Letzten Freitag war ich in einem Nähkurs. Genauer einem Handnähkurs. Ich behaupte mal salopp, dass ich mittlerweile mit der Maschine nähen kann. Und obwohl ich auch mit Nadel und Faden nicht komplett hilflos bin, so hatte ich da doch noch .. äh .. Hemmungen.
Woran ich das merke? Na beim Reparieren. Das beginnt bei Socken und endet bei aufgewetzten Knien in der Jeans.
Da ich ja eine gewandte Tüfftlerin bin – in einer perfektionismusfernen Version bitte – habe ich bisher alle Probleme diesbezüglich geschickt gelöst und zur Not .. einfach ignoriert. Womit ich immer noch besser bin, als 60% der Mütter, die ich kenne. Das neue Flicken heißt ja Wegwerfen.
Grrrrrr!
Auf jeden Fall gefiel mir der Gedanke, dass so eine Art Auffrischung (heute sagt man ja „Booster“, hehehehe) etwas mehr Selbstbewußtsein in diese Ecke meiner Nähkiste bringen könnte und so meldete ich mich kurzerhand an.
Der Kurs heißt „Nähen von Hand Basics – Grundlagen für entspanntes Nähen“, was genau so klang, wie das, was ich brauchte. Gefunden habe ich den Kurs über den Stoffsalon. Die wunderbare Alexandra hat sich nämlich mit dem vielseitigen Herrn Komolka zusammengetan und gemeinsam betreiben sie jetzt das Nähkollektiv. … und das kann ich mittlerweile ehrlich empfehlen. (Ich hoffe, dass das so korrekt ist von der Background-Story!)
Die Location ist ein Traum. Altbau goes Nähzimmer – mehr braucht man da nicht dazu zu sagen. Alles sehr luftig, hell und mit allem, was ein Nähherz so begehrt ausgestattet. Bingo!
Bildquelle: Nähkollektiv |
Geleitet wird der Kurs von Anja Lampert. Und die näht sich sogar ihre Kleidung pur mit der Hand.
Aber das ist bei weitem nicht alles. Anja interessiert sich nämlich sehr für das Früher im Nähen. Die Logik sagt einem ja, dass die Menschheit zum einen die längste Zeit ohne Maschine genäht hat und zum anderen auch noch ohne Schnittmuster.
Und da öffnen sich schon Welten. Wenn man so bedenkt, wie sich die Kleidungsstücke der Normalbevölkerung so zusammengesetzt haben. Möglichst wenig Nähte, möglichst wenig Mist beim Zuschneiden und möglichst haltbar. Und: mehr oder weniger immer individuell an die Trägerin angepasst. Nix Massenware. Und dabei kam dann keineswegs der berühmt berüchtigte Kartoffelsack raus. Nein, der Blick in die Modegeschichtsbücher zeigt ganz deutlich, dass man aus ein paar Rechtecken an Stoff eine Vielzahl von Kleidern aller Art machen kann.
Und, so lehrt Anja, der allergrößte Teil dieser Stücke kam mit einer Handvoll Nähstichen aus. An sich ja logisch kann man, abseits irgendwelcher Ziernähte, eine gerade Naht ja nur liefern, indem man entweder gleich nach vorne sticht, oder eben erst noch einmal zurück und erst danach weiter vor. Das Special um die Nähte rum sind mehr die „wie falte ich es“.
Ich spreche hier von Saumnähten oder Kappnähten.
Und die haben wir dann geübt. Anhand einer Leinen-Stoffserviette. Und ich muss sagen. Das hat schon gewaltig viel Stil. Dauert natürlich ein bissi, ist aber auch was ganz Anderes. Nicht vergleichbar mit Maschinennaht. Softer. Die Naht ist weicher, fühlt sich echt ganz anders an, so meine ich.
Ich bin hochgradig inspiriert dem Nähen von Hand mehr Raum in meinem Nähleben zu geben. Und zu weiteren Kursen werde ich mich wohl auch nicht viel überreden müssen.
PS.: Keine Werbung. Ich habe mir den Kurs selber ausgesucht, selber bezahlt und berichte darüber. Punkt.
PPS.: Pandemietechnisch ist so ein Kurs ein gutes soziales Training. Lauter nette Leut‘!