Irland. Wer weiß da wirklich viel drüber. Grün, trinkfest, singen gerne. Geschichte. Ja eh. Die meisten haben ein eher schwammiges Irland-Geschichtsverständnis (auch ich!).
Und damit ihr euch auskennt im Heute ist leider (ich verdreh die Augen) das Gestern immer wichtig.
Superkurz also:
Irgendwann zwischen 1170 und 12hundertirgendwas haben die Engländer Irland in Besitz genommen. Und ja, natürlich war da schon jemand. Dieser jemand war somit unterworfen.
1641 haben sich die Iren von den Briten befreit nur um ein paar Jahre drauf von Oliver Cromwell äußerst unsanft wieder unterjocht zu werden (was man so liest, wären das heute Kriegsverbrecher). Bis 1921 ist die ganze Angelegenheit eine brutale und unfreundliche. Es gipfelt sich dann immer mehr zu (die IRA und Sinn Féin entstehen) und am Ende erkennt England Irland als eigenen Staat an .. aber eben nur mit der heute noch bekannten Teilung in Irland und Nordirland.
Die Sache geht nicht wirklich ruhig weiter und wer älter als 30 ist, der kennt sie noch die Schlagzeilen von damals. IRA und so. Jaja, ich erinnere mich gut.
Am 10. April 1998 (!) kam es zu einer für alle akzeptablen friedlichen Lösung – The Good Friday Agreement.
Und seither war bis zur letzten Wahl immer die protestantische DUP als Sieger hervorgegangen. 101 Jahre. Insofern ist die Wahl vom 5. Mai schon hocherwähnenswert. Sinn Féin erlangte 29% der Wählerstimmen, die DUP nur 21%. (in Wählerstimmen liest sich das irgendwie herzig, weil die Gesamtzahl so „niedrig“ ist. 250.388 Stimmen für Sinn Féin und 184.002 für die DUP)
Nun verhält es sich allerdings aufgrund des Good Friday Agreements wie folgt: die Siegerpartei stellt den Prime Minister, die andere Partei den Deputy Prime Minister. Die beiden haben absolut gleiche Rechte und können ohne die Zustimmung des Anderen nicht mal einer Fliege ein Haar krümmen.
Die Idee war offensichtlich, die ewigen Streithähne aneinander zu fesseln, damit sie über die Zeit ihren Konflikt begraben. Was ja auch funktioniert.
Also vom Streitvermeidungsstandpunkt aus (gutes Wort).
Regieren per se wiederum kann man nicht so wunderbar.
Und um die Sache jetzt noch so richtig würzig anzulegen, spuckt dem Friedensgedanken noch der Brexit fest in die Suppe. Die DUP ist nämlich höchstmöglich mokiert, wegen des Nordirland Protokols. Die waren da nämlich sehr dagegen. Also gegen diese Grenze im Meer. Sie haben geschrien, gewunken und getobt (auf politisch bitteschön) und wurden dann aber dem Druck, den Boris Johnson hatte den Brexit umzusetzen einfach untergeordnet. Ihr erinnert euch, Boris wurde groß, weil er die Brexit-Populismus-Schiene gefahren ist. Und als er dann an der Macht war, musst er liefern. Da können die in Nordirland hüpfen und winken soviel sie wollen.
Das lassen sich aber die protestantischen Herren dort so nicht gefallen. Sie schmollten sich jetzt auf die Agenda des Premiers indem sie eine Regierungsbildung mit der Sinn Féin einfach blockieren.
Das zeigt auch prompt Wirkung und wird, so scheint es demnächst, zu einem Problem für die EU. Handelskrieg Option inklusive.
Ihr kennt euch jetzt ein bissi mehr aus!
Schönes Wochenende.