Geht es euch ähnlich? Die Berichterstattung rund um das Erdbeben .. die ist .. anstrengend. Nur um vorab eventuelle Missverständnissen vorzubeugen: Ein Erdbeben dieser Größenordnung ist eine Katastrophe und ich will hier gar nicht Leid kleinreden oder vergleichen oder so. Mir geht es um die Berichterstattung. Die sich, schon von der Logik her, auf die Zahl der Todesopfer und das Beschreiben der furchtbaren Lage konzentriert. Eh klar.
Womit man sich aber als Zuseher/Hörer/Leser emotional in einer Stresszone befindet. Es gibt zu dem Thema nichts Erfreuliches zu berichten. Ja, okay, sie haben ein Kind noch lebend geborgen. Aber ihr versteht schon was ich meine. Die Infos rund um das Geschehnis per se sind ausnahmslos entsetzlich. Das Betrachten und Verarbeiten von derlei ist dann eben auch .. anstrengend. Wir alle, wir kämpfen gerade damit.
Bei mir kommt dann noch dazu, dass ich mir schon nach der ersten Zusammenfassung dachte: „Uh Scheiße, bei der Fläche reden wir nie und nimmer von 1.200 Opfern. No way!“ Und seit dem ersten Tag höre ich jeden Tag dreimal, wie die Zahlen steigen und steigen. Und ein Teil von mir will das einfach nicht hören, weil es sich dann schon ein bissi reißerisch liest dieses „Bereits 20.000 Todesopfer“. Auch wenn sie es noch so trocken rüberbringen, der Nachgeschmack ist da. Und ich mag ihn nicht.
Ich wappne mich jeden Tag aufs Neue um all die Bilder zu verarbeiten .. und irgendwann habe ich mir die Frage gestellt: „Wie kann man über so eine Katastrophe eigentlich berichten?“, „Wie geht das ohne Zahlen zu dreschen?“ ohne die leidenden, traurigen Gesichter womöglich auszunutzen. Nutzt man die Gesichter überhaupt aus? Muss man das eigentlich eh zeigen? Wenn ja, wieviel davon?
Fragen über Fragen.
Und wisst ihr was? Es gibt keine 100%ige Antwort. Denn, ja ich denke, sie müssen die Zahlen täglich aktualiseren und ja, ich denke, sie sollten einige Bilder zeigen. Und ich gestehe ein, dass das, was ich manchmal als reißerisch empfunden habe, durchaus auch als trocken erzählt betrachtet werden kann. Es fühlt sich halt in mir so an, weil ich schon so weichgeklopft bin von dem Thema. Ich beobachte die Medien genau – also zumindest die in meiner Reichweite – und ich komme zu dem Schluß, dass sich die meisten wirklich Mühe geben. Sie bieten oftmals Zusatzinfo (von wegen „wie stark ist 7,8 eigentlich?“ oder „wie werden solche Rettungsaktionen koordiniert?“) wohl teilweise auch um eben genau nicht nur die Zahlen und die Bilder hinzuwerfen.
Ich komme zu dem Schluß, dass derartige Katastrophen medientechnisch eine echte Herausforderung und auch eine echte Aufgabe sind. Weiters komme ich zu dem Schluß, dass der Großteil der Medien sehr respektvoll und inhaltlich korrekt informiert. Sentimentalisiert wird da nicht. Ist gar nicht notwendig. Die Bilder sind viel zu stark. Die sprechen eh schon Bände. In den sozialen Netzwerken läuft das freilich anders, aber das sind dann meist eben keine Medien, sondern irgendwelche Trolle mit einer Absicht dahinter. Sollte man immer bedenken.
Ich wollte mir das mal von der Seele schreiben. Ich hoffe, ihr haltet euch alle aufrecht angesichts der Bilder und der Zahlen!
Titelbild: NASA .. eine damage proxy map. Ein markiertes Satellitenbild, das anzeigt wo Schäden schon vom All aus erkennbar sind. Derlei Bilder hat die NASA zur Verfügung gestellt.