Die vierte Woche im ersten Fall: {Die Fälle des Donald}

Diese Woche drehte sich alles nur um eine Person und es war nicht das Tramperl. Auch nicht der Cohen Michael, nein, die Person am Sprachrohr war Stormy Daniels und die hatte viel zu erzählen.

Es waren vor ihr noch andere Zeugen dran. Da ging es im Wesentlichen darum zu zeigen, dass das Tramperl ein Mikromanager ist. Jemand der jeden cent selber kontrolliert, der in seiner Firma rausgeht. Er schreibt das auch in seinen Büchern, dass er das für wichtig hält, damit ihn die eigenen Mitarbeiter nicht bescheissen. Sie haben in einer Befragung allerlei Bücher von ihm zitiert. Das Tramperl ist bekannt dafür, dass er so trötet, was für tolle Bücher mit so klugen Geschäftswahrheiten er nicht alles geschrieben hat. All das zielt darauf ab, klarzustellen, dass er sehr wohl gewußt hat, wofür diese zehn (oder 12?) Schecks waren, die er über ein Jahr hinweg für eine Gesamtsumme von 340.000 Dollar ausgestellt hat, waren.

Die Bücher

Und wenn wir schon bei den Büchern sind. Das Tramperl ist ein Wadelbeisser. Sein Motto: wenn dir wer einen blauen Fleck zufügt, schlag’ ihm die Hand ab. Rache, Dominanz, Unterdrückung, Mobbing .. das ist sein Metier, seine Lebensdevise und auch der Grund warum Michael Cohen, sein persönlicher Anwalt für 12 Jahre, so ein ausgesprochenes Arsch ist. Der ist auf Geheiß losgezogen und hat Leute beschimpft, bedroht und zwar richtig fest. Der Cohen ist kein Stiller. Das Tramperl hat sich den ausgesucht, weil der drauf hatte, was seiner „Philosophie“ entspricht.
Schlag immer zu so fest du nur kannst. Mögliche Gegner denunziere und vernichte bevor sie Kontrahenten werden.
Kommt das wem bekannt vor?

In dem Fall jetzt geht es ja darum, dass das Tramperl Schweigegeld gezahlt hat, damit eine fruchtbunte SexGeschichte nicht ans Tageslicht kommt. 2 Wochen vor der Wahl. Das wäre einfach wirklich unspraktisch gewesen. Er lies dieses Geld von Michael Cohen überweisen, so die Rekonstruktion der Tat durch die Anklage und hat ihm dann den Betrag in kleineren Beträgen zurücküberwiesen. Dabei aber nicht „Rückzahlung“ auf die Schecks und in die Buchhaltung schreiben lassen, sondern eben „für anwalterische Leistungen“ oder so.
 Sie haben sogar auf den ursprünglich gezahlten Betrag von 130.000 Dollar die Steuer draufgeknallt und an den Cohen eben mehr als das Doppelte bezahlt, weil, wenn sie das als Anwaltkosten verkleiden, er das ja dann versteuern muss.

Weil das Tramperl in seinem Leben mit der Strategie „ich bin immer komplett und übervollumfänglich unschuldig“ gefahren ist und das halt auch noch gut, haben seine Anwälte den Auftag in übervollumfänglich als unschuldig zu bezeichen.

Die Strategie lautet wohl in etwa so:
Er hatte nix mit der Stormy und das Geld war für anwalterische Leistungen. Dass es da eine NDA gab, also einen Vertrag, dass die Stormy gegen Geld die Gosch’n hält, das hat 1. nix mit dem Tramperl zu tun – da lügt der Cohen einfach – und 2. wenn es so wäre, dann wäre daran nichts Schlimmes. NDAs sind unter reichen Leute üblich und überhaupt ist die Stormy nur geldgierig. Aber gezahlt hat er eh nix. Er kennt sie nicht einmal. Sex gab’s sowieso nie und der Cohen, der hasst mich, der ist einfach ein schlechter Mensch.

Alles verneinen, nichts zugeben, immer unschuldig und dabei die Anderen anschwärzen und runterdrücken … so schaut die tramperl’sche Strategie aus.

Warum Stormy Daniels überhaupt aussagen musste

So. Und jetzt kommt’s:
Die Aussage von Stormy Daniels wäre eigentlich nicht notwendig gewesen. Der Fall per se ist das, was man einen Papierfall nennt. Es gibt seine Unterschrift, es gibt Notizen, es gibt e-mails, Tweets und Tonaufnahmen. Alles Dokumente … ein Pfad an Hinweisen oder Beweisen, die die Geschichte der Anklage bestätigen (sollen).
Die ganze Story rund um Stormy Daniels ist für den Fall verhältnismäßig irrelevant. Einzig durch das Statement der Verteidigung, nämlich, dass es diesen Sex ja nie gegeben hat, war die Anklage mehr oder weniger gezwungen die Frau in den Zeugenstand zu holen und zu erzählen was denn so geschehen ist .. und zwar in einigen knirschenden Details.

Will sagen; hätte die Verteidigung kurz mal zugegeben: „Okay, da war was, aber gezahlt hat er nix für ein Schweigen“ dann gäbe es einen Punkt von dem sowohl Anklage als auch Verteidigung hätten losarbeiten können. Weil das Tramperl aber übervollumfänglich Unschuldslamm sein will, gibt es keinen Startpunkt. Ergo muß die Staatsanwaltschaft einen vorlegen.
Deswegen war Stormy Daniels im Zeugenstand.

