk denselben Zweck haben, so wie hier als Cover für ein Magazin, dann ist es eben, laut Supreme Court, eine unautorisierte Verwendung des Werkes des Künstlers, dessen Werk als Grundlage fungierte.
Was es für die Kunstwelt an sich bedeutet, bleibt wohl abzuwarten.

gehört: NYTimes The Daily The Supreme Court vs. Andy Warhol
gelesen: nbc News