Seit dem 10. Oktober findet die 6. Hong Kong Piano Competition statt. Wegen der sehr strengen Quarantäne Regeln entschieden sich die Veranstalter aber gegen eine Durchführung in Hong Kong. Statt dessen finden sämtliche Bewerbe in Österreich statt. Genauer: im Schloß Esterhazy in Eisenstadt. Damit das Publikum in Hong Kong trotzdem teilhaben kann, werden sämtliche Auftritte in die Hong Kong City Hall per Live-Stream übertragen. Das ist eine gewaltige Herausforderung.
Denn die Bilder werden in Ultra HD übertragen und der Ton in 7.1 Surround. Das bedeutet, dass enorme Datenmengen über eine richtig weite Distanz übertragen werden müssen.
Wäre Hong Kong in Europa wäre das kein echtes Problem. Aber die 8.700 Kilometer Distanz bringen jedoch die Lichtgeschwindigkeit ins Spiel und damit die Notwendigkeit auf eine militärische Erfindung zurückgreifen zu müssen.
Eisenstadt – Hong Kong
8726 Kilometer
Aber von vorne:
Für gewöhnlich, wenn Daten übertragen werden, erfolgt das in Paketen. Da wird der erste Teil der Information in ein Paket gepackt und losgeschickt. Wenn der Empfänger diese Daten erhält, sendet er ein kurzes „Ich hab’s!“ zurück womit der Sender weiß, dass er das nächste Paket auf den Weg schicken kann. Das Ganze läuft natürlich unfassbar schnell ab. Wir merken davon für gewöhnlich nicht allzu viel, wenn wir einen Film streamen oder mit der Familie zoomen.
Sitzt der Empfänger aber so weit weg, dass die „Ich hab’s!“ – Meldung nicht in gewohnter Geschwindigkeit eben wieder beim Sender ankommt, glaubt dieser: „Oje, mein Paket ist nicht angekommen!“ und sendet es noch einmal. Dann kommt aber mit etwas Verzögerung eben doch die Bestätigung, woraufhin der Sender das nächste Paket losschickt.
So verstopft man langsam aber sicher eine Leitung und irgendwann geht dann halt gar nix mehr.
Nur um das noch kurz zu erwähnen von welchen Zeitabständen wir hier reden. Das Licht braucht für die Distanz Eisenstadt-Hong Kong 90ms (Millisekunden) und die oben erwähnte Bestätigung eben auch. Wir reden hier also von etwa 180ms. Geduldig scheinen solche Datenserver nicht wirklich zu sein 😉
Dieses Problem kann man anscheinend auf herkömmliche Art nicht wirklich lösen. Das Militär hat da aber was. Man nennt das dann „Tunnel“. So bezeichnet man gesicherte Datenverbindungen, die so stabil sind, dass man auf die Bestätigung schlicht verzichten kann.
Interessant ist es aber dennoch. Denn am Donnerstag (also gestern) findet/fand eine Doppelaufführung statt. Doppelaufführung? Nun, gegeben wird Joseph Haydns Chellokonzert in C-Dur Nummer 1. Wobei das Orchester in Eisenstadt und der Solist in Hong Kong sitzen. Das läuft dann wie folgt: Das Orchester wird mit Ton und Bild live nach Hong Kong übertragen und der Solist spielt dort dann „einfach“ live dazu.
In die andere Richtung funktioniert das aber nicht, denn die oben erwähnten 180ms Verzögerung hört man. Das menschliche Ohr nimmt dann das Konzert als eines mit einem beträchtlichen Echo war. Und so ist das natürlich nicht geplant gewesen. Weswegen man das Konzert in seiner Gesamtheit dann wird nachhören und -schauen wird können. So der Plan. Eigenartig und schräg und doch auch ein wenig interessant.
gehört: auf Ö1