Der Jury musste klargemacht werden, dass da etwas war, das verborgen werden musste. Und um der Jury zu zeigen, dass es verbergenswert war, musste die Frau Daniels hie und da sehr konkret werden.
Und wir alle haben letzte Woche vom Seidenpygiama gehört und vom Times Magazin, mit dem sie ihm auf den Arsch geschlagen hat, wir haben gehört von „Old Spice“ und davon dass es zu dieser Dinner-Einladung kein Essen gab. Ich erspare euch einige weitere Widerlichkeiten.
All das hätte niemand hören müssen.
Es ist ein Beispiel dafür, dass sich das Tramperl manchmal selber schadet.

All diese Dinge hat Stormy Daniels in den ersten Stunden ihrer Aussage kundgetan, als sie von der Anklage befragt wurde. Sie antwortete dabei meist etwas zu lang. Sie war offensichtlich nervös, sprach sehr schnell und machte hilflose Witze.
Der Richter hat sie dann ermahnt, weil sie eben zu viel Rundherum lieferte. Dies sei ein Gericht, sie solle möglichst knapp die Frage beantworten, weiter nichts. Er war besorgt, dass ein zu bunt geschildertes Ereignis mit zu vielen unnötigen Details die Jury beeinflussen könnte. Er achtet darauf ein faires Verfahren zu ermöglichen. Und heikle Themen (Sex mit einem Pornostar gehört da offensichtlich dazu) muss man auf das Notwendigste reduzieren. So habe ich den juristischen Aspekt dahinter verstanden.

Das Kreuzverhör

Dann war kurz Pause und dann kam das Kreuzverhör.
Die Anwälting, die die Daniels in die Mangel nahm, gilt als sehr erfahren und richtig gut und den meisten Kommentatoren war klar, dass sie versucht hat das Tramperl mit ihrer Befragung zu beruhigen.
Was sie nämlich tat, war etwas, dass der Jury womöglich nicht so gut gefallen hat.

Wichtige Anmerkung:
und bitte, das lernt frau schnell .. die Anwälte agieren rund um die Jury herum. SIE sind die Stars für die Anwälte im Raum. SIE sind die, die die Entscheidung treffen. Das ganze Theater läuft für sie ab. Und die Anwälte haben über die Jahre Erfahrungen was bei einer Jury von Geschworenen ankommt und was nicht. Eine Frau über die Maßen unter Druck zu setzen, gehört nicht unbedingt dazu. Das mag oberflächlich klingen. Wenn du aber damit über die Freiheit deines Klienten entscheiden kannst, dann … passt du eben auf, was du sagt und auch WIE du es sagst.
Insofern war es ungewöhnlich, dass eine so geübte Anwältin es riskierte die Jury unnötig zu vergrämen und die Sympathien womöglich auf die Zeugin zu verlegen, anstatt sie zu diskreditieren).

Sie hat immer und immer wieder und auf unterschiedliche Art und Weise .. über Stunden .. der Daniels Geldgier unterstellt. Sie hat sie als Lügnerin darzustellen versucht, sie in die Enge gedrängt und immer wieder versucht ihr die Worte im Mund umzudrehen.
Die Reaktion der Zeugin am ersten Tag war darauf eher aggressiv. Stormy Daniels hat sich verteidigt.

Eine Kommentatorin fasste zusammen: „They are shaming a sex worker“!

Sprich sie haben in den Klischees gewühlt, in denen unsere Gesellschaft rund um Sexarbeiterinnen halt so schwimmt.
So schien es der Verteidigung nicht schlüssig, dass Stormy Daniels überrascht war, als in ihrer Erzählung klar wurde, dass das Tramperl Sex haben will. (Anmerkung: Stormy Daniels war 27, das Tramperl 60). Als Pornostar, so die unterschwellige Botschaft, will sie ja eh immer, oder etwas nicht?
Es scheint ein etwas aus der Zeit gegriffenes Kreuzverhör gewesen zu sein. Vor „me too“ und der Zeit in der eine Frau ihre eigenen Entscheidungen trifft, wenn es um ihr Leben und ihre Karriere geht.

Stormy Daniels, das war schon klar, ist keine zart besaitete Prinzessin, aber seit ihre Affäre bekannt wurde, muss sie sich um ihre Sicherheit sorgen. Ihr Leben und das ihrer Kinder wird regelmäßig bedroht. Sie ist seither mehrfach umgezogen .. deswegen.
Am 2. Tag des Kreuzverhörs dann war die Daniels schon sehr viel mehr in ihrem eigenen Saft. Auf unterstellende Fragen, gab sie bissige, schlagfertige Antworten und hielt der Verteidigung schon mal den Spiegel vor.

Insgesamt war sie 7,5 Stunden im Zeugenstand.

Womit wir bei der Jury sind. Viel wurde diese Woche davon geredet, dass man die Einstellung der Jury nicht kenne. Man wisse halt nicht, was für Menschen das sind. Wie sie Sex, wie sie Untreue, wie sie, ja auch, den Umgang mit einer Sexarbeiterin bewerten. Sehr häufig hörte man den Satz:
„Es kommt nicht drauf an, welchen Eindruck ich als Journalist hatte. Es zählt nur die Meinung der Geschworenen.“
Und die weiß nunmal niemand.

Schräg, aber eben schlüssig. So soll die Justiz ja funktionieren. Normalos werden diesen Fall entscheiden. Nächste Woche kommt wohl Michael Cohen. Da werden potentiell auch ein paar Fetzen fliegen.