Bertha – Eine britische Hose

Ich habe wieder einmal etwas für mich genäht. Und dabei, so meine ich, etwas gewagt, etwas geübt und mich dabei auch noch grundsolide geärgert.

GEWAGT

Ich tendiere ja zur weiten Hose. Mit Skinny kann man mich jagen. Aber diese Art von Weit ist doch extrem. Es war schon auf der Verpackung und auch bei den Nähbeispielen deutlich; unauffällig dezent oder zierlich feminin sind keine Attribute, die auf diese Hose zutreffen.

Diese Hose ist grob und mehr als lässig. Diese Hose versucht ein bissi zu sehr cool zu sein.

.. und genau das könnte sie womöglich schon wieder stylisch machen.

Könnte.

Ich bin mir noch nicht ganz sicher.

Klar ist, dass sie unfassbar gemütlich ist. Der Stoff ist ein Traum. Weich total, dazu ein bissi Elasthan (als ob der Schnitt oder der Stoff das bräuchte 😉 und dann ist da noch das kleine extra Extra:

Die Hose geht in der Taille richtig weit rauf. Ich habe in meinem Kleiderkasten kein weiteres derartiges Pofalten-herzeig-sicheres Kleidungsstück. Hinhocken = Null Problem mit dieser Hose.

Die Größe passt auch ganz ganz genau. Es ist unglaublich genial.

GEÜBT

Ich habe es ja mehrfach geschildert (hier zum Beispiel), dass ich dazu tendiere die Dinge aus dem Bauch heraus zu erledigen. Das funktioniert beim Kochen, aber gar nicht recht beim Nähen. Hier ist es notwendig genau und präzise zu arbeiten.

Das ist für mich … naja unbequem bis äußerst unbequem. Eine Acht auf der zehnteiligen Unbequemlichkeitsskala, wenn ihr es genau wissen wollt.

Da ich aber daran arbeiten möchte meine Garderobe sinnvoll selber zu gestalten (Durchaus auch aus dem Grund heraus, dass ich gekauft meine Träume entweder nicht bezahlen kann bzw. nicht fair hergestellt bekomme.), habe ich mich in langen stillen Gesprächen selber dazu überredet ein klein bißchen an meiner Nähdisziplin zu arbeiten.

So geschehen eben jetzt bei dieser Hose. Hosentürl, Bund. Alles habe ich brav so gemacht, wie es verlangt wurde. Es hatte was von einem Hund, der sich selber an der Leine führen muss. Seufz! Aber ich war tapfer.

Wobei wir damit eigentlich schon bei Punkt 3 sind…

GEÄRGERT

Ich verdränge es regelmäßig, aber dadurch, dass es immer und immer wieder passiert, muss ich das hier – vermutlich wieder einmal – deutlich aussprechen. Die allermeisten Schnittmuster, die man kaufen kann, haben Fehler! Egal wie hoch sie gelobt wurden von der Nähcommunity im Allgemeinen, von den Probenäherinnen im Speziellen. Alles heiße Luft!

Bei Shirts sind es nach meiner Erfahrung die Ausschnitte und die Ärmel.

Bei Hosen ist es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Bund. Ich glaube, ich habe noch keine Hose genäht, bei der der im Schnittmuster vorgegebene Bund gepasst hat. (Und ich habe sicher mehr als 20 Hosen genäht.)

Es ist zum Haare raufen.

In diesem Fall war der Bund um ca. 6 cm zu kurz! Ich möchte anmerken, dass die Hose sonst ausnehmend gut passt. Sowas habe ich selten. Umso mehr überrascht es mich, dass der Bund so dermaßen daneben geht.

Ich kann das nicht verstehen und möchte es auch nicht akzeptieren.

Ich musste herumstückeln, improvisieren. Alles an sich kein Problem, wenn ich es vorher weiß.

In meine Jahren des Nähens habe ich noch keine Lösung dafür gefunden, dass die Schnittmusterhersteller einfach nicht liefern, was sie versprechen. Ich werde jetzt mal ein paar Burda-Hefte testen. Da hört man ja nur wenig Beschwerden ob der Schnitte. Mehr wegen den Anleitungen.

Mal schauen.

Die „Grüne“ wie sie bei mir jetzt heißt, mag ich aber. Ich habe ihr ihr Bund-Drama verziehen. Ich spüre, dass sie die passende Hose für meine „F*** you all“-Tage ist. Die Hose zum Cool. Die Hose für die Tage, wenn man mir besser nicht zu lange in die Augen schaut. 😉

Ihr wisst, was ich meine!

Schnittmuster und Stoff von Stoffsalon (selbst ausgesucht, selbst bezahlt)

Bertha von Fibre Mood

grüner Cord

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