Schon mal gehört? Whataboutism.
Nein? Nun womöglich kennt ihr den Ausdruck nicht, aber erlebt oder vorgeführt wurde es euch schon. Mit Sicherheit. Der Whataboutism erfreut sich zur Zeit nämlich einer außergewöhnlichen Beliebtheit.
Was ist Whataboutism?
Als Whataboutism bezeichnet man die Methode Kritik abzuwehren indem man auf Fehler oder Missetaten des Kontrahenten hinweist.
Das Oxford Dictionary beschreibt ihn als eine“ Technik um Vorwürfe und schwierige Fragen abzuwehren indem man im Gegenzug selber Vorwürfe erhebt und so das Thema wechselt.“
Diese rhetorische Finte ist vermutlich so alt wie die Menschheit, ihre ersten Lorbeeren werden aber in die Zeiten der Sowjetunion gelegt: „The Gulag? What about Vietnam?“
Seht ihr? Der Gegenüber wird mundtot gemacht. Da niemand von uns frei von Schuld ist, ist es sehr einfach zum Gegenangriff überzugehen. Das Geniale daran sind folgende Aspekte:
1) Die Glaubwürdigkeit meines „Gegners“ wird zerstört. Seine moralische Integrität zerbröselt. Denn: „wie kann mir jemand einen Vorwurf zu XXX machen, wenn seine Leute doch selber YYY.“
Klar? Damit nehme ich ihm quasi rückwirkend das Recht überhaupt eine Anschuldigung gegen mich zu erheben
2) Das Thema ist praktisch immer vom Tisch. Also das ursprüngliche Thema. Mein Gegner und auch wenn anwesend, Moderatoren haben Schwierigkeiten mein „Argument“ aus dem Weg zu schaffen.
Whataboutism ist sehr beliebt unter Politikern.
Es ist, und das möchte ich auch ganz klar aussprechen, aber ein Rhetorikmittel für Schwächlinge. Warum können sich manche Menschen ihren Fehlern nicht stellen. Manchmal sind es ja verhältnismäßig kleine Dinge. So nach dem Motto „früher haben sie aber das gesagt und jetzt sagen sie praktisch das Gegenteil“. Wir und auch unsere Politiker sollten lernen, dass sich Zeiten und Meinungen ändern können.
Nicht alle Meinungen wohlgemerkt, aber gewisse Dinge entwickeln sich. Das wissen wir doch alle.
Wo diese Art von Verwirrungstaktik noch sehr häufig zu finden ist, sind die Kommentarebereiche im Internet.
Sehr häufig findet man, werden in einem Artikel unangenehme Dinge über einen Politiker berichtet, gleich ein „und was ist mit DEM da? Über den berichtet ihr gar nicht!“
Als würde das beschuldigen von Mensch B, Menschen A von einer eventuellen Schuld befreien.
Schwach.
Warum ich das hier schreibe? Haltet die Augen und die Ohren offen. Fühlt euch ermächtigt ab und dann zu erkennen, wenn eure Gedanken von jemandem in eine andere Richtung gelenkt werden. Das muss nicht heißen, dass der eine oder der andere mehr Recht hat, aber es zeigt doch recht deutlich, worüber manche eben nicht reden wollen oder .. auch können!
Sprache ist Macht!
Whataboutism ist ein eindeutiger Missbrauch dieser Macht!
Ach ja, die Bilder sind alle violett ausgewählt, weil
Pantone ultra violet zur Farbe des Jahres 2018 ernannt hat.
Das wollte ich euch schon länger mal mitteilen.
🙂
Habt ein wunderbares Wochenende!