Filmempfehlung: Miles Morales (Spider-Man: A New Universe)

Und bevor ihr jetzt gleich wegklickt, sag‘ ich euch: Schaut euch das an. Dieser hier ist der erste von drei Filmen, die tatsächlich außergewöhnlich sind (also die beiden bisher erschienen auf jeden Fall).

Wer nicht auf Comics steht, wird wohl schnell mal einen Bogen um diesen Film machen wollen. Wer aber den Kontakt zur Jugend wahren möchte, dem empfehle ich diesen Film, der sich durch und durch an junge Seher wendet und dabei einen künstlerischen Bogen spannt, wie ich in noch nie gesehen habe. Wunderbar!

Spiderman Into the spider-verse ist eine Comic-Verfilmung, die gleich mehrere Dinge auf einmal bietet.

Zunächst einmal – ganz oberflächlich – verbindet der Film (und die daraufhin folgenden Serienteile) alle die vielen auf Papier erschienen Spinnenmänner- und frauen. Das mag einem per se ja eher wurscht sein, ist aber filmisch durchaus herausfordernd und weil gut gelöst, sehenswert. Die Figur des Spiderman an sich ist über 60 Jahre alt und die Herausgeber des Comics haben die Geschichte einfach immer und immer wieder von Anfang an erzählt. Jedes mal in einer neuen Variation. Wobei die Eckdaten der Geschichte dabei immer gleich blieben. Die Story ist einmal dunkel und duster, dann völlig durchgeknallt bunt, dann Standard-Teenager-Superhero. Es gibt sie alle. So etwas miteinander zu verbinden … in einer sinnvollen Gesamtgeschichte ist eine Hürde. In diesem Fall wurde sie genommen.

Der Film ist ein Zeichentrickfilm, wenn man sowas heute noch sagen kann. Er ist natürlich computeranimiert, aber … naja, an irgendeinem Punkt wurde auch gezeichnet. Okay, das sind hier Kleinigkeiten. Darum geht es nicht. Der Film gibt sich als Comic, die erwachsene Ecke. Comic mit Stil. Durchdacht mit Farbpalette und Lichteinfall … Was aber nur für den Spiderman in dessen Universum gilt. All die anderen Spinnenmenschen aus den anderen Welten kommen dann mit ihrem ganz eigenen und auch anderem Stil und Look daher.
Und das ist wahrlich in Worten schwer zu umschreiben. Das muss man sehen. Da ist ein schwarz/weißer Spiderman, dann mehr so der Klassiker in blau/rot, da ist eine Ballerina-Spiderfrau. Sie haben alle diesselbe Geschichte, sind quasi diesselbe Person … und eben auch nicht. Im ersten Teil fällt es noch nicht so auf, aber im zweiten Teil dann, da hat es mich auf jeden Fall vom Sessel gefegt. Es gibt all diese verschiedenen Comic-Stile. Man kennt sie alle, auch wenn man nie einen Comic gelesen hat. Und in diesem Film stehen sie dann einfach nebeneinander und arbeiten zusammen am Problem. Grandios.

Sich selber finden

Spiderman ist ein Teenager. Er ist unter all den Superheroes dieser Welt der Jüngste. Und neben seinen Superkräften beschäftigen Spiderman eben auch all die Dinge, die einen Teenager nun mal so beschäftigen. Wer bin ich? Wer will ich sein? Welche Verantwortung trage ich? Lieben mich meine Eltern? Liebt mich mein Nachbarsmädchen? Ehschonwissen. Das ganz normale TeenagerChaos halt.

Dieser Film wendet sich in einer tieferen Schicht dem Erwachsenwerden. Miles Morales – der Spiderman in unserer Geschichte – weiß nicht recht, wer er ist (selbst als er weiß, dass er Spiderman ist, ist er es eben noch nicht). Der Film läßt ihn in seine Rolle/ sein Ich hineinwachsen. Eine klassische Becoming-of-Age-Story. Bunt und wild gezeichnet. Die ersehnte Liebe und Anerkennung des Vaters, das unverstanden-Fühlen, die Einsamkeit. Alles da. Intensiv hineingewoben in die immergleiche Spiderman-Geschichte. Sehenswert aufbereitet.

Wenn es für mich Star Wars war, dann wird es für meine Tochter wohl die Miles Morales Trilogie, die sie ihr Leben lang begleiten könnte. Vom Heranwachsen und das Böse besiegen .. nur sehr viel bunter.

Ach, es ist einfach wirklich gut gemacht. Eine Freude! Könnte der Einen oder Anderen unter euch auch richtig viel Spaß machen.

zu sehen bei:
Netflix, Prime Video, Apple TV, Sky Store (Stand 8.1.2024)

Und hier auch noch kurz der Verweis zum 2. Teil der Trilogie: Spider-man: Across the spiderverse .. sensationeller Film