Wenn ich Zeitung lese und amerikanische Fernsehkanäle schaue, dann bin ich doch reichlich auf YouTube. Die großen Sender stellen alle ihre Nachrichtenhighlights und Interviews online und ich, ich schaue sie dann.
Und weil ich einen blogspot-Blog habe und damit mehr oder weniger ständig in meinem Google-Account eingeloggt bin, beobachtet mich Google und schreibt sich auf, was ich so alles treibe im Internet.
Naja. Ich lese viele Zeitungen. ORF, Der Standard, Die Presse, Den Falter, The Washington Post, die New York Times, ein bissi FAZ, ein bissi Süddeutsche, den Guardian. Ich schaue Videos von CNN, MSNBC, Fox News und was halt noch so rumspukt.
Und der Algorithmus von Google, sprich die mathematische Formel, die menschliches Verhalten beobachtet, vorhersagt und damit Geld zu machen versucht (bzw. Geld macht), ja, dieser Algorithmus hat aufgrund meines Surf-Verhaltens entschieden, dass ich mit folgende Werbungen wohl am glücklichsten bin:
– Aktienanlageberatung
– Kriegsspielen (ehrlich, ständig rollen irgendwelche Panzer über meine Nachrichtenvideos … nervt)
– Tools, die mir die Mitarbeiterführung leichter macht bzw. die Motivation meines Teams, das ich offensichtlich führe, steigert und
– Strategiespiele
Ja, genau. Ihr ahnt es schon.
Google glaubt ich bin ein Mann.
Und als 100%ige Feministin muß ich mal eben loswerden, wie widerlich ich das finde.
Warum ist Zeitung lesen und politisch interessiert sein die Grundlage für Männer? Warum?
Warum sind da nicht Frisurentipps, Nagellacke und Schuhe? Das wär’ doch auch so ein Stereotyp.
Warum, wertes Google, ist euer Scheiß Algorithmus zu blöd bzw. ja genau, warum ist er zu sexistisch um eine andere Möglichkeit auch nur in Erwägung zu ziehen?
Jetzt verstehe ich warum man sagt, dass man den Algorithmen gewisse Bereiche in der Zukunft niemals überlassen sollte, weil sie (darauf wird verwiesen) rassistisch und sexistisch sein könnten. Und zwar, weil die Typen, die sie programmieren tendenziell rassistisch und sexistisch sind. Das Silikon Vallye ist berühmt dafür, dass Frauen einen Bogen drumherum machen, weil’s dort vor toxischem Testosteron nur so … stinkt.
Ich habe ja per se nix dagegen, dass Google glaubt ich sei ein Mann. Was weh tut, ist das Bild, das die Sache zeichnet. Das Bild sagt nämlich statistisch interessieren sich Frauen nicht. Statistisch? Eine männliche Statistik bitteschön.
Denn alle Frauen, die ich kenne sind politisch interessiert. Ihr fragt das bloß nicht richtig ab! Ihr fragt nach männlichen Standards. Das ist so wie mit dem Herzinfarkt. Alle Welt kennt die Symptome eines männlichen Herzinfarkts. Wenn’s danach geht, haben Frauen weniger Herzinfarkte. Die Wissenschaft kam aber drauf, dass sich der weibliche Herzinfarkt in anderen Symptomen zeigt. So geschehen bei meiner Omi annodazumal. Die war dann eines schönen Tages beim Internisten und der offenbarte ihr, dass sie wohl schon mindestens 3 Herzinfarkte gehabt haben muss.
Äh wie bitte?
Genauso ist das mit der Google Werbung. Die glauben, ich bin ein Mann, weil sie nicht mal auf die Idee kommen, dass Frauen anders funktionieren und daher anders „gemessen“ werden müssten. Der Kamm, den sie drüber scheren ist männlich. Und durch dieses falsche, fehlgeleitete Bild … und das ist das Grausame daran … verstärken sie dieses falsche fehlgeleitete Bild in der Bevölkerung auch noch.
Denn viele dieser Frauen, die in realo definitiv politisch interessiert sind, glauben tatsächlich, sie seien es nicht. Sie sagen das auch. Wenn ich mit so einer Frau plausche, dann … höllapropölla sowas von „ich habe da schon eine Meinung dazu“, sowas von „Ich weiß schon, was ich für gut halte und was nicht“.
An dieser Stelle schaltet sich aber auch noch etwas anderes ein. Nämlich, dass ich eigentlich lieber gar nicht beobachtet, gemessen und vorhergesagt werden möchte. Auch wenn der Algorithmus bei mir seit Jahren völlig falsch liegt, ist mir das wohl bis zu einem gewissen Grad dann auch wieder nicht unrecht.
Aber dieser Sexismus, der mich in beinahe jedem Video anhüpft ist schon extrem grauslich.
Lausige Performance des Systems.
Gar nicht leiwand.
Ich denke, ihr solltet das wissen!