Das mit dem Lesen funktioniert bei mir nicht mehr so wie früher. Es ist anders. Ich bin – wenn ich mir schmeicheln will – erbarmungsloser. Ich lese Bücher, die mich nicht abholen, einfach nicht zu Ende. Da wird mir manchmal meine Zeit zu kostbar. Mein Süßer ist da ja ganz das Gegenteil: der liest alles. Knallhart. Auch cool. Da stöhnt er manchmal furchtbar und liest dann trotzdem weiter … Ehrlich, ich kann nicht ausmachen, welcher Weg der bessere ist.
Jede macht ihre Leseliste selber und immer wieder mal, hört man dabei auf Nachbarn, Freunde, Leute aus dem Netz.
Deswegen fasse ich heute zusammen, was ich mir in letzter Zeit so (an)gelesen habe.
The Marsian – Andy Weir
Der Film gehört ja zu den Familienlieblingen (nachzulesen hier). Dass es ein Buch davor gab, war mir nicht bewußt, bis ich über ein Interview mit einem Wissenschaftler stolperte, der meinte, dass „Der Marsianer“ das wissenschaftlich Exakteste ist, was er je gesehen hat.
Und das hat mich dann abgeholt. Ein Science Fiction Buch, dass Science Fiction gar nicht so ist? Sowas klingt in meinen Ohren sexy. Das Buch wurde also gekauft und mein Süßer hat es gleich mal inhaliert. Viel gekichert hat er und er war wirklich rapp-zapp durch.
Und was soll ich sagen: MIr ist es nicht viel anders ergangen. Ich habe ein bissi weniger gekichert, aber ich war – für meine Verhältnisse – schnell durch. Das Buch ist gut, liest sich flüssig, wird nie fad und das obwohl viel fachjargont wird. Wobei alles immerzu erklärt wird. Am Ende habe ich geheult, was durchaus auch an meinen Hormonen gelegen sein kann. Alles möglich.
Der Film ist, wie so oft, eine geschrumpfte Version des Buches. Im letzten Drittel ist dieses auch richtig spannend. Da kann die Lesenacht schon auch mal länger werden. Und lustig, locker erzählt ist es auch.
Wenn man bedenkt, dass das der erste Roman von Andy Weir war/ist, Hut ab!
Story: die Crew der Ares 3 Mission, muss ihren Aufenthalt auf dem Mars wegen eines herannahenden Sturms abbrechen. Während der Evakuation (es stürmt bereits heftig) löst sich eine Antenne des Lagers, fliegt durch die „Luft“ und reißt einen der Astronauten mit sich. Im Getöse des Sturmes kann die Crew den weggewehten Mark Watney nicht finden und da sein Anzug keine Signale mehr sendet, gehen sie davon aus, dass er getötet wurde und verlassen den Planeten. Mark lebt allerdings noch. Und ist jetzt alleine am Mars. Ohne Kommunikationsmöglichkeit mit der Erde (siehe fliegende Antenne). Das Buch erzählt die Geschichte seiner Rettung.
gelesen auf Englisch
Oath of Honor – Liz Cheney
Es gibt immer wieder Bücher, die aktuelle politische Geschehnisse, aus Sicht der Protagonisten erzählen. Meist von ehemaligen Politikern geschrieben. Besonders beliebt ist das in den USA. Und da ich da so ein Ding habe für die politische Situation in den Staaten, machen mich diese Bücher immer ein bissi neugierig.
Aber dann sehe ich, dass wir von 300-400 Seiten oder mehr reden und … mir graut’s dann davon. Denn sosehr ich am Blickwinkel mancher Akteure auf wichtige Events interessiert bin, so ist mir doch bewußt, dass man schon zugetextet wird. Da ist schon viel Selbstdarstellerei dabei und so weiter und so tralala. Lesen, will ich das eigentlich nicht.
Den Kompromiss fand ich in den Hörbüchern. Sachbücher und derlei werde ich jetzt für eine Zeit einfach hören. Es gibt da schon wirklich Interessantes, einen Versuch ist es wert.
Den Anfang habe ich Liz Cheney machen lassen. Die Tochter von Dick Cheney ist eine erzkonservative Republikanerin und war eine von zwei Politikern in den letzten Jahren, die sich konsequent und komplett unverblümt, schlicht mit enormer Courage, dem Tramperl entgegengestellt haben. Sie wurde dafür beschimpft, verfolgt, bedroht und am Ende hat es sie ihren Job gekostet, aber sie hat nicht zugelassen, dass sie der Mobbing Druck aus ihrer eigenen Partei, die Richtung hätte ändern lassen. Ihr moralischer Kompass hat bis zuletzt noch den richtigen Weg angezeigt und das hat mich interessiert. Diese Frau war über Jahre mittendrin im Geschehen und dabei einer der angesehensten Personen in der Partei. Was hat sie zu erzählen?
Und dann noch: eine Frau.
Ich sage soviel: Es war sehr interessant, gut geschrieben, niemals hätte ich es durchgelesen. Hören ging ganz gut.
Ich gehe mal davon aus, dass niemand von euch an diesem Buch interessiert ist, aber womöglich gibt es halt das eine oder andere Buch, dass ihr eben vielleicht hören wollt. Ich fahre doch einige Male in der Woche mit dem Zug nach NÖ. In den letzten Wochen in Begleitung von Liz Cheney.
Lessons in Chemistry – Bonnie Garmus
Vorab, die Serie habe ich noch nicht gesehen. Und nachdem ich das Buch zu 3/4 gelesen habe, weiß ich nicht, ob ich noch so scharf drauf bin.
Ich bin wohl zu sehr Feministin um über all das frauenfeindliche Verhalten in diesem Buch einfach so drüberzulesen und das Ganze auch noch irgendwie unterhaltsam zu finden. Denn das Buch will unterhalten, das ist klar erkennbar. Die Geschichte ist aufgedröselt an der Szenerie: supernerdige, hochintelligente Wissenschaftlerin trifft immer und immer wieder auf frauenfeindliche Realität und negiert diese so gut wie möglich.
Und wenn wir von feindlicher Umgebung reden, dann reden wir von feindlich-feindlich.
Ich kann darüber nicht lachen. Und auch wenn ich weiß, dass das Ende der Geschichte unter „versöhnlich“ durchgehen soll, so gestehe ich mir ein, dass mich das nicht versöhnen kann.
Und am Ende habe ich mich davon erlöst und einfach aufgehört zu lesen.
Ärgerlich. Nicht von mir, sondern von der Qualität des Buches. Ich meine, dass die Story womöglich erzählenswert ist, aber dass die Autorin die Kurve leider nicht schafft. In meinen Augen.
Und ich habe schon weitere Werke auf meiner Liste! Ihr auch?