In Zeiten von Lockdown, von alle-daheim, von Dauer-Mama-Verfügbarkeit, habe ich mir in Erinnerung gerufen, was mir so erspart bleibt. Frau muss sich die Gegenwart charmant schönmogeln. Okay, meine Kids sind zwar aus der Kleinkind-Phase raus, aber ich betrachte das schlicht als eine chronologische Herausforderung. Und sage somit: DAS bleibt mir gerade erspart 😉
Enjoy
Der Plan an sich scheint einfach:
Zunächst einmal steht man eine Stunde vor den Kindern auf, geht duschen und zieht sich an. Dann bereitet man das Frühstück vor und weckt die Kinder. Mit der wohlgelaunten Bande wird entspannt im Familienkreis gefrühstückt, anschließend ziehen sich die Kinder an und putzen die Zähne. Am Ende noch kurz die Schultasche kontrollieren und dann Aufbruch.
Die Realität sieht freilich anders aus.
In etwa so:
Die praktische Snooze-Funktion gemeinsam mit einem über Jahre angearbeiteten Schlafdefizit führen dazu, dass die Eltern 40-50 Minuten länger schlafen als vorab geplant. Irgendwann kranen sie sich dann doch auf, schlurfen schlaftrunken auf die Toilette, ins Bad und in die Küche. Geschirrspüler ausräumen und dabei die Nachrichten im Radio hören. So wacht man entspannt auf. Kinder stören dabei.
Kurz bevor knapp, weckt man dann die lieben Kleinen. Die reagieren prompt so gut wie gar nicht. Maximal mit dem klassischen Umdrehen-und-unter-der-Decke-verschwinden. Hat man Glück stehen sie zwar auf, aber nur um sich am Sofa gleich wieder hinzulegen. Was überraschend häufig lautstark und eventuell schmerzbesetzt zu einem Kampf um die Decke führt.
Die Eltern versuchen diese Unstimmigkeit zu lösen indem sie zum Frühstück rufen. Während die Kinder in Superslowmotion (gähnend langsam zu lesen, bitte) essen, kann man unter die Dusche gehen. Steigt man dann aus derselben, sitzt die Truppe im Kinderzimmer und spielt. Man ruft gutgläubig und hoffnungsvoll ein „Anziehen, bitte!“ und erhält als Antwort ein scheinheiliges, selbsticheres „Glei-eich!“ zurück.
In den darauf folgenden Minuten wiederholt sich diese Zuruf-Sequenz sooft, bis es dann schon richtig spät wird und die Eltern den Druck, den die Uhr macht ungefiltert an die Kinder weitergeben. Die Kinder reagieren klassisch in der Druck-erzeugt-nur-Gegendruck – Manier und antworten mit einem Umkleidetempo, indem sie von einem Gletscher prompt überholt werden würden.
Dann müssen alle Kinder gleichzeitig auf die Toilette. Während sich der eine erleichtert, hüpft die andere vor der Tür herum und liefert ordnungsgemäß die dazu passende akustische Untermalung.
Schafft man es, die Kinder anschließend von der Rückkehr zu den Spielsachen abzuhalten und geradlinig ins Bad zum Zähneputzen zu leiten, müssen noch die Fallen „das Öffnen der Zahnpastetube“ und der „Kampf ums Waschbecken“ sorgsam umschifft werden: Die Schultasche bleibt unkontrolliert, denn eigentlich ist man schon 5 Minuten zu spät.
Spielt unsere Szene im Winter folgt ein nervenzermürbendes Ankleiden. Das Gesündeste für die Eltern ist es, Diesem nicht beizuwohnen. Denn Stiefel brauchen ihre Zeit, selbst mit Klettverschluss. Mütze, Schal und Handschuhe müssen erst einmal gefunden werden. (Auch wenn es dafür fix vorgesehene Plätze gibt!) Westen und Anoraks wollen zurechtgedreht werden (die Ärmel sind beinahe immer verdreht!). Den Kampf mit den Zipps will ich hier gar nicht erst schildern.
Im Sommer – dem Himmel sei Dank – ist der Aufwand nicht der Rede wert. Alle Eltern lieben diesen Aspekt des Sommers. Ausnahmslos.
Danach steht dem Aufbruch an sich nicht mehr viel im Weg. Schlüssel sollte man tunlichst schon vorher suchen.
Es soll schon vorgekommen sein, dass Mütter im Winter unter der Jeans noch die Pygiamahosen getragen haben. Ungeschminkt und unfrisiert, quasi inkognito, werfen sie die Kinder in der Schule ab. Grüßen einander verstohlen, verstehend und brechen dann wieder nach Hause auf.
Um den Tag zu beginnen!