9 Tage beisammen – 10 Dinge, die ich dabei gelernt habe

Wir hier in Wien sind seit letzten Montag zum Leben im engsten Familienkreis limitiert. Eigentlich waren wir schon das Wochenende davor zu Hause. Pur. Nur wir 4. Und die Katzen.

Was habe ich gelernt?

– Wir funktionieren

Wir funktionieren als Familie pur, also ohne nennenswerte Kontakte nach draußen, erstaunlich gut. Wow, was bin ich stolz.

– Gott segne das Internet.

Mal abgesehen davon, dass wir reichlich Info über das Netz beziehen, so gibt das Internet und überhaupt diese ganze vermaledeite, digitale Welt meinen Kinder die Chance mit gewissen Abstrichen ein ziemlich alltägliches Leben mit ihren Freunden zu führen. Haben sie ihre Aufgaben gemacht, rufen sich die Kids zusammen und dann spielen sie gemeinsam im Internet. Das hört sich dann fast so an, als wären die Kinder gemeinsam im Zimmer. Das ist für ein analog aufgewachsenes Wesen wie mich ein wenig befremdlich, aber das Lachen der Kinder ist echt. Und dafür bin ich im Moment sehr dankbar.

– Irgendwie dreht sich am Ende alles ums Essen.

Ich habe keine Ahnung wieso, aber es fühlt sich an, als wäre der Mittelpunkt allen Seins die Küche, der Herd. „Was gibt’s zum Essen?“ – die Frage zum Tag. „Was machen wir zum Essen?“, „Was haben wir noch daheim um Essen zu machen?“

Fantastisch.

Essen holt sich die Bedeutung zurück, die es vermutlich sowieso immer hatte.

Ich glaube ich finde das gut und heilsam … und gleichzeitig ermüdend und anstrengend.

Wobei ich gleichzeitig zugeben muss, dass ich wirklich gerne gut esse und dahingehend … ja, schon, wichtig! Seufz!

– Brot backen gibt einem eine Gefühl von Unabhängigkeit.

Okay, das liest sich total naiv, überschätzt und wohl auch ein wenig daneben, aber ich kann es nicht anders ausdrücken. Es fühlt sich nämlich so an. Ich mag dieses Gefühl. Da ich der momentanen Situation eh komplett ausgeliefert bin, gebe ich mich diesem klitzekleinen Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit hin. Jedes mal wieder! Yeah!

– Die Tage sind eigenartig Langkurz und Kurzlang.

Da hängt man gefühlt nur herum, hat in Wirklichkeit eh 3 Waschmaschinenladungen gewaschen, 2 Mahlzeiten gekocht, nebst der damit einhergehenden Küchengrundreinigung und hat trotzdem das Gefühl nur am Sofa geklebt zu sein. Und dann ist es plötzlich 18.30 Uhr. Und keiner weiß wieso.

Das ganze funktioniert aber auch umgekehrt. Man steht auf, duscht, schrubbt den Haushalt durch, macht Essen, räumt auf, schlaft am Sofa ein und wenn man aufwacht, ist es 14.30 Uhr.

Irgendwas tickt hier schief.

Aber selbst das spielt wundersamer Weise keine Rolle. Es ist eben noch Zeit oder nicht.

Ich glaube wir brauchen womöglich sowas wie eine Schulpausenglocke.

Nein, doch nicht. Total bescheuerter Gedanke.

Ich treibe gerne in der Zeit. Ich beobachte das eben immer äußerst amüsiert. (Anmerkung: es ist gerade 0.35 Uhr! 🙂

– Mami!

Ach herrje! Das hat sich der Virus fein ausgedacht. Das superlästige „Mami, ich brauch‘ dich kurz!“, „Mami, weißt du wo meine Füllfeder ist?“, „Mami, was gibt es zum ÄSSSN!“

Es ist als wäre mein riesiger, großer, starker Mann nicht da! MAMIIIII! (bitte die letzten 2 „I“ die Stimme nach oben schlagen!) Das Wort, das in den Augen meiner Kinder alle Probleme löst.

Ich habe meinen Mann soweit, dass er auf „Mami“ reagiert. Er will ja, dass ich meine Nerven nicht in Woche 2 in die Heilanstalt einliefern lasse.

– Apropos mein Mann:

So ein akutes Aufeinanderpicken (kleben), stellt ja für die eine oder andere Beziehung eine nachvollziehbare Belastung dar. Der eigene Mann kann einem ja, ich nehme an ihr wisst das alle, besonders gut auf die Nerven gehen.

Überraschenderweise verhält es sich bei uns eher umgekehrt. Viel von meinem Mann scheine ich eher gut zu finden. Der Pfeil zeigt bei uns nach oben.

Als waschechte Wiener bleibe ich aber skeptisch und warte diesbezüglich noch Woche 2 ab. 😉

– Das Pubertier

Das Pubertier ist die Herausforderung in diesen herausfordernden Zeiten. Die Bombe, die immer tickt und natürlich auch hie und da explodiert. Das Drama in 3 Akten, in dem der Aufbau zum dramatischen Höhepunkt der Geschichte schlicht übersprungen wird und man, bevor man es bemerken kann, mittendrin ist… im Weltuntergang. An dem man natürlich vollumfänglich schuld ist. Eh klar.

– Musik

Es hat 8 Tage gedauert, bis ich das erste mal die Wohnung beschallt habe. Laut. Da zeigt sich nämlich ein Generationenunterschied. Die Kids von heute hören Musik nämlich im Kopfhörer. DIE HABEN JA KEINE AHNUNG!

Ich für meinen Teil, habe heute genäht und dabei richtig laut Musik gehört, während ich zwischen Overlock und Nähmaschine hin- und hergetanzt bin.

Mein Gott ist das heilsam!

– Haustiere

Ohne unsere Katzen wäre vermutlich alles ganz anders. Und ich meine das genauso! Die beiden Kater sind ein fantastischer, ausgleichender, alles relativierender Teil in unserem Leben. Gute Güte, was bin ich froh, dass wir diese zwei Schnurromaten daheim haben!

So, jetzt gehe ich aber schlafen!

🙂