gesehen KW 28 – Wölfe bzw. die trophische Kaskade

Ihr habt es sicher schon irgendwo gelesen oder gehört: die Wölfe kommen zurück. Zurück in die Alpen, zurück in die Schweiz, zurück nach Deutschland, zurück nach Österreich.

Und mit den Wölfen kommt die Diskussion: sind sie gut, sind sie böse? Die einen lieben sie, die anderen fürchten sie.

Aber um Gefühle dieser Art geht es heute und hier gar nicht.

Es geht um die trophische Kaskade.

Hehehehe!

Photo by Ray Hennessy on Unsplash

Laut Wikipedia ist eine trophische Kaskade eine über die Nahrungskette vermittelte Veränderung der Produktion eines Ökosystems durch den Einfluss von Räubern.

Jetzt seid ihr natürlich gleich systemisch klüger. Ich erläutere es trotzdem hier nochmal anhand des Beispiels, das mir in den letzten Monaten mehrfach untergekommen ist.

Ort unserer Geschichte: der Yellowstone Nationalpark in den USA. 70 Jahre lang gab es dort keine Wölfe mehr. Sie waren gejagt bzw. vertrieben worden.

Bis 1995 eine Handvoll Wölfe ausgesetzt wurde.

Nun war das Konzept der trophischen Kaskade ja bekannt, allerdings ist es mehr ein Modell. Wirklich gelebte Beispiele gibt es nicht viele.

Es war demnach erwartet worden, dass sich der Park verändern würde, wenn die Wölfe ihre Rolle im Ökosystem übernehmen. Wie sehr er sich dann aber veränderte, überraschte dann auch die Wissenschaftler.

Photo by Katelyn Wamsley on Unsplash

Ich versuche jetzt mal eine in etwa Reihenfolge aufzuzählen, von dem was geschah.

– Die Wölfe wurden wieder angesiedelt und jagten das Rotwild und die Elche, die den Park in einer ungebändigten Vielzahl bewohnten.

–  Die Anzahl der getöteten Tiere ist dabei eine geringe. Allerdings änderten die Tiere ihr Verhalten. Sie konnten nun nicht mehr entspannt grasen, wo auch immer sie wollten und schon gar nicht solange bis alles weggefuttert war. Nein.

– Sie begannen zu wandern, ihren Standort häufig zu wechseln. Deutlich öfter Gebiete aufzusuchen, die ein Verstecken leichter machten. Nicht mehr offenes Land.

– Das hatte zur Folge, das ebendiese abgegrasten Flächen sich erholen konnten und innerhalb kürzester Zeit eine vielfältige Vegetation hervorbrachten.

– Bäume wuchsen, Büsche, die Beeren trugen.

– Eine Vielzahl von Vögeln kam zurück in diese Gebiete.

– Biber kamen zurück in den Park.

– Die Biber wiederum bauen bekanntlich Dämme, und dadurch entstehen weitere neue Nischen in denen wiederum Tiere leben können, die bis dahin kein geeignetes Terrain vorfanden. Einige Fische kamen wieder; dazu Otter und einige Reptilien und Amphibien.

– Nachdem die Wölfe auch Coyoten jagten, stieg daraufhin die Zahl der Hasen und Mäuse an

– was wiederum dazu führte, dass Falken und Adler zurück in den Park kamen.

Photo by James Padolsey on Unsplash

– durch die dichtere Vegetation wurde verhindert, dass der Boden weiter erodiert und kostbare Erde für immer weggespült wird.

– Die Flussufer wurden durch den Bewuchs stabilisiert. Die Flüsse blieben mehr in ihrem Flussbett. Stellenweise passten sich die Flussverläufe den neuen Begebenheiten an. Sie veränderten ihre Bahnen.

Demnach veränderten die Wölfe nicht nur das Ökosystem beträchtlich, sie veränderten sogar sein Aussehen.

Ich sag’s immer wieder: wir wissen nichts.

Und: es macht solchen Spaß so etwas zu entdecken.

Habt ein schönes Wochenende!

Hier eines der vielen Videos, die diese Geschichte erzählen.