Meine Nachbarn. Hm, wie sag‘ ich’s. Ich konnte sie mir natürlich nicht aussuchen. Einige sind supernett und ich würde uns als befreundet bezeichnen, mit anderen grüße ich mich nicht einmal, weil sie sich nachweislich als A**** herausgestellt haben und ich mittlerweile weiß, dass ich nicht zu jedem immer die süße, Kleine von früher zu sein brauche.
Meine Nachbarn sind eine Mischung von Kreativen, die aus Arbeiterfamilien stammen und altem Adel, der noch nie ein T-Shirt getragen hat – immer Anzug oder Tracht. Immer. Bei uns im Haus hört man ein „Küss‘ die Hand“ genauso wie ein „Servas“.
Wir sind international. Unterm Dach lebt eine amerikanische Familie, wir haben eine französische Mama und eine Dame aus Nigeria und natürlich haben wir eine Handvoll Deutscher. Pflicht.
Wir haben eine Rechtsanwältin, ein weibliches Vorstandsmitglied eines großen österreichischen Unternehmens. Ein paar Unternehmer, genauso wie die daheim-Mamas und natürlich haben wir auch ein paar Pensionisten zu bieten.
Die alles beherrschende Gruppe im Haus sind allerdings die Kinder. Wir haben gut 10 Kinder zwischen 0 und 12 im Haus (dazu noch 5 zwischen 13 und 20). Das ist an warmen Tagen nicht zu überhören. Auch stehen dadurch Kinderwägen, Roller und Dreiräder herum. Ist nicht zu vermeiden. Auch wenn unser Grummel-Pensionist (der, der immer gegen alles ist) ein echtes Problem damit hat.
Die Kinder haben enorm dazu beigetragen, die ansonsten spärliche Kommunikation zwischen den Erwachsenen zu steigern.
Genauso wie der Innenhofflohmarkt. Der Bezirk bietet einmal im Jahr eine Plattform um für einen Tag die Haustore im Bezirk zu öffnen und die Leute, die was loswerden wollen, flohmarkten dann eben im eigenen Innenhof – so vorhanden.
Der Bezirk sendet dann eine Karte aller geöffneten und teilnehmenden Häuser an alle Haushalte im Bezirk und wenn das Wetter schön ist, dann sind die Leute auf der Wieden unterwegs und gehen Hof-schauen und vielleicht-auch-noch-was-mitnehmen!
Da man dabei beinahe einen Tag zusammen im Hof stehend verbringt, kommt man sich näher. Wir haben 3x teilgenommen und es hat das Leben im Haus verändert.
Es gibt natürlich bei über 20 Parteien im Haus immer noch Leute, die – na sagen wir mal – nicht aktiv dabei sind, aber an sich bin ich geneigt zu sagen, dass die Nachbarschaft ganz gut funktioniert. Man gießt sich die Blumen während des Urlaubs, füttert die Katzen, nimmt Pakete entgegen und wenn einem der Zucker oder die Eier ausgehen, dann findet man immer jemanden, der einem aushilft.
Man grüßt sich, plaudert, wenn man sich im Supermarkt trifft und übernimmt auch mal die Kinder für einen Stunde.
Die Eigentümerversammlung ist allerdings ein Graus. Einstimmigkeit in irgendeinem Thema scheint völlig unmöglich in beinahe allem 😉
Es gibt Mieter und Eigentümer im Haus. Die, die Miete zahlen, zahlen viel. Es ist teuer hier bei uns.
Weiters sind die Mieter manchmal nach einer Weile wieder weg. Was ich persönlich nicht so super finde, denn ich komme wohl allmählich in das Alter, wo ich das nicht mehr will. Den andauernden Wechsel.
Aberwasis-ishalt. Kannmanixmachen, sagt der Wiener.
Alles in allem finde ich es gut, so wie es ist. Es entwickelt sich und es entwickelt sich gut. Ich habe schon in Häusern gewohnt, da kannte ich von Tag eins bis zum Tag des Wiederausziehens niemanden.
Die große Anonymität, wie es sie ja in den Großstädten immer zu haben gilt, das will ich aber ausdrücklich gesagt haben, die ist es hier bei uns nicht. Ich kenne einige Leute in den umstehenden Häusern. Die Geschäftsleute der – ja es gibt sie bei uns – kleinen Geschäfte, die kennen jeden. Ich kenne natürlich nicht jeden und natürlich ist es möglich hier auch völlig unterzutauchen und anonym dahinzuvegetieren.
Ich empfinde die Intensität an Nähe hier erträglich. Man kann seine Ruhe haben .. also fast immer .. und man kann aber auch leicht Menschen finden, wenn man sie mal braucht. Man kann sich ins Kaffeehaus nach draußen in die Sonne setzen und den Leuten beim Vorbeigehen zuschauen.
Das entspannt.