Es gibt 2 Zeiten. Das klingt genial, verwirrend und zunächst weiß man ja gar nicht wovon geredet wird, aber das ändert nichts daran, dass es tatsächlich zwei Zeiten gibt auf unserem Planeten. Da ist die astronomische Zeitmessung, die sich daran orientiert, wie lange die Erde für eine Umdrehung braucht. Und dann gibt es seit den 60ern die Koordinierte Weltzeit, die mit den damals entwickelten Atomuhren gemessen wird. Die sind superhypergenau und steuern real seither unseren Alltag.
Soweit so najaund? Nun, das Dilemma beruht darin, dass sich die Erde nicht an den 24 Stunden Tag hält. Um genau zu sein, dreht sich das gute Ding völlig unregelmäßig. Der flüssige Kern, das viele Wasser an der Oberfläche, die kontintentale Plattentektonik, das alles führt dazu, dass unser Planet wie so eine irr gewordene Murmel völlig gaga herumwabbert. Also schon immer um die 24 Stunden rum, aber eben nicht nur nicht genau 24 Stunden, sondern eben auch mal langsamer, mal schneller. Und da gibt’s bisher keine Möglichkeit, das auszurechnen und vorherzusagen, sodaß man wüßte, wie man die Atomuhren oder irgendein anderes Zeitmesssystem (3 „s“?) programmieren müsste, damit das mit der Erde synchron läuft.
Bisher läuft das nämlich so: Es gibt da was, das nennt sich Earth Rotation Service. Die messen die Dauer der Erdumdrehungen und den dabei entstehenden Unterschied zur Atomzeit. Und wenn die Differenz eine Sekunde überschreitet, dann verlauten die das und dann wird für gewöhnlich entweder am 30. Juni oder am 31. Dezember um Mitternacht (europäischer Zeit) eine Sekunde eingefügt.
Eingefügt deswegen, weil sich bisher, also seit wir das Messen, die Erde stets verlangsamt hat.
Nun macht es kaum Probleme eine Sekunde mitten in der Nacht einzufügen. In Asien ist das aber mitten am Tag und da ist es durchaus schon zu Störungen gekommen.
Wieso? Von was für Störungen reden wird da?
Nun, es gibt Systeme, die auf die Sekunde genau synchron laufen müssen. Dazu gehören zunächst einmal die Sateliten, die um die Erde kreisen, und die zum Beispiel für unser GPS verantwortlichen zeichen. Dann – natürlich – das Internet, das High Frequency Trading an den Börsen weltweit und, auch gar nicht unwichtig, die Stromnetze, die synchronisiert laufen. Überall dort kann eine Sekunde Probleme verursachen.
Eine Entwicklung, die die Wissenschaftler auch nervös macht, ist, dass die Erde anfängt sich zu beschleunigen und in nicht allzuferner Zukunft, es notwendig werden würde 1 Sekunde ABZUZIEHEN. Und niemand weiß, was dann passiert, denn bisher haben wir immer nur eine Sekunde hinzugefügt. Ähnlich wie bei der 1999/2000 Umstellung, machen sich alle in die Hosen deswegen.
Was würde passieren, wenn man NICHT umstellt?
Nun, nix. Alle Uhren laufen einfach weiter. Es ist davon auszugehen, dass niemand bemerkt, wenn der Mond eine Sekunde später (oder früher?) am Horizont auftaucht. Würden wir 100te Jahre nicht synchronisieren, dann würden wohl die Druiden in Stonehenge bemerken, dass die Sonne ein paar Minute später im Zenit steht, aber sonst …
Also hat man auf der Generalkonferenz für Maß und Gewicht (in Paris!) am 18. November beschlossen mit 2035 die Schaltsekunde mal für eine Weile abzudrehen. Was genau man machen wird, bleibt offen und hängt wohl davon ab, wie weit die Wissenschaft die Erdrotation verstehen wird können .. in der Zukunft. In 100 Jahren käme eine Minute zusammen und da könnte man dann einfach eine Schaltminute einfügen. Sowas in der Art. Aber das ist ja erst in 100 Jahren. Wir sehen das im Moment anscheinend salopp! 🙂
gelesen:
- Podcast: The Guardian Science Weekly
- Wikipedia – Leap second