Neulich schau‘ ich da ein Video. Bill Maher und Neil de Grasse Tyson sprechen über Gott und die Welt. Bill Maher ist ein Comedian mit eigener, sehr bissiger LateNightShow und Neil de Grasse Tyson ist der Fernsehwissenschaftler mit Schwerpunkt Weltall in den USA. (beide Namen sind in den USA wohl bekannt. In Europa nicht so.)
Und wie sie sich da so unterhalten, gibt es da einen Austausch, den ich gut fand. Neil d.G.Tyson (ich kürz‘ den jetzt ab) machte in einem kurzen Satz klar, wie man Wissenschaft verstehen sollte.
In den letzten Jahren sind Wissenschaftler ja nicht nur mehr im Rampenlicht als früher, sondern sie werden auch wirklich heftig angefeindet. Und das ist schon sehr skurril, weil viele dieser Anschuldigungen auf genau diesem „Missverständnis“ beruhen, dass Mr. Tyson eben erläutert.
So. Die beiden Herren sprachen über den Big Bang, den Urknall und Bill Maher fasste die Sache so zusammen:
„Also alles war ganz dicht beisammen. Und wir reden hier von Milliarden von Sternen. Alles auf ganz ganz kleinem Raum. Superdicht. Und dann BOOM! Aber wieso? Wieso sollte man das Universum so starten? Warum auf diese Art?“
Und Neil de Grasse Tyson antwortet:
„Das ist genau der Grund wofür die Menschheit die Religion erfunden hat. Um das WIESO zu klären. Wir Wissenschaftler werden immer erklären WIE etwas funktioniert.“
und weiter
„Du willst wissen ob es da eine Absicht dahinter gibt. Und das ist eine philosophische Frage, vielleicht sogar eine religiöse. Stets an der Grenze unseres Wissens oder unseres Unwissens haben die Menschen das Bedürfnis Antworten zu verlangen, die nur ein Philosoph oder ein Heiliger auf einem Berg beantworten kann.“
Und für mich ist das eine sehr stimmige Antwort auf ganz viele Erfahrungen. Das beginnt bei der Pandemie, den unzähligen Verschwörungstheorien drumrum und endet bei der Klimakrise. Wenn man nämlich genau hinhört, dann erklären einem die Wissenschaftler im Kern sehr häufig ein Wie. Die Fragen, die ihnen gestellt werden, wurzeln aber häufig in einem Warum.
Wissenschaftler erläutern was passiert und wie es zustandekommt, dass es eben tatsächlich passiert. Oder zumindest teilen sie den wissenschaftlichen Stand der Dinge an dem sich die Forschung gerade befindet. Das einzige Warum, dass sie erklären ist stets von causaler Art. Im Sinne von A fiel ins Wasser, weil in B geschubbst hat. Die Infektionszahlen steigen, weil Delta ansteckender ist. Delta ist ansteckender, weil es mehrere Mutationen auf sich vereint. Derart.
Warum es das Virus gibt, können sie nicht beantworten.
Sie beantworten dann mittels: Der Mensch lebt zu nah am Tier. Lebensraum wird eingeschränkt und durch die Nähe erklären sich Übersprünge von Viren auf den Menschen, die eigentlich auf andere Tiere spezialisiert sind. Das ist ein Wie.
Derart.
Manche Interviews werden glasklar, wenn man das im Hinterkopf behält.
Wie funktioniert es.
Nicht warum wird uns das angetan.
Dann versteht man sie besser.
Achtet mal drauf.
Bildquelle zu Neil deGrasse Tyson:
Bruce F Press, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons
Hier das Gespräch gleich an der Stelle … aber die Beiden sind durchaus komplett hörenswert.