Eine Baumscheibe begrünen – Die ersten Schritte

Bäume in der Stadt leben in einem sehr eigenen Umfeld. Meist stehen sie solitär in der Gegend. Der nächste Baum … eher weiter weg. Das, was ihnen nahe kommt sind die Häuser, die Autos und die Straße. Vor allem der Beton, der rückt ihnen fest auf den Leib.

Schaut man sich die Bäume hier in Wien an (und ich denke woanders wird’s nicht viel anders sein), dann ragen sie meist aus einem Loch im Beton heraus. 

Da quilt dann quasi ein Stückerl Boden, gerne auch mal eingezäunt, aus dem Beton. Ich bin den Anblick so gewohnt, dass ich es nicht mehr eigenartig finde, obwohl es das natürlich (hehehe) ist.

Ich bin total pro Baum in der Stadt. Es sollten noch viel mehr davon hier rumstehen. Und das wo Wien, was man so liest, eine grüne Stadt ist. Bäume, so meine bescheidene Meinung, kann’s in der Stadt eigentlich nicht genug geben.

Diese Bodenstückerl nennt man hier bei uns Baumscheiben. Und wenn die Baumscheibe samt Baum nicht auf einer Hauptstraße zu finden ist, dann kann sich die Wiener Stadtgärtnerei nicht darum kümmern. In Wien stehen ein paar zigtausend Bäume. (92.707 in 2020) Das macht einen soliden Haufen Baumscheiben. Somit ist das Gros der Betonlücken völlig verwahrlost. Graue Gschtettn, auf denen sich die Hund gerne verewigen. 

Weil aber statistisch gesehen in den knapp 2 Mio Wiener ein Haufen Grün-Garten-Begeisterte zu finden sein muss, hat sich die Stadt Wien gedacht: „Geben wir den Leuten eine Chance!“

Gelungene Beispiele auf der Homepage.

Es nennt sich „Garteln um Eck“ und man kann sich, nach einem kurzen Kontakt mit der zuständigen Behörde (NATÜRLICH muss das wer genehmigen ;-), so eine Baumscheibe grüntechnisch vorknüpfen.

Und das habe ich getan. Keine Ahnung wieso. Anscheinend ist mir Garten samt Parklet noch nicht genug. Oder womöglich steckt in mir eine kleine Menschenfreundin, die den anderen um sie herum die Gegend verschönern will … auf eine eher natürlich Art und Weise. Wiedemauchimmer.

Bei mir ums Eck steht eine Platane, deren Baumscheibe ein hartes Leben führt und ich dachte .. probieren kann ich’s ja.

 Die Schwierigkeiten, die ich langsam aber doch zu meistern gedenke, sind Folgende:

  • Da wächst zur Zeit nicht einmal irgendwas. Die Baumscheibe ist totgetrampelt, totgepinkelt. Das ganze ist steinhart, grau. Zero Life. Nicht einmal ein Wegerich oder so. Das muss ich erst mal auflockern und aufbereiten. Einmal umrackern wird nicht reichen.
  • Die Baumscheibe liegt direkt vor einer Schule und .. natürlich .. wird drübergelaufen.
  • Die Baumscheibe, so hat man mir mehrfach versichert, ist ein absolutes Lieblingshundeklo in meiner Nachbarschaft. Den Kot nehmen die Besitzer zwar brav mit, aber … naja .. ehschonwissen.
  • Durch die nahestehenden Häuser und wegen der Giganto-Platane kommt unten am Boden nicht allzuviel Licht an. Alles zusammen echt harte Verhältnisse. Eine Herausforderung.

Also rein pflanzentechnisch brauche ich Hargesottenes, das mit wenig Licht auskommt, kinderlieb bzw. kinderfest ist und auch noch irgendwie Hunde überlebt bzw. sanft weiterleitet. Da ich für die ganze Sache keine finanzielle Unterstützung erhalte, möchte ich -zumindest voerst- nicht irre Geld reinbuttern, sondern  mal schauen, was überlebt bzw. wie die Menschen in der Umgebung damit umgehen.

Bisher sind wir daher wie folgt vorgegangen:

  • Im ersten Schritt im Herbst haben wir Blumenzwiebeln verbuddelt. Bei dem steinharten Boden eine ziemliche Action. Es ging mehr darum sich mal anzukündigen.
  • Vor kurzem haben wir dann ein paar Ableger aus unserem (sehr schattigen)
    Garten gesetzt. Wenn das Zeug bei uns wächst, dann wird es ihm unter
    der Platane zumindest, was das Licht angeht, besser gehen. Kein Geld ausgegeben.
  • Wir haben zunächst mal nur die HALBE Baumscheibe bepflanzt, damit die Hunde nicht von Null auf Hundert ein Problem bekommen. Ich habe Katzen und ich liebe sie. Ich denke, dass man den Leuten mit Hund auch eine Chance zur Gewöhnung geben muss.
    • abgesehen davon, war das Aufackern der halben Baumscheibe schon Tortur genug.
  • Wir haben Rindenmulch aufgebracht um das Austrocknen ein wenig einzudämmen, denn ich habe nicht vor jeden Tag zu gießen.

Jetzt schauen wir mal was passiert. Die Schüler, die Hunde, die Pflanzen. Alle bekommen jetzt Zeit zu reagieren.

links im Bild bereits leicht aufgeackert. Aber man kann die Tristess erahnen.
Monate danach kamen einige – nicht alle – Krokusse raus. Sehr mutig
Kommt man an diesem Standort nämlich klein und unscheinbar aus dem Boden, wird man niedergemäht …
Zur Zeit sieht es so aus. Abwarten.

Ich halte euch auf dem Laufenden.

Wer in Wien daheim ist und selber eine Baumscheibe begrünen möchte – hier lang